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Brückeneinsturz bei S35: Ursache noch unklar, Evakuierungen aufgehoben

Die eingestürzte Brücke des Neubaues der S35 in Frohnleiten
Die eingestürzte Brücke des Neubaues der S35 in Frohnleiten ©APA
Nach dem Einsturz der im Bau befindlichen halb fertigen Brücke der Brucker Schnellstraße (S35) in Frohnleiten haben die Gutachter am Sonntag mit der Suche nach der Ursache begonnen.
Bahnverkehr unmöglich
S35-Brücke eingestürzt
Bilder vom Unglück

“Wir können da bisher nicht eingrenzen”, betonte Siegfried Wanker von der an der Einsturzstelle tätigen Firma Strabag. Die Staatsanwaltschaft Graz hat indessen die Ermittlungen wegen fahrlässiger Gemeingefährdung aufgenommen.

Kran drohte in Frohnleiten niederzustürzen

Ein Kran, der bei dem Einsturz der Brücke Samstagabend in eine gefährliche Seitenlage gedrückt wurde und auf Gebäude zu fallen drohte, ist am Sonntag zu großen Teilen abgebaut worden. Somit konnten 20 Bewohner, die am Abend ihre Häuser hatten verlassen müssen, wieder zurück. Die S35 muss jedoch weiterhin für den gesamten Verkehr gesperrt bleiben. Erst wenn die Sicherungsarbeiten gegen Ende der kommenden Woche abgeschlossen sind, soll wieder der Verkehr auf der zweiten, intakten Murbrücke fließen.

Südbahnstrecke nicht befahrbar

Weniger schnell können dagegen die Behinderungen auf der Südbahnstrecke der ÖBB behoben werden. Rund 800 Tonnen Beton, Stahl und anderes Material liegen auf den Gleisen. Wie schwer diese beschädigt sind, konnten die Experten noch nicht sagen. Rund 100 Züge pro Tag werden für mindestens zwei Wochen ausfallen. Für werktags rund 10.000 Fahrgäste wird ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Busse aus der gesamten Steiermark, aus dem Burgenland und von Partnerunternehmen der ÖBB wurden organisiert, um die Verspätungen in Grenzen zu halten.

Im Güterverkehr sind Umwege von mehreren Hundert Kilometern nötig. Diese werden nun über Ungarn und Slowenien geführt. Auch die Kostenfrage sei bei den ÖBB noch offen, betonte Sprecher Christoph Posch. Die Frage, wann die Strecke wieder freigegeben werden kann, sei derzeit noch nicht oberste Priorität: Erst müsse das Sanierungskonzept – also der Ersatzverkehr – stehen. Bezüglich eines am Vorabend kurz vor dem Einsturz durchgefahrenen Zugs wurde Posch konkreter: “Es handelte sich um einen Schnellzug von Salzburg nach Graz, der mit rund 100 km/h unterwegs war.” Die Garnitur sei “wenige Minuten vorher” unter der Brücke durchgefahren.

S35-Brückeneinsturz wegen Lehrgerüst?

Strabag-Vorstand Wanker erklärte, dass der Schwerpunkt der Arbeiten zur Bewältigung des “schwerwiegenden Vorfalls” derzeit bei der Festlegung des Abbruchkonzepts liege. Bei der Ursachensuche sei man bisher nicht viel weitergekommen: “Es kann das Lehrgerüst gewesen sein”, sagte er, doch auch ein nachgebendes Fundament komme als Auslöser des Einsturzes infrage. Ebenfalls noch nicht abschätzbar ist die Schadenshöhe. Die Bauarbeiten werden sich um Wochen verzögern, “es können aber auch Monate sein”, meinte Wanker auf Nachfrage.

Ermittlungen gegen Unbekannt

Die Staatsanwaltschaft Graz nahm die Ermittlungen wegen fahrlässiger Gemeingefährdung auf. Diese werden laut Sprecher Arnulf Rumpold gegen “Unbekannt” geführt. Ein Sachverständige kümmere sich jetzt vorrangig um die Beweissicherung. Als Rechtsgrundlage dient der Paragraf 177 des Strafgesetzesbuches: “Wer (…) fahrlässig eine Gefahr für Leib und Leben einer größeren Zahl von Menschen oder fremdes Eigentum in großem Ausmaß herbeiführt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu bestrafen.”

Lob für die Einsatzkräfte gab es seitens des Verkehrsministers Alois Stöger (SPÖ) und des Bezirkshauptmanns von Graz-Umgebung, Burkhard Thierrichter: “In 19 Jahren im Amt ist mir noch nie so eine gute Kooperation untergekommen.”

(apa/red)

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