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Museen müssen schließen: "Sind sehr getroffen"

Museen und Theater müssen wieder schließen.
Museen und Theater müssen wieder schließen. ©APA/GEORG HOCHMUTH
In der Nacht auf Dienstag, 3. November, tritt der erneute Lockdown auch im Kulturbereich in Kraft. Alle Theater, Opern- und Konzerthäuser sowie auch Museen müssen bis zum 30. November schließen.
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Ausgenommen sind Proben und künstlerische Darbietungen ohne Publikum, die zu beruflichen Zwecken erfolgen. Das gab die Regierungsspitze am Samstag bekannt. 80 Prozent der Umsatzeinbußen im Vergleich zu November 2019 sollen auch im Kulturbereich ausgeschüttet werden.

"Wir sind sehr getroffen, dass die Museen schließen müssen"

Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM), unterstrich, dass sie "natürlich nicht" einverstanden sei mit der Entscheidung der Politik, im Zuge des Lockdowns nun auch die Ausstellungshäuser zu schließen. "Wir sind sehr getroffen, dass die Museen schließen müssen", so Haag im APA-Gespräch - zumal sich gerade auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) sehr für die Häuser eingesetzt habe. Aber nun sei eben ein nationaler Kraftakt gefragt.

In jedem Falle habe man in den vergangenen Monaten alles getan, um die Museen Corona-sicher zu machen. "Die Museen sind derzeit sicherlich die sichersten Orte, die man besuchen kann", betonte Haag. "Museen könnten gerade in der jetzigen Zeit Halt, Werte und die Möglichkeit, sich auszutauschen, bieten."

Reaktionen aus dem Kulturbereich zum zweiten Lockdown

Für detaillierte Reaktionen seien die Nachrichten derzeit noch zu frisch. Wie schon beim ersten Lockdown sei eine Verschiebung oder Verlängerung von Ausstellungen, die man in Kooperation mit Partnern realisiere, jedenfalls nicht einfach. Und Kooperationen mit Einrichtungen wie Wien Modern oder die Fortführung der Ganymed-Schiene seien derzeit wohl nicht zu realisieren. "Es bricht einem das Herz, dass das nicht stattfinden kann", so Haag. Dass vonseiten der Politik eine Kompensation der Ausfälle in Aussicht gestellt wird, sei in jedem Falle ein sehr positives Zeichen. Zugleich werde man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Vermittlung oder dem Besucherdienst wieder auf Kurzarbeit schicken müssen. Dass hingegen Bereiche wie die Forschung weiterarbeiten könnten - anders als noch im Frühjahr - sei ein wichtiger Aspekt.

Peter Aufreiter, Direktor des Technischen Museums Wien und derzeit Vorsitzender der Bundesmuseenkonferenz, zeigte sich am Samstagabend wenig überrascht von den Maßnahmen. Ein Lockdown sei seit längerer Zeit "wie ein Damoklesschwert über uns geschwebt", schließlich habe man die Zahlen mitverfolgt. "Dass es so schnell geht, hat uns dann aber doch überrascht", so Aufreiter, der kurz vor Beginn der Pressekonferenz über die Schließung ab Dienstag informiert wurde.

"Besser jetzt als im Dezember"

Angesprochen auf die eigentlich gut funktionierenden Sicherheitskonzepte und keine bekannten Corona-Cluster in Museen, meinte er: "Wenn die Experten drastische Maßnahmen empfehlen, tragen wir das natürlich mit." Natürlich wolle niemand zusperren, aber das sei nun eben wohl notwendig. "Besser jetzt als dann im Dezember oder während der Weihnachtsferien, wo wir immer besonders viel Zulauf haben." Den zu erwartenden Einnahmenentfall im November könne er noch nicht beziffern, für das gesamte Jahr 2020 rechnet er jedoch mit rund 2 Mio. Euro. Besonders leidtue ihm, dass die vielen Schulklassen nun nicht mehr ins TMW kommen können. Nicht zuletzt deshalb werde man im kommenden Monat die digitalen Angebote wieder erweitern. Diese seien im Frühjahr sehr stark angenommen worden. Insgesamt habe es etwa bei Anleitungen zu Experimenten oder Bastelideen 70.000 Downloads gegeben.

ICOM Österreich, das Österreichische Nationalkomitee des UNESCO-assoziierten International Council of Museums, sieht in der neuerlichen Schließung der österreichischen Museen und Ausstellungshäuser "einen schweren Rückschlag für die Kunst und Kultur in Österreich". Die Schließung "schwächt die Museen, als zentrale Diskursorte, die gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren", so ICOM Österreich-Präsidentin Bettina Leidl am Samstagabend in einer Aussendung.

80 Prozent des Umsatzes wird ersetzt

Als "Lichtblick in dieser schwierigen Situation" wird die Ankündigung begrüßt, dass auch den Museen nun 80 Prozent des Umsatzes aus dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ersetzt werden soll. "Dies ist eine sehr wichtige Maßnahme zur finanziellen Absicherung der Museen - wir hoffen, dass diese dringend notwendige Unterstützung rasch und unbürokratisch umgesetzt und ausgezahlt wird." Unter Verweis auf die großen in punkto Sicherheit unternommenen Maßnahmen heißt es abschließend: "Österreichische Museen sind sichere Orte. ICOM fordert, dass die Museen und Ausstellungshäuser bei den ersten Lockerungsmaßnahmen berücksichtigt werden und ehestmöglich wieder geöffnet werden können!"

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(APA/Red)

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