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Nach 15 Messerstichen Freund angezündet

Prominente Strafverteidiger, erfahrene Richter und langjährige Prozessberichterstatter waren sich am Montag im Wiener Straflandesgericht einig: Das normale Maß war diesmal überschritten.

Der Fall, mit dem sich ein Schwurgericht im Saal 106 auseinander zu setzen hatte, ging weit über das hinaus, was Geschworene üblicherweise zu hören bekommen. Zwei Mädchen, 16 und 18 Jahre alt, mussten sich wegen versuchten Mordes verantworten. Sie hatten einem Freund zunächst mindestens 15 Messerstiche versetzt und ihn anschließend angezündet.

Der 21-Jährige wäre wahrscheinlich nicht mehr am Leben, hätte er sich am 13. Dezember 2005 nicht in höchster Verzweiflung mit einem Sprung aus dem ersten Stock befreit. Er schlug in Panik ein Fenster ein, weil es aus der der abgesperrten Wohnung in der Raxstraße in Wien-Favoriten kein Entrinnen gab, und stürzte sich in die Tiefe. „Das, was da passiert ist, ist an Kaltblütigkeit und Grausamkeit nicht mehr zu überbieten. Das ist an sich Stoff für einen schlechten Horrorfilm, der nur unter dem Ladentisch weiter gegeben werden kann“, sagte nun sein Anwalt Martin Gregor.

Der junge Mann hatte die 18-Jährige im vergangenen Sommer in der Discothek „Nachtschicht“ kennen gelernt. Die beiden freundeten sich an, er dürfte an dem Mädchen ein darüber hinaus gehendes Interesse entwickelt haben. Sie verstand seine Sympathien auszunützen, indem sie sich von ihm Geld ausborgte, um ihren regelmäßigen Kokainbedarf befriedigen zu können.

Als er auf die Rückzahlung zu sprechen kam, bestellte ihn das Mädchen in ihre Wohnung. Laut Staatsanwalt Oliver Janda hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits den Vorsatz, ihn auszurauben. Um ihren Plan verwirklichen zu können, beorderte die 18-Jährige auch die beste Freundin zu sich. Gemeinsam mit der 16-Jährigen versuchte sie dann, ihren Verehrer zu betäuben, indem man ihm mit Desinfektionsmittel versetzten Hagebuttentee vorsetzte.

„Wir haben das aus dem Nix heraus beschlossen“, gab die 18-Jährige auf der Anklagebank zu Protokoll. Der Bursch habe aber nur wenig getrunken: „Es ist nix passiert. Ihm ist nicht schlecht geworden. Da sind wir in die Küche gegangen, und sie hat gesagt ’Bringen wir ihn um’. Ich habe ’Okay’ gesagt. Wir sind einige Möglichkeiten durchgegangen. Wir haben uns auf das Erstechen geeinigt.“

Vorher wurde dem jungen Mann aber noch ein Glas Wasser über seine Kleidung geschüttet, damit er seine enge Jeanshose auszog. Die 18-Jährige hängte diese bereitwillig über den Heizkörper und gab ihm eine ihrer Jogginghosen zum Anziehen, „um die Leiche nachher leichter zu entsorgen können“, wie sie den Geschworenen erläuterte: Es sei schließlich einfacher, einem Toten einen weite, elastische Hose auszuziehen.

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