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Mutmaßliche Polizeigewalt: "Zeichen für misslungene Ausbildung"

Ein Experte meldet sich zu den Vorfällen bei einer Demo in Wien zu Wort.
Ein Experte meldet sich zu den Vorfällen bei einer Demo in Wien zu Wort. ©APA/Lukas Huter (Themenbild)
Nach den Vorwürfen der mutmaßlichen Polizeigewalt gegen Klimaaktivisten in Wien, äußert sich Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl zu der Ausbildung von angehenden Polizisten.
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Nach der Publikation von Videos, die mutmaßliche Polizeigewalt gegen Klimaaktivisten in Wien zeigen, stehen für den Kriminalsoziologen Reinhard Kreissl, Leiter des Vienna Centre for Societal Security (VICESSE), Auswahl, Rekrutierung und Ausbildung angehender Polizisten im Vordergrund. Man habe schon früher ein Screening bei der Aufnahme neuer Polizisten vorgeschlagen.

“Gewaltanwendung ist ein Zeichen für eine misslungene Amtshandlung”, sagte Kreissl. Bilder, die Polizisten zeigen, wie sie Gewalt gegen andere ausüben, würden darlegen, dass die Beamten überfordert sind. Deshalb wäre es schon bei der Aufnahme notwendig, Interessierte für den Polizeiberuf dahingehend auszuwählen, dass sie mit der nötigen Gelassenheit an den Job herangehen. “Das Problem ist, dass zum Beispiel in Wien ohnehin schon zu wenige Bewerber vorhanden sind”, räumte der Wissenschafter ein.

Beruf Polizist: “Es wird eine Realität behauptet, die es nicht gibt.”

Kreissl betonte, dass die in der Ära Herbert Kickls (FPÖ) als Innenminister ergriffenen Rekrutierungsmaßnahmen nicht in Zusammenhang mit den nun bekanntgewordenen Vorfällen gesehen werden könnten, weil die dabei in die Ausbildung aufgenommenen Polizeischüler noch nicht im Dienst seien. “Es erzeugt aber ein falsches Bild vom Polizeiberuf, wenn man auf rechten bis rechtsextremen Plattformen für den Job wirbt und auf Festen mit schnellen Autos wirbt, mit denen die angehenden Beamten nie fahren werden. Es wird eine Realität behauptet, die es nicht gibt.”

“Positiv ist zu bemerken, dass der beschuldigte Beamte in den Innendienst versetzt wurde. Das wäre unter Kickl nicht passiert”, konstatierte Kreissl. Es gehe aber schon darum, welche Compliance-Kriterien es bei Polizeiübergriffen gibt, welche Rechte ein Ombudsmann für Übergriffe habe und welche Gremien sich solche Fälle ansehen. Nicht zuletzt geht es darum, wie die Justiz mit Polizeiübergriffen umgeht. “In Wien haben es von 500 bis 600 Anzeigen zwei vor Gericht geschafft”, merkte der Kriminalsoziologe an.

(APA/Red)

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