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Mordprozess Flora A. in Wien: Lebensgefährte soll Freundin bei lebendigem Leib verbrannt haben

Der Angeklagte zu Beginn des Mord-Prozesses Flora A. in Wien
Der Angeklagte zu Beginn des Mord-Prozesses Flora A. in Wien ©APA/HERBERT PFARRHOFER
Bereits vor zwei Jahren geschah der brutale Mord, der nun vor dem Wiener Landesgericht verhandelt wird. Aus Eifersucht soll der Lebensgefährte der 28-Jährigen Shqiponje Flora A. diese bei lebendigem Leib verbrannt und auf einem Misthaufen in der Slowakei beseitigt haben.
Beim Prozess in Wien
Mordanklage gegen Ex-Freund
Hinweise fehlen
Keine Spur im Fall
Suche nach den Tätern
Tote in der Slowakei gefunden

Ab Montag muss sich der 45-jährige Lebensgefährte von Shqiponje Flora A. am Wiener Landesgericht vor einem Geschworenengericht wegen Mordes verantworten. Die Verhandlung ist auf vorerst drei Tage anberaumt, ein Urteil dürfte es frühestens am 22. November geben.

Angeklagter leugnet Tat

Laut Richter Andreas Böhm hat der Angeklagte die Tat bisher nicht gestanden. Staatsanwalt Leopold Bien wirft dem zuletzt bei ein Bauunternehmen als Teilzeitbeschäftigter tätigen Mann vor, im Oktober 2010 seine Freundin aufgrund “krankhafter Eifersucht” und des sich abzeichnenden Beziehungsendes getötet zu haben. Einen hieb- und stichfesten Sachbeweis enthält die Anklage allerdings nicht.

Der Staatsanwalt verweist auf mehrere Indizien, die seiner Ansicht nach “schlüssig und widerspruchsfrei” für die Täterschaft des Mannes sprechen. So wurde am Fundort ihrer sterblichen Überreste eine aus der Wohnung der Frau stammende Decke aus Leopardenfell entdeckt, in welche die 28-Jährige eingewickelt worden war.

Schockierende Bilder des Opfers

Beim Auftakt zum Prozess in Wien schockierte Staatsanwalt Leopold Bien am Montag sowohl die Geschworenen als auch die Zuschauer mit Bildern des grausam zugerichteten Opfers. Die Anklage im Mord-Fall Shqiponje Flora A. stützte sich auf eine ihrer Ansicht nach lückenlose Indizienkette, während der Beschuldigte jede Schuld von sich wies.

Unbestritten verlief die etwa einjährige Beziehung zwischen der 28-jährigen Shqiponje Flora A. und dem deutlich älteren Mann nicht wirklich harmonisch. Immer wieder machte dieser der aus Albanien stammenden Kellnerin Szenen. Der Grund: Eifersucht. Zuletzt stand die Liaison vor dem Ende, wie die junge Frau ihrer Mutter gegenüber angekündigt habe. Damit wollte sich der Baumeister hingegen nicht abfinden. Er kündigte laut Staatsanwalt gegenüber einem Arbeitskollegen an, Flora zu töten und sie “verschwinden zu lassen”.

Der Mord an Shqiponje Flora A.

Am 16. Oktober 2010 war es so weit: Als die 28-Jährige mit ihrem illegal in Wien lebenden Bruder nach der Sperrstunde gegen 2.45 Uhr nach Hause kam, soll sie ihr Freund unter dem Vorwand, falsche Papiere für den Verwandten aus der Slowakei holen zu wollen zu der Fahrt in das Nachbarland überredet haben.

Diese endete auf einem Acker östlich von Bratislava: Flora wurde ein Billa-Sack über den Kopf gestülpt, mit einem Gürtel gewürgt – “hoffentlich war sie bewusstlos” (Bien) – mit einer Leopoardendecke zugedeckt und auf einem Misthaufen angezündet, nachdem ein Brandbeschleuniger verwendet worden war. In der Lunge des Opfers fanden sich später Russpartikel und Zyanid im Blut, wodurch feststeht, dass sie dabei noch lebte.

Bluttat erst Wochen später bemerkt

Das Verbrechen war wochenlang nicht bemerkt worden und auch jener Bauer, der den Dünger auf seinem Acker ausbringen wollte, hatte die darin enthaltene Leiche zunächst nicht entdeckt. Erst als sie den Häcksler blockierte, die Beine waren zu diesem Zeitpunkt schon zerkleinert, wurde er aufmerksam. Aber auch dann dauerte es Monate, bis man Flora identifizieren konnte. Laut Anklage sei es für den 45-Jährigen kein Problem gewesen, die 121 Kilometer im entsprechenden Zeitfenster zwischen 3.30 und 9.30 Uhr zurückzulegen.

Die Familie der als verlässlich bekannten Mutter zweier Kinder machte sich schon einige Stunden später Sorgen. Man bemerkte, dass eine Leopardendecke, nämlich jene, deren Überreste später an der Leiche gefunden wurden, fehlte, ebenso Sportschuhe des Angeklagten, und das Auto war auf beiden Seiten verschmutzt.

Puzzleteile belasten Verdächtigen

Eine Vermisstenanzeige wollte der Beschuldigte den Angehörigen ausreden, da dies erst nach 24 Stunden möglich sei, zudem bat er, bei der Polizei nicht als Lebensgefährte, sondern als Schwager angegeben zu werden, da er mit der Schwester Floras eine Scheinehe eingegangen war. In weiterer Folge soll er laut Bien auch einem Lokalbesitzer und dessen Kellnerin suggeriert haben, am fraglichen Tag zeitig in ihrem Cafe gewesen zu sein, um sich ein Alibi zu verschaffen.

“Die vielen Puzzleteile offenbaren ein Bild, das die Schuld des Angeklagten so unzweifelhaft erscheinen lässt, wie wenn er auf frischer Tat ertappt worden wäre”, behauptete Bien.

Verteidiger: “Keine Beweise, nur Vermutungen”

Verteidiger Nikolaus Rast sah das ganz anders: “Es gibt keinen einzigen Beweis gegen meinen Mandanten, sondern nur Vermutungen der Familie des Opfers.” Der Todeszeitpunkt wäre Tage nach dem Verschwinden der Frau, die laut dem 45-Jährigen die Abrechnung im Cafe vornehmen hätte wollen.

Der Jurist wartete mit einigen Erklärungsversuchen auf, die von einem Ehrenmord durch die muslimische Familie über Probleme in einer Scheinehe Floras bis zu einem geplanten Raubüberfall auf einen reichen Cafe-Besucher reichten, in den die 28-jährige Shqiponje Flora A. eingeweiht gewesen wäre.

Familie verdächtigte Freund

Wie die ältere Schwester des Opfers aussagte, habe sie den Angeklagten schon kurz nach dem Verschwinden der 28-Jährigen verdächtigt. Der Grund dafür war unter anderem, dass der 45-Jährige seine damalige Freundin mehrfach bedroht und zumindest zweimal geschlagen habe. Deshalb habe Flora A. ihren Bruder gebeten, nach Wien zu kommen, um auf sie “aufzupassen”.

Nur Stunden nachdem man die als sehr verlässlich bekannte 28-Jährige nicht mehr erreichen konnte, hatte man sich auf die Suche nach ihr gemacht und die gemeinsame Wohnung des Paares nach Hinweisen auf deren Verbleib durchsucht. Dabei fiel sofort auf, dass eine vor zwei Wochen gekaufte Leopardendecke, deren Überreste später bei der Leiche gefunden wurden, verschwunden war, ebenso fehlten die Sportschuhe des Angeklagten. Dafür war das Schminktäschchen noch in der Wohnung, obwohl Flora A. dieses sonst immer dabei hatte.

Der Prozess wird am Donnerstag mit zahlreichen Zeugenaussagen aus der Familie des Opfers fortgesetzt. U.a. soll auch ihr Ex-Mann befragt werden, der Flora A. angeblich ebenfalls geschlagen und bedroht haben soll.

(apa/red)

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