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Nach Amokfahrt in Graz: Lenker wurde am Sonntagnachmittag einvernommen

26-Jähriger war am Sonntag zumindest vernehmungsfähig - kaum Angaben über Tathergang.
26-Jähriger war am Sonntag zumindest vernehmungsfähig - kaum Angaben über Tathergang. ©APA
Einen Tag nach der verheerenden Amokfahrt mit drei Toten durch die Grazer Innenstadt ist der Lenker des Geländewagens am Sonntag von der Polizei einvernommen worden. Er soll sich dabei eher ausweichend verhalten haben, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Kroschl, auf APA-Anfrage mit.
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Am Samstag konnte der 26-Jährige nicht einmal auf die Fragen der behandelnden Ärztin antworten, sein psychischer Zustand war dazu zu schlecht. “Angeblich hat er bei seiner Festnahme von einer Messerstecherei gesprochen, dass er auf dem Weg in die Schmiedgasse (zur Polizei, Anm.) mit dem Auto jemanden angefahren habe, hielt er für möglich. Das Ausmaß war ihm aber anscheinend nicht bewusst”, schilderte Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Festnahme verlief ohne Gegenwehr des Lenkers, er fuhr bereits langsam, als ihn die Beamten vor der Polizeiinspektion anhielten.

Amokfahrer wich Fragen immer wieder aus

Über die Befragung, die am Sonntag um 14.00 Uhr begonnen hatte, gab es bis zum Abend kaum Informationen. Der 26-Jährige konnte zwar einvernommen werden, wich aber immer wieder aus, schilderte der Staatsanwalt. Der Verdächtige sollte anschließend in die Haftanstalt Graz-Jakomini gebracht werden, wo er am Montag einem Haftrichter vorgeführt wird.

Handlungsleitfaden für Lehrer in Graz

Die Amokfahrt in Graz am Wochenende hat Montagfrüh Lehrer in den Grazer Schulen vor eine nicht alltägliche Herausforderung gestellt: Viele Kinder waren Zeugen der Szenen in der Innenstadt oder sind über den Familien- und Freundeskreis direkt oder indirekt betroffen. Etliche Lehrer hätten schon am Sonntag Rat und Unterstützung gesucht, hieß es beim Landesschulrat für Steiermark.

In vielen Klassen und den Lehrerkollegien herrschte tiefe Betroffenheit. Wie damit umgehen, wie mit den Schülern über die gewaltsamen Ereignisse am Wochenende reden? “Wir haben bereits am Sonntag die ersten Anrufe von Lehrern bekommen, die wissen wollten, wie sie Montagfrüh ihre Schüler am besten unterstützen können”, sagte Josef Zollneritsch, Leiter der Abteilung für Schulpsychologie im Landesschulrat, im Gespräch mit der APA.

Kinder als Augenzeugen der Amokfahrt

Auch Montagfrüh habe es bereits etliche Anfragen gegeben, weil in den Klassen bekannt wurde, dass Kinder Augenzeugen der Ereignisse geworden waren oder Verwandte hatten, die zu den Opfern gehören. “Viele Schüler sind jetzt einfach durcheinander”, so Zollneritsch.

Vonseiten der Abteilung für Schulpsychologie wurde daher ein Handlungsleitfaden an die Schulen in Graz und im Bezirk Graz-Umgebung verschickt. Zollneritsch betonte, dass die Fachleute des schulpsychologischen Beratungsdienstes auch direkt an die Schulen kommen können und auch bereits angefordert wurden. “Es finden sich genügend Experten, die in der Lage sind, mit solchen Ereignissen umzugehen”, sagte er. Das “‘Alleine mit Schwierigkeiten fertig werden wollen’ kann mitunter zu weiteren Belastungen führen”, warnte Zollneritsch.

“Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos”

Generell wurde den Direktionen und Lehrern empfohlen, den Schülern Raum zu geben, über die Ereignisse zu sprechen: “Das zeitnahe An- und Aussprechen von belastenden Ereignissen ist die beste Traumaprävention”, betonte der Experte. Wichtig sei es, Fragen so gut es geht zu beantworten und den Wissensstand möglichst sachlich und einheitlich weitergeben, damit das Entstehen von Gerüchten und Fantasien verhindert wird.

Leitlinie der Gespräche mit den Schülern sollte sein: “Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Es wurde alles Menschenmögliche unternommen, um den betroffenen Personen zu helfen. Der Zusammenhalt und die Solidarität in der Gesellschaft ist stark genug, um auch mit einem derart tragischen Ereignis fertig werden zu können.”

(APA)

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