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Mutmaßlicher Nazi-Kriegsverbrecher lebt in Ungarn

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach Ende des Zweiten Weltkriegs hat das Simon-Wiesenthal-Zentrum einen der meistgesuchten mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher in Ungarn aufgespürt. Der 97-jährige Laszlo Csatary lebt in Budapest. Während des zweiten Weltkriegs soll er an der Ermordung von 16.000 ungarischen Juden mitgewirkt haben. Ob es zur Anklage kommt, ist vorerst unklar.


Bereits im September 2011 habe das Jerusalemer Wiesenthal-Zentrum die ungarische Staatsanwaltschaft über Csatarys Budapester Aufenthaltsort informiert, sagte Direktor Efraim Zuroff der Nachrichtenagentur dpa. Weil Ungarns Justiz aber darauf nicht reagiert habe, sei die Presse informiert worden. Reporter der britischen “Sun” fotografierten und filmten Csatary nun in Budapest. Zuroff forderte Ungarn auf, Csatary schnellstmöglich vor Gericht zu bringen.

Die Staatsanwaltschaft in Budapest erklärte, sie ermittle “gegen Unbekannt”. Die Identität des von der “Sun” präsentierten Mannes mit Csatary wollte sie weder bestätigen noch dementieren. Die Ermittlungen hierzu seien schwierig, weil es um Vorgänge in einem heute nicht zu Ungarn gehörenden Ort gehe, die zudem mehr als ein halbes Jahrhundert zurücklägen. Die “Sun” habe keine neuen Informationen geliefert.

Die französische Regierung forserte die ungarischen Behörden am Montag auf, dem in Budapest aufgespürten mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher László Csatáry den Prozess zu machen. “Die Nazi-Verbrechen verjähren nicht”, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Paris am Montag.

Csatary soll 1941 und 1944 als Polizeichef von Kosice im damals ungarisch besetzten Teil der Slowakei in den Jahren 1941 und 1944 an der Deportation von insgesamt 16.000 Juden mitgewirkt haben. Dafür wurde er 1948 in Abwesenheit in Ungarn zum Tode verurteilt. Nach dem Krieg lebte er lange in Kanada. 1997 entzogen ihm die dortigen Behörden die Staatsbürgerschaft, worauf sich seine Spur zunächst verlor.

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