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Nach Eskalation: Roma aus Bischofshofen abgereist

Die rund 100 Angehörigen der ethnischen Minderheit campierten neben der Skisprungschanze in Bischofshofen.
Die rund 100 Angehörigen der ethnischen Minderheit campierten neben der Skisprungschanze in Bischofshofen. ©Aktivnews
Jene Roma-Gruppe, die in der Nacht auf Dienstag von Jugendlichen in Bischofshofen (Pongau) attackiert wurde (S24.at hat berichtet), ist weiter in Richtung Kärnten gereist.
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Gegen das Campieren von Angehörigen der Volksgruppe Roma in Bischofshofen  haben sich Jugendliche über das soziale Netzwerk “Facebook”, unter anderem in einer öffentlichen Gruppe, formiert.

Rund 20 Einheimische suchten in der Nacht auf Dienstag den Parkplatz bei der Skisprungschanze auf, wo an die 100 Angehörige der ethnischen Minderheit mit 21 Fahrzeugen legal campierten. Es kam zu Wortgefechten und Sachbeschädigungen. Zwölf Polizisten hatten die ganze Nacht alle Hände voll zu tun, um eine Eskalation zu verhindern. Verletzt wurde niemand.

Roma offenbar beschimpft

“Sechs Polizeistreifen haben verhindern können, dass es zu körperlichen Auseinandersetzungen kommt”, sagte Polizei-Sprecher Anton Schentz zur APA. Einige Jugendliche seien mit Mopeds auf dem Schotterboden herumgefahren und hätten Gas gegeben, sodass Steine herumgeflogen seien. Die Polizei sperrte gegen 22.15 Uhr die Zufahrt zum Schanzengelände und leuchtete das Areal mit Scheinwerfern aus, um den Parkplatz überblicken und Übergriffe verhindern zu können.

Einige Fahrzeuge sind allerdings beschädigt worden. Offenbar wurden die Roma mit rechtsextremen Ausdrücken beschimpft. Die Kontrahenten haben sich laut Polizei gegenseitig provoziert. Die Ermittlungen dauern noch an. Der Einsatz der Exekutive wurde um 4.00 Uhr beendet.

Jugendlicher wehrt sich

Ein 19-jähriger Bischofshofener, der bei der Eskalation mit einer Roma-Gruppe in der Nacht auf Dienstag dabei war, meldete sich Dienstagnachmittag bei der Salzburg24.at-Redaktion zu Wort.

Er wehrt sich gegen die Anschuldigungen, dass die Jugendlichen die Roma attackiert hätten: „Wir waren diejenigen, die bedroht wurden. Die Roma, die dort mit ihren Wohnwägen geparkt haben, bedrohten uns mit Messern und sind uns mit ihren Autos nachgefahren. Ich hatte Todesangst.”, so der 19-Jährige, der anonym bleiben möchte. Er sei, so der Jugendliche, mit seinem Pkw vor lauter Angst mit 130 km/h durch das Ortsgebiet gerast, weil er laut seinen Aussagen von einem Roma verfolgt wurde. Der 19-Jährige blieb dann direkt vor dem Polizeirevier stehen und tätigte eine Aussage bei den Polizeibeamten. Auch Fahrzeuge von den Jugendlichen sollen laut Angaben des jungen Bischofshofeners beschädigt worden sein.

Auf die Frage, weshalb sich dort überhaupt so viele Jugendliche aufhielten, antwortet der 19-Jährige gegenüber S24.at: „Dieser Platz wird gerne von den jungen Einheimischen als Treffpunkt genutzt.”

Eskalation in Anthering

Die Roma waren erst am vergangenen Sonntag in Bischofshofen angekommen. Das Campieren sei angekündigt und genehmigt gewesen, erklärte der Polizei-Sprecher. Die fahrenden Roma hatten zuvor in Anthering (Flachgau) ihre Wohnwagen-Gespanne auf einer Bauernwiese aufgestellt (S24.at hat berichtet). Der Landwirt hatte das Campieren auf seinem Grund aber verboten und eine finanzielle Entschädigung gefordert. Schließlich brachte der Grundeigentümer in der Nähe der Wohnwagen Gülle auf. Die Roma zogen nun laut dem Bischofshofener Bürgermeister Jakob Rohrmoser (ÖVP) in Richtung Kärnten ab.

Politik meldet sich zu Wort

Der Bürgermeister sieht die Entwicklung in seiner Stadt mit großer Sorge: „Der Wirbel um die Roma-Gruppe herrscht schon seit Jahren und ist nicht neu. Die Gemeinde lässt Rücksicht walten und lässt die Roma, die etwa drei bis vier Mal im Jahr kommen, campieren und hat bereits Maßnahmen, wie ein öffentliches WC oder einen Mischmüllcontainer getroffen. Es ist jedoch ein viel tiefgreifenderes Problem, da hier einerseits auch Sachbeschädigungen und Verunreinigungen seitens der Roma getätigt werden, die die Gemeinde wiederum belasten. Andererseits kann man die Menschen nicht einfach vertreiben, noch dazu weiß man nicht, ob hier Leute von der rechten Szene mobilisiert werden. So oder so, wir wollen vermeiden, dass es künftig zu einer solchen Eskalation kommt, wie vergangene Nacht.”, so Rohrmoser auf Anfrage von Salzburg24.at.

Die ressortzuständige Landesrätin Martina Berthold (Grüne) will bezirksweise in gemeinsamen Gesprächen Lösungen finden, damit die Roma geeignete Plätze erhalten und es zu keiner Eskalation kommt. (S24.at/APA)

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