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Mutter ins Koma geprügelt: Prozessstart in Wien

Weil er am 30. Juli 2010 seine 65-jährige Mutter ins Koma geprügelt hatte, musste sich am Montag ein 37 Jahre alter Mann vor Geschworenen im Wiener Straflandesgericht verantworten.
Sohn in U-Haft
Es ist ihm nicht darum gegangen zu verletzen, sondern zu vernichten“, legte Staatsanwalt Leopold Bien dem 16-fach Vorbestraften versuchten Mord zur Last. “I bin völlig ausg’rastet. I war so in Rage, dass i mi nimmer z’ruckhalten hab’ kennan“, sagte der Angeklagte.

Nach letzter Haft zog der Mann zu seiner Mutter

Der Mann war 2007 nach seiner Entlassung aus der bisher letzten Strafhaft zu seiner Mutter in eine Wohnhausanlage in Wien-Meidling gezogen. Dort lernte er eine Nachbarin kennen und lieben, mit der er schließlich ein Kind zeugte: “Es is’ alles super g’rennt. I hab’ mir dacht, i mach nie mehr einen Tag G’fängnis.

Die Mutter habe jedoch immer wieder über seine Lebensgefährtin geschimpft und diese beleidigt. Mehrfach soll es deshalb zu Tätlichkeiten des Sohnes gegenüber der gebrechlichen, auf eine Gehilfe angewiesenen Pensionistin gekommen sein.

Mann rastete aus weil er Pizza-Karte nicht finden konnte

Völlig aus dem Ruder lief schließlich eine Auseinandersetzung, die sich daran entzündet hatte, dass der 37-Jährige eines Abends die Pizza-Karte eines Zustellservice nicht finden konnte und dafür die Mutter verantwortlich machte. Mit den Worten, er werde sie “umbringen“, stieß er die Frau zu Boden und trat dann mit den Füßen gegen ihren Kopf und Oberkörper. Obwohl die Frau ihn anflehte, von ihr abzulassen, sprang er ihr laut Anklage auch noch auf den Rücken und ließ erst von ihr ab, als seine Freundin ihn mit aller Gewalt von der Schwerverletzten wegzerrte.

Es is’ alles z’sammkemman. Es hat sich alles aufg’staut g’habt“, gab der Angeklagte zu Protokoll. Sein Mandant sei “wie eine Pyramide, wie ein Vulkan explodiert“, suchte Verteidiger Nikolaus Rast nach einer Erklärung. Tötungsvorsatz habe der Angeklagte keinen gehabt, betonte der Anwalt.

Mutter des Angeklagten immer noch im Wachkoma

Das Opfer erlitt bei der Prügelattacke ein schweres Hirntrauma mit einem Venenriss, Wirbel- und Serienrippenbrüche, einen doppelten Beckenbruch und einen Niereneinriss. “Sie war am Sterben. Unansprechbar, Schnappatmung, keine Regung mehr“, führte der Staatsanwalt aus. Nur dank rascher ärztlicher Hilfe – die 65-Jährige wurde mit dem Notarzthubschrauber ins AKH geflogen – überlebte sie. Doch die Pensionistin liegt seither im Wachkoma und wird sich laut Gerichtsmediziner Christian Reiter vom sogenannten apallischen Syndrom auch nicht mehr erholen.

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