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Nach Anschlag in Wien: Durchsuchungen in Deutschland

Die Spuren des Attentäters führen auch nach Deutschland.
Die Spuren des Attentäters führen auch nach Deutschland. ©APA/dpa/Marcel Kusch
Nach dem Anschlag in Wien führen die Spuren des islamistischen Attentäters auch nach Deutschland. Es kam zu mehreren Durchsuchungen.
Attentäter mit Kontakt in die Schweiz

Die Spuren des islamistischen Attentäters von Wien führen auch nach Deutschland. Wie das deutsche Bundeskriminalamt am Freitag in der Früh per Twitter mitteilte, durchsuchten Beamte im Auftrag des Generalbundesanwalts die Wohnungen und Geschäftsräume von vier Personen in Osnabrück, Kassel und bei Hamburg. Die Durchsuchungsbeschlüsse seien am Donnerstag auf Grundlage von Erkenntnissen verfügt worden, die von der österreichischen Justiz übermittelt worden seien, so das BKA.

"Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen besteht gegen die vier von den heutigen Maßnahmen betroffenen Personen kein Anfangsverdacht für eine Beteiligung an dem Anschlagsgeschehen", erklärte das BKA zwar, fügte aber hinzu: "Es sollen jedoch Verbindungen zu dem mutmaßlichen Attentäter bestanden haben."

Zwei Ermittlungsstänge führen laut Nehammer ins Ausland

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Donnerstag erklärt, zwei Ermittlungsstränge zu dem Anschlag vom Montag führten ins Ausland. In der Schweiz seien bereits zwei Männer festgenommen worden. Das zweite Land nannte Nehammer nicht. Der deutsche Innenminister Horst Seehofer sagte aber in Berlin: "Wir haben durch den Fall in Wien auch Bezüge nach Deutschland hin zu Gefährdern, die rund um die Uhr überwacht werden."

Bei dem Anschlag am Montag in der Wiener Innenstadt starben vier Zivilisten, 23 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Täter, ein Anhänger der radikalislamischen Miliz "Islamischer Staat" (IS bzw. Daesh), wurde von der Polizei erschossen. Nach der Tat gab es laut Innenministerium in Österreich 18 Hausdurchsuchungen und 15 Festnahmen. Der in Österreich geborene 20-jährige Attentäter war im Frühjahr 2019 verurteilt worden, nachdem sein Versuch gescheitert war, nach Syrien zu reisen und sich dort der IS anzuschließen. Nach zwei Dritteln seiner Haftzeit wurde er im Dezember 2019 unter Auflagen entlassen. Der Mann hatte neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft.

Treffen mit zwei Kontakten aus Deutschland

Zwei der vier Personen, deren Wohnungen am Freitagmorgen durchsucht wurden, sollen den Attentäter von Wien vor wenigen Monaten in der österreichischen Hauptstadt getroffen haben. Das Treffen soll im Juli stattgefunden haben, wie der Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Die dritte Person soll demnach übers Internet mit dem Attentäter in Kontakt gestanden haben.

Die vierte Person soll mit den Kontaktpersonen des Attentäters über das Internet kommuniziert haben. Alle vier seien nicht tatverdächtig. Die Durchsuchungen dienten lediglich der Sicherstellung möglicher Beweismittel. Festnahmen habe es keine gegeben.

Vier Männer werden zur Islamistenszene gerechnet

Auch die vier Männer aus Deutschland, die zwischen 19 und 25 Jahre alt sind, rechnen die Ermittler der Islamistenszene zu, wie die Deutsche Presse-Agentur in Karlsruhe erfuhr. Zwei von ihnen kommen aus Osnabrück. Die anderen Durchsuchungen fanden in Kassel sowie im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein) statt.

Der Mann aus Kassel und einer der Osnabrücker waren nach dpa-Informationen vom 16. bis 20. Juli in Wien. Dort hätten sie sich mehrmals mit dem späteren Attentäter getroffen. Einer der beiden sei sogar bei ihm untergebracht gewesen, hieß es aus deutschen Sicherheitskreisen. Außerdem habe es Kontakt über einen Messenger-Dienst gegeben.

Auch der dritte Mann soll laut Bundesanwaltschaft und BKA über das Internet Kontakt zu dem Attentäter gehabt haben. Der Vierte hatte demnach keine direkte Verbindung, soll aber mit Kontaktpersonen des Mannes ebenfalls übers Internet kommuniziert haben.

Der Mann aus Schleswig-Holstein ist nach Informationen des "Spiegel" einschlägig aktenkundig und soll mit seiner Familie früher in Wien gelebt haben. Wegen eines fehlgeschlagenen Ausreiseversuchs nach Syrien mit anderen Islamisten sei er vor zwei Jahren vom Hamburger Landgericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Zwei der vier Männer schon länger auf dem Schirm

Mindestens zwei der Männer hatten die deutschen Sicherheitsbehörden dem Vernehmen nach schon länger auf dem Schirm. Ob es über ihre Kontakte zu dem späteren Attentäter schon vor dem Anschlag einen Austausch mit den österreichischen Behörden gab, war zunächst unklar.

Es sei richtig, dass die Behörden nun die deutschen Verbindungen des Wiener Islamisten betrachteten, sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg (CDU): "Jeder Stein muss jetzt umgedreht werden". Dies sei "auch ein Signal an mögliche Nachahmer und Gleichgesinnte des Täters", damit diese wüssten, "die Sicherheitsbehörden haben euch im Blick".

Bei den Durchsuchungen ging es laut Bundesanwaltschaft und BKA lediglich um die Sicherstellung möglicher Beweismittel. Nach dpa-Informationen werden die vier Männer bisher als Zeugen geführt. Es seien hauptsächlich Kommunikationsmittel beschlagnahmt worden, die nun ausgewertet werden müssten. Der Generalbundesanwalt führt der Mitteilung zufolge im Zusammenhang mit dem WienerAnschlag vom 2. November ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt.

(APA/Red)

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