Sekundenschnelle Metamorphosen, fantasievolles Spiel, raffiniert beleuchtete und liebevoll in Szene gesetzte Figuren und Gesichter – die Mummenschanz-Gründungsmitglieder Floriana Frassetto und Bernie Schürch zeigten im Rahmen der Retrospektive 3×11 gemeinsam mit Raffaela Mattioli und Jakob Bentsen ihre ganze Maskenkunst.
Die Maskenwesen der rein visuell arbeitenden Schauspieler erzählten auf der schwarzen Bühne kleine Geschichten von Zuneigung und Ablehnung, von Streit und Kampf, von vorsichtiger Annäherung und enttäuschten Gefühlen – immer begleitet von einer universell verständlichen, leisen Komik. Geschöpfe mit Augen und Mündern aus Notizblöcken oder Klorollen und Wesen mit verformbaren Plastilinköpfen durchlebten die gesamte zwischenmenschliche Gefühlspalette, meist mit tragischem Ende.Mummenschanz bezogen ihr Publikum in die Bühnenarbeit mit ein, so durften etwa die vorderen Reihen mit einer begeisternden Ofenröhre Ball spielen oder einer Klebeband-Figur Gesichter verleihen.
Ein grauer, unförmiger Kugel-Riese drohte über den Bühnenrand ins Publikum zu rollen, zwei Papierkreaturen bekämpften sich im Zeitlupentempo und raschelnde Seiden-Geister spukten über die Bühne. Das Maskentheater ließ einen glitzernden Fischschwarm vor den Augen der Zuschauer vorbeiziehen, und schuf aus Materialien wie Schaumgummi, Röhren und Styropor Tiergestalten, die sich permanent wandelten. Meterstab-dünne Gestalten wurden zu angreifenden Schlangen und was anfangs eine Krabbe war, flog als Vogel von der Bühne. Dem Schlussapplaus nach zu urteilen lässt sich nicht daran zweifeln, dass der kurzweilige Blick zurück auf 33 Jahre Mummenschanz beim Publikum gut ankam.
Der Name der Retrospektive, 3×11, steht für drei Mal elf Jahre Mummenschanz und lässt die drei großen Schaffensperioden Anfang der Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre Revue passieren. Bei den beiden Aufführungen in Bregenz handelt es sich um die einzigen Österreich-Gastspiele des Theaters in diesem Jahr. Mummenschanz ist noch am 4. November im Festspielhaus zu sehen.