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Nachtslalom in Flachau an Marlies Schild

Perfekter hätte das Weltcup-Comeback in Flachau nicht ausfallen können. Marlies Schild sorgte am Dienstagabend beim Flutlichtslalom in der Salzburger Herminator-Heimat mit ihrem 22. Weltcupsieg für einen von 10.000 Zuschauern begeistert gefeierten Heimerfolg der ÖSV-Damen, Kathrin Zettel gelang als Dritter der bereits 7. Saison-Podestplatz.
Bilder aus Lauf 1
2. DG und Siegerbilder

Platz zwei im “Länderkampf” Österreich – Deutschland ging an die Deutsche Maria Riesch, deren zur Halbzeit führende Schwester Susanne im Finale ausschied.

Dabei schien in Flachau schon alles angerichtet zu sein für einen deutschen Sister-Act, nachdem Susanne ihrer älteren Schwester die Halbzeit-Bestzeit abgejagt hatte. Der von Zettel angeführte Rest des Feldes lag schon 0,93 und mehr Sekunden zurück, Schild als Fünfte sogar 1,04. Einen schock erlitt Anja Pärson. Die Schwedin stürzte und musste mit Verdacht auf Meniskusschaden im Knie abtransportiert werden.

Doch der zweite Lauf auf der von 16 Flutlicht-Masten beleuchteten Hermann-Maier-Piste drehte deutlich mehr als die “Abfahrt”, die der Kroate Sobol im ersten Durchgang gesetzt hatte und die den Riesch-Schwestern auf den Leib geschneidert war. Lindsey Vonn stürzte früh und die zweifache Saisonsiegerin Sandrine Aubert (FRA) wurde ebenso wie die Österreicherin Michaela Kirchgasser disqualifiziert.

Prompt attackierte Schild im Finale von Platz fünf aus vehement, knallte Laufbestzeit hin und triumphierte drei Wochen nach ihrem Comebacksieg in Lienz erneut bei einem Heimrennen. “Dabei war ich nach dem ersten Durchgang richtig ‘angfressn’. Ich habe ständig auf Kurven gewartet, aber da waren keine”, erzählte Schild lachend, ehe man ihr die Schärpe als “Snow Space Prinzessin” für den mit 38.500 Euro belohnten Sieg umhängte.

“Ich habe zwar gleich gesehen dass mir der zweite wesentlich besser liegt, hätte aber nicht gedacht, dass es sich trotzdem noch ausgeht”, jubelte die 28-jährige Salzburgerin aus Saalfelden. “Ich habe alle Rechnereien vergessen und nur noch Gas gegeben!”

Dass die Riesch-Schwestern, die den ersten deutschen Doppelsieg seit dem Super-G in Marburg 1999 (Gerg vor Ertl) und den ersten deutschen Sisteract seit den Epples im RTL von Waterville 1982 anpeilten, “mitgeholfen” hatten, wurmte die ehrgeizige Salzburgerin sogar ein wenig. “Lieber wäre mir, die Susanne wäre durchgekommen und hinter mir geblieben, auch die Maria hatte ja einen Fehler”, relativierte Schild, die in Lienz noch mit fast zwei Sekunden Vorsprung gewonnen hatte. “Lienz war sicher mein emotionalster Sieg, das heute ist aber auch superschön.”

Das fand auch Zettel, die “Miss Konstanz” im ÖSV-Team, die auch im 6. Saisonslalom in die Top-4 kam. “Wahnsinn. Es war kein lupenreiner Lauf, aber ich habe wieder wie verrückt gekämpft”, freute sich die mit Knieschmerzen kämpfende Niederösterreicherin. Der bei sieben Podestplätzen immer noch fehlende Saisonsieg ärgert die Göstlingerin gar nicht. Sieben Podestplätze muss man erst zusammenbringen, der Sieg kommt schon noch”, versicherte Zettel. “Die Kulisse und die Stimmung waren ein Wahnsinn!”

Schild und Zettel überdeckten aber einmal mehr ein Problem. Während gleich sieben deutsche Damen aus der DSV-Mannschaft der Österreicher Mathias Berthold und Christian Schweiger ins Finale kamen, schafften zum fünften Mal in sechs Slaloms nur zwei ÖSV-Damen Punkte. Die Chance auf das “Billigticket” für den vierten Olympia-Startplatz nutzte auch diesmal keine.

Schilds Schwester Bernadette verpasste als 33. die Qualifikation um 12 Hundertstel, Carmen Thalmann schied im ersten Durchgang aus. Auch Brem und Nösig kamen nicht in die Punkteränge. Damit sind die Chancen, dass sich neben den Riesch- und den Löseth-Schwestern auch beide Schild-Girls für Olympia qualifizieren, bereits sehr gering.

Riesch tröstete sich mit der Führung im Slalom-Weltcup. “Nach meiner Ausgangsposition bin ich schon etwas enttäuscht. Aber die Marlies ist so cool wie vor ihrer Verletzung, deshalb hat sie’s auch verdient”, gab sich Riesch fair. In der Gesamtwertung führt vor dem Marburg-Wochenende weiterhin Lindsey Vonn. Zwei Tage nach ihrem Speed-Triplepack von Haus stürzte die Amerikanerin im Slalom. “Schade. Nach den drei Siegen habe ich gehofft, auf der Welle weiterschwimmen zu können”, sagte sie.

Das Flutlicht-Rennen an der Tauernautobahn übertraf jedenfalls alle Erwartungen. Mindestens 10.000 Zuschauer kamen, man hätte hunderte VIP-Karten mehr sowie größere Tribünen benötigt. Damit könnte Flachau wieder fixer Weltcup-Bestandteil und tatsächlich das “Schladming der Damen” werden.

Endstand:
  1. Marlies Schild (AUT)         1:37,89 Min.    (48,13-49,76 Sek.)
  2. Maria Riesch (GER)           1:38,23 + 0,34  (47,21-51,02)
  3. Kathrin Zettel (AUT)         1:38,31 + 0,42  (48,02-50,29)
  4. Tanja Poutiainen (FIN)       1:38,70 + 0,81  (48,27-50,43)
  5. Katharina Dürr (GER)         1:39,23 + 1,34  (48,49-50,74)
  6. Fanny Chmelar (GER)          1:39,37 + 1,48  (48,81-50,56)
  7. Sarka Zahrobska (CZE)        1:39,42 + 1,53  (48,07-51,35)
  8. Nastasia Noens (FRA)         1:39,80 + 1,91  (48,74-51,06)
  9. Christina Geiger (GER)       1:40,09 + 2,20  (49,41-50,68)
 10. Manuela Mölgg (ITA)          1:40,25 + 2,36  (49,44-50,81)
 11. Ana Jelusic (CRO)            1:40,41 + 2,52  (48,94-51,47)
 12. Claire Dautherives (FRA)     1:40,58 + 2,69  (50,55-50,03)
 13. Tessa Worley (FRA)           1:40,71 + 2,82  (50,52-50,19)
 14. Frida Hansdotter (SWE)       1:40,74 + 2,85  (49,11-51,63)
 15. Therese Borssen (SWE)        1:40,77 + 2,88  (48,69-52,08)
 16. Anemone Marmottan (FRA)      1:41,06 + 3,17  (50,59-50,47)
 17. Sarah Schleper (USA)         1:41,08 + 3,19  (49,68-51,40)
 18. Marusa Ferk (SLO)            1:41,47 + 3,58  (49,60-51,87)
 19. Sanni Leinonen (FIN)         1:41,52 + 3,63  (50,43-51,09)
 20. Nina Löseth (NOR)            1:41,67 + 3,78  (50,47-51,20)
 21. Nina Perner (GER)            1:41,71 + 3,82  (50,27-51,44)
 22. Mona Löseth (NOR)            1:41,84 + 3,95  (50,30-51,54)
 23. Rabea Grand (SUI)            1:41,85 + 3,96  (50,26-51,59)
 24. Brigitte Acton (CAN)         1:42,11 + 4,22  (50,44-51,67)
 25. Kathrin Hölzl (GER)          1:42,13 + 4,24  (50,10-52,03)
 26. Nika Fleiss (CRO)            1:42,18 + 4,29  (50,46-51,72)
 27. Lene Löseth (NOR)            1:42,23 + 4,34  (50,31-51,92)
 28. Tina Maze (SLO)              1:42,24 + 4,35  (50,35-51,89)

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Anna Fenninger, Carmen Thalmann
(beide AUT), Anja Pärson (SWE), Lindsey Vonn (USA), Chiara Costazza,
Denise Karbon, Nicole Gius (alle ITA), Veronika Zuzulova (SVK)

Disqualifiziert im 1. Durchgang: Michaela Kirchgasser (AUT), Sandrine
Aubert (FRA)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Maria Pietilä-Holmner (SWE), Susanne
Riesch (GER)

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