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Nach Ski-Unfall: Michael Schumacher kämpft um sein Leben

Michael Schumacher schwebt weiter in Lebensgefahr. Einen Tag nach seinem schweren Skiunfall vergrößerten die Diagnosen die Sorgen um den 44-Jährigen noch mehr. Mit Hirnverletzungen liegt er im künstlichen Koma.
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Pressekonferenz in Grenoble

Michael Schumacher kämpft weiter um sein Leben. Vier Tage vor seinem 45. Geburtstag bezeichneten die behandelnden Ärzte des Universitätskrankenhauses von Grenoble den Zustand des Formel-1-Rekordweltmeisters als weiterhin “außerordentlich ernst”.

Hirnverletzung und künstliches Koma

Schumacher wurde in ein künstliches Koma versetzt. Damit werde versucht, die inneren Blutungen einzudämmen und den Schädelinnendruck zu verringern, der sich in Folge der Verletzungen erheblich erhöht habe. Eine weitere Operation sei zunächst nicht vorgesehen. Der siebenmalige Champion erlitt bei seinem schweren Skiunfall “im Gehirn weit verbreitete Verletzungen”. Er habe Blutergüsse und Prellungen im Gehirn, erklärten die Ärzte bei einer Pressekonferenz am Montag – 24 Stunden nachdem Schumacher verunglückt war.

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grenoble450 ©Foto: AP

Mehrfach betonten die Mediziner in der knapp 15-minütigen Pressekonferenz, dass die Lage sehr kritisch sei. Über die Überlebenschancen könne man nichts sagen, erklärten die Mediziner.

Ohne Helm hätte er nicht überlebt

Derzeit befinde sich Michael Schumacher in einem “Zustand der Wiederbelebung”, erklärten die Ärzte des Krankenhauses in Grenoble. Sein Zustand sei als sehr ernst einzustufen: “Wir gehen Stunde um Stunde vor, wir behandeln auf Sicht.” Sobald es sinnvoll erscheine, würden weitere Prognosen abgegeben. Sicher sei angesichts der Schwere dieses Traumas, dass der 44-Jährige den Sturz ohne Helm nicht überlebt hätte. “Sein Helm hat ihn geschützt. Jemand, der diesen Unfall ohne Helm gehabt hätte, hätte es wohl nicht bis ins Krankenhaus geschafft”, sagte der Leiter der Anästhesie-Abteilung, Jean-François Payen.

Doch selbst mit Helm erlitt Schumacher die schweren Verletzungen. Der Zustand des Kerpeners habe sich dann noch verschlechtert, erklärte der Neurochirurg Stephane Chabardes. Daher wurde Schumacher vom Krankenhaus nach Grenoble gebracht. Schumacher habe eine Blutung zwischen Gehirn und Schädeldecke gehabt. Er wurde am Sonntag umgehend operiert. Eine zweite OP gab es nicht, betonten die Ärzte. Aus Respekt gegenüber der Familie wurden keine anatomischen Einzelheiten genannt, sagte einer der Mediziner.

Am Montag kein neues Bulletin mehr 

“Wir sind beunruhigt über seinen Zustand”, betonte Professor Gerard Saillant, der Schumacher in dessen Formel-1-Karriere bereits behandelt hatte und am Sonntag nach Grenoble gereist war. Weitere Informationen gebe das Krankenhaus “je nach Entwicklung” des Zustands. Für Montag hat die Universitätsklinik in Grenoble auf jeden Fall kein weiteres Bulletin zu Schumachers Gesundheitszustand geplant. Die nächste Information sei für den späten Dienstagvormittag vorgesehen, sagte eine Mitarbeiterin der Klinik-Pressestelle der Nachrichtenagentur dpa am Montagabend in Grenoble.

Erst noch ansprechbar, dann im Koma

Schumacher war am Sonntagvormittag auf einer nicht markierten Piste in Méribel verunglückt. Er war mit dem Kopf auf einen Felsen geschlagen. Ohne seinen Helm hätte es Schumacher wohl gar nicht bis ins Krankenhaus geschafft, meinte einer der Ärzte. “Man kann sich vorstellen, dass die Geschwindigkeit sehr hoch war.” Schumacher sei nach dem Unfall verwirrt gewesen. Er sei mit der rechten Seite aufgeprallt.

Rennen mit der Zeit

Man versuche nun Zeit zu gewinnen. Im Augenblick könne man nicht mehr dazu sagen. Eine Prognose könne man nicht abgeben, erklärten die behandelnden Ärzte. Zur Zeit werde alles unternommen, um den Druck im Gehirn nicht ansteigen zu lassen. Mehrfach betonten die Ärzte in Grenoble, dass die Lage sehr kritisch sei. Über die Überlebenschancen könne man nichts sagen, erklärten die Mediziner.

Familie bedankte sich für Anteilnahme

Michael Schumachers Familie hat sich für die große Anteilnahme nach dem schweren Skiunfall des Formel-1-Rekordweltmeisters bedankt. “Wir möchten die Medien zudem bitten, unsere Privatsphäre und die unserer Freunde zu respektieren und bedanken uns für ihre Unterstützung”, hieß es in einer Mitteilung, die Managerin Sabine Kehm am Montag im Namen der Familie verbreitetet. Dank richtete die Familie auch an die Ärzte, die Schumachers schwere Kopfverletzungen in Grenoble behandeln. “Wir wissen, dass sie alles Mögliche tun, um Michael zu helfen.”

Sportwelt bangt um Michael Schumacher

Das Bangen um Michael Schumacher nach seinem schweren Skiunfall ist Montagfrüh unvermindert. Weltweit machen sich Sportstars große Sorgen um den Rekordweltmeister der Formel 1, der im Krankenhaus von Grenoble mit lebensbedrohlichen Hirnverletzungen im künstlichen Koma liegt.

Große Bestürzung herrschte bei Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. “Ich bin schockiert und ich hoffe, dass es ihm so schnell wie möglich wieder besser geht”, sagte der vierfache Champion am Montag. “Ich wünsche seiner Familie jetzt ganz viel Kraft”, betonte Vettel, der mit Schumacher sehr gut befreundet ist. Der mittlerweile 44-Jährige war das Kindheitsidol des 26-jährigen Red-Bull-Piloten.

Weltweite Betroffenheit

Auch ehemalige Wegbegleiter am Kommandostand, Ex-Rivalen auf der Rennstrecke und auch Nicht-Motorsportler reagierten betroffen auf die schlimmen Nachrichten. “Meine Gedanken sind bei Schumi”, twitterte Deutschlands NBA-Basketballstar Dirk Nowitzki. “Werd bitte schnell wieder gesund”, meinte Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski in dem sozialen Netzwerk: “Nur das Beste, mein Freund.” Und Boris Becker schrieb: “Lasst uns alle beten für @realschumacher michael für eine vollständige und schnelle Genesung!!!”. “Fight Michael!! Meine Kraft und meine Gedanken sind bei euch..!!! FIGHT!!!!!!!”, twitterte Reck-Vizeweltmeister Fabian Hambüchen.

Vor allem aber in der PS-Szene war die Erschütterung groß. “Michael hat mehr als jeder andere die Kraft das durchzustehen”, meinte Ex-Champion Jenson Button. “Meine besten Wünsche an ihn und seine Familie #gutebesserung”, twitterte Schumachers Landsmann Adrian Sutil. Das Force-India-Team twitterte: “Come on Champion!” Auch die Organisatoren diverser Grand Prix von Australien bis Singapur schickten via Twitter und Facebook Genesungswünsche.

Merkel wünscht Kraft und Zusammenhalt

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat betroffen auf die Nachricht vom schweren Skiunfall des ehemaligen Formel-1-Rennfahrers Michael Schumacher reagiert. “Wie Millionen von Deutschen waren auch die Bundeskanzlerin und die Mitglieder der Bundesregierung außerordentlich bestürzt, als sie von Michael Schumachers schwerem Skiunfall erfahren haben”, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. “Wir hoffen mit Michael Schumacher und mit seiner Familie, dass er die Verletzungen überwinden und genesen kann. Seiner Frau, seinen Kindern, seinen Angehörigen wünschen wir in diesen schweren Stunden Kraft und Zusammenhalt.”

Auch Schumachers ehemaliges Formel-1-Team MercedesAMG hat mit großer Betroffenheit auf den lebensbedrohlichen Zustand des Rekordweltmeisters reagiert. “Wir waren schockiert, davon zu erfahren, dass Michael sich in einem kritischen Zustand befindet und verfolgen die neuesten medizinischen Entwicklungen zu seinem Gesundheitszustand aus Grenoble genau”, teilte der Rennstall am Montag mit. Schumacher hatte in der Königsklasse von 2010 bis einschließlich 2012 im Silberpfeil sein Formel-1-Comeback gefeiert. “Jeder im Team weiß, wie groß Michaels Kampfgeist ist und wir wünschen ihm für diesen Kampf all die Stärke, die er benötigt, um auch diesen zu gewinnen”, hieß es von dem deutschen Werksrennstall.

Ferrari: “Stunden der Angst”

Auch Michael Schumachers früheres Formel-1-Team Ferrari bangt um den Rekordweltmeister. “Es sind Stunden der Angst für alle bei Ferrari”, hieß es am Montag in einer offiziellen Mitteilung des italienischen Rennstalls. “Ganz Ferrari ist bei Michael”. Vor allem Präsident Luca di Montezemolo und Teamchef Stefano Domenicali stünden in ständigem Kontakt mit Schumachers Familie. Sie drückten den Menschen in seinem Umfeld ihre “Nähe und Ermutigung in einem so schwierigen Moment” aus.

Auch ein Fan bangt vor dem Eingang zum Krankenhaus in Grenobles. (Bild: AP)
Auch ein Fan bangt vor dem Eingang zum Krankenhaus in Grenobles. (Bild: AP) ©Auch ein Fan bangt vor dem Eingang zum Krankenhaus in Grenoble. (Bild: AP)

Sohn war bei Unfall mit dabei

Berichten zufolge war Schumachers Familie am Sonntag im Krankenhaus angekommen. Laut französischen Medien war Schumachers Sohn bei dem Unfall dabei. Sabine Kehm, Managerin der Kerpener Formel-1-Legende, bestätigte lediglich, Schumacher sei nicht alleine gewesen.

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Medienberichten zufolge trafen auch Schumachers langjährige Wegbegleiter Jean Todt und Ross Brawn am späten Sonntagabend im Krankenhaus ein. Letzterer war an allen sieben WM-Titeln des Rekordsammlers maßgeblich beteiligt. Brawn hatte Schumacher zu dessen Comeback in der Formel 1 bei Mercedes motiviert.

2010 war Schumacher in die Königsklasse des Motorsports nach drei Jahren Pause zurückgekehrt, nachdem er ein geplantes Comeback 2009 für Ferrari wegen der gesundheitlichen Nachwirkungen seines schweren Motorradunfalls im Februar desselben Jahres hatte absagen müssen.

Vertrauensarzt bei Schumacher

Siebenmal wurde Schumacher Weltmeister in der Formel 1. 1999 überstand er seinen schwersten Unfall, als er in Silverstone im Ferrari verunglückte. Der Arzt, der damals seinen Schien- und Wadenbeinbruch behandelte, war am Sonntag ebenfalls nach Grenoble gereist.

Fans und Freunde vor dem Krankenhaus

Freunde, Wegbegleiter – sie alle sind nach Grenoble gereist. Zu Michael Schumacher dürfen sie nicht. Nur die Familie darf kurz ans Bett des schwer verletzten und im künstlichen Koma liegenden Formel-1-Rekordweltmeister.

Der Formel-1-Rekordweltmeister wird im Universitätsklinikum von Grenoble abgeschottet. Freunde und Wegbegleiter, die unmittelbar nach den ersten schockierenden Nachrichten über den Gesundheitszustand des 44-Jährigen in den ehemaligen Olympia-Ort gereist waren, können praktisch nur vor verschlossenen Krankenhaus-Türen um Schumacher bangen. “Es gibt keinerlei Zugang zu dem Patienten. Nur die Familie hat die Möglichkeit ihn zu sehen und bei ihm zu sein”, betonte der Stellvertretende Klinik-Direktor Marc Penaud am Montag.

Vor dem Krankenhaus am Boulevard de la Chantourne waren im Laufe des Sonntags erste Fans eingetroffen. Als die Nachrichten vom Gesundheitszustand des siebenmaligen Weltmeisters immer dramatischer wurden, pilgerten immer mehr Fans zur Klinik. Nicht wenige trugen dabei das Ferrari-Rot aus Schumachers einstigen Zeiten bei der Scuderia.

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fans450 ©Foto: AP

Die Anspannung in den Gesichtern der Schumi-Anhänger ließ nach Bekanntwerden des weiter lebensgefährlichen Zustandes am Montag nicht nach. “Ich kann gar nicht sagen, wie traurig ich bin”, berichtete Filip Flis, ein 25 Jahre alter Pole, der in Grenoble studiert und seit 2002 jedes Rennen des Rekordweltmeisters verfolgte. Die libanesischen Brüder Karim und Wael Kourani meinten, in ihrer Heimat werde jemand Schumacher genannt, “der gut fahren kann”. Auch sie harrten vor dem Klinikum aus, auf dessen Parkplatz sich schnell die Übertragungswagen internationaler Medien eingefunden hatten. (red/APA/dpa)

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