AA

Nach Anschläge - Weltweit Terroralarm

Die Anschlagsserie in London hat weltweit Terrorangst ausgelöst. Die französische Regierung hob den Terroralarm unmittelbar nach den Explosionen am Donnerstagmorgen auf die zweithöchste Stufe.

In Washington wurden bewaffnete Beamte mit Spürhunden in die U-Bahnen geschickt. Auch in Berlin wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. In Österreich sahen die Behörden kein erhöhtes Bedrohungspotenzial, die britischen Einrichtungen werden aber verstärkt geschützt.

Es liege zwar keine aktuelle Bedrohungslage vor, teilten die Berliner Verkehrsbetriebe mit. Vorbeugend sei aber die Sicherheitsstufe „gelb“ ausgerufen worden, die zweithöchste. Das Personal in U-Bahnen und Bussen ist somit alarmiert, auf herrenloses Gepäck und verdächtige Gegenstände zu achten. Überdies wurde das Sicherheitspersonal in den Zügen verstärkt.

Der französische Ministerpräsident Dominique de Villepin ordnete an, die Warnstufe „rot“ auszurufen. Er erklärte seine „tiefste Solidarität“ mit der britischen Regierung und der britischen Bevölkerung. Bei der Wahl des Austragungsortes für die Olympischen Spiele 2012 hatte Paris am Mittwoch gegen London verloren. Das Ergebnis hatte große Enttäuschung im ganzen Land ausgelöst. In einem Brief an den britischen Premierminister Tony Blair sicherte Villepin „die sofortige, vollständige und umfassende Zusammenarbeit der französischen Dienste zu, um ihnen zu helfen, die Urheber dieser Verbrechen zu identifizieren“.

Die Sprecherin der Washingtoner Verkehrsbehörde, Candace Smith, sagte, man habe sofort auf die Terroranschläge in London reagiert. Mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten würden in Zügen und Bussen patrouillieren und auf verdächtige Gepäckstücke oder Personen achten. Auch die Fahrgäste seien aufgerufen worden, besonders wachsam zu sein und verdächtige Vorfälle zu melden. Etwa 1,2 Millionen Menschen nutzten täglich den öffentlichen Personennahverkehr der amerikanischen Hauptstadt.

Die australische Regierung richtete eine Hotline ein, auf der sich die Menschen nach dem Schicksal ihrer in London lebenden Verwandten und Bekannten informieren können. Etwa 300.000 Australier leben in Großbritannien, und die meisten von ihnen in der Hauptstadt. Eine Consulatssprecherin in London sagte, noch sei unklar, ob Australier unter den Opfern der Anschläge sind. Ein Sprecher von Ministerpräsident John Howard sagte, die Regierung sei über die Nachrichten aus London „sehr beunruhigt“.

Mehre Gebäude der Schweizer Großbank UBS in der Nähe der Liverpool Street in London wurden nach den Explosionen evakuiert. Ein UBS-Sprecher in Zürich bestätigte entsprechende Informationen. Wie viele Angestellte in Sicherheit gebracht wurden, war vorerst nicht bekannt. Der Wertschriftenhandel sei durch die Evakuierung nicht beeinträchtigt, sagte der Sprecher. Die Geschäfte würden gemäß eines Notfallplanes abgewickelt.

Die EU-Kommission zeigte sich in Brüssel „schockiert und entsetzt über die Nachrichten aus London“. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer betonte: „Es kann für ein solch schändliches Verbrechen keine Rechtfertigung geben.“ Die Angriffe unterstrichen die Notwendigkeit für die internationale Gemeinschaft und die Mitglieder des Nordatlantischen Bündnisses, „im Kampf gegen den Terrorismus vereint zu bleiben“, hieß es in der in Brüssel verbreiteten Erklärung.

Der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoé, der noch am Vortag bei der Olympia-Bewerbung in Singapur gegen die britische Hauptstadt angetreten war, sagte nach den Anschlägen: „Jetzt sind wir alle Londoner.“

Die Regierung in Madrid erklärte: „Spanien leidet seit Jahren unter der Geißel des nationalen und internationalen Terrorismus und bietet seine sofortige und bedingungslose Hilfe an, um die Urheber dieses widerwärtigen Anschlages zu verfolgen, das eine Stadt getroffen hat, die ihre Wahl zum Austragungsort der Olympischen Spiele 2012 feiert.“ Auch Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker kondolierte Tony Blair.

„Ein halber Bus flog durch die Luft“

Zahlreiche Londoner haben dem britischen Sender BBC geschildert, wie sie die Bombenanschläge in U-Bahnen und auf einen Bus am Donnerstag miterlebt haben.

„Alles war ganz normal, als es plötzlich einen lauten Knall gab und der Zug wackelte. Sofort war alles voller Rauch. Es war heiß und die Leute gerieten in Panik. Alle fingen an zu schreien und zu weinen. Es hat wohl 20 Minuten gedauert, bis Rettungstrupps kamen und uns befreiten. Während dieser ganzen Zeit gab es überhaupt keine Durchsagen.“

„Ich war in dem Zug, in dem die Explosion passierte. Ich war zwei oder drei Wagen weiter vorne. In meinem Wagen blieben alle Leute ruhig, obwohl sicherlich alle Angst hatten. Nach 15 Minuten oder so kamen Rettungskräfte und wir mussten zu Fuß zum Bahnhof Aldgate zurückgehen. Verbogenes Metall vom Zug lag auf den Gleisen. Und auch Verletzte, die dringen Hilfe brauchten.“

„Ich war gerade in der Liverpool Street aus der U-Bahn ausgestiegen. Gerade als die Türen wieder schlossen, gab es im Waggon neben meinem eine Explosion. Die Lichter gingen aus, aber die Leute sind ganz ruhig aus der Bahn ausgestiegen.“

„Ich war im Zug zwischen King’s Cross und Russell Square und es gab einen sehr lauten Knall. Der Zug entgleiste. Überall war Rauch. Es gab kein Feuer, aber der Rauch war fürchterlich. Da unten gab es auch eine Menge schwerer Verletzungen. Viele Leute schienen ernsthaft am Kopf verletzt zu sein.“

„Ich kam am Bahnhof Aldgate an und sah, wie Dutzende Fahrgäste in einen Raum geführt wurden. Alle waren voller Ruß, und vielen lief Blut ins Gesicht.“

„Ich war im Bus vor dem, der explodiert ist. Ich hörte einen furchtbar lauten Knall, und als ich mich umdrehte sah ich, dass der halbe Doppeldeckerbus in die Luft geschleudert worden war. Jede Menge Papier und ein halber Bus flogen durch die Luft. Alle Busse waren gerammelt voll. An den U-Bahn-Haltestellen hatten sie sogar schon Passagiere abgewiesen.“

„Vor der Ärztekammer steht ein Bus, der früher mal ein Doppeldecker war. Er ist ganz eindeutig von einer Bombe zerstört worden. Mindestens zwei Tote liegen daneben auf dem Pflaster. Das obere Deck des Busses ist völlig zerstört, das untere Deck nicht.“

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Nach Anschläge - Weltweit Terroralarm
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen