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Monika Lindner will 2. Amtszeit

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Monika Lindner, die in letzter Zeit recht umstrittene Chefin des ORF, bewirbt sich um eine zweite Amtszeit an der Spitze des Öffentlich-Rechtlichen Medien-Unternehmens.

Die derzeit mächtigste Frau der österreichischen Medienwelt möchte weitere Jahre an der Spitze des größten heimischen Medienunternehmens bleiben: Amtsinhaberin Monika Lindner wird sich bis Samstag erwartungsgemäß erneut um die Stelle des ORF-Generaldirektors bewerben. Ob die passionierte Jägerin ihren Hochsitz am Küniglberg verteidigen kann, wird sich in den nächsten zweieinhalb Wochen zeigen.

ÖVP

Der ÖVP-„Freundeskreis” im ORF-Stiftungsrat – das oberste Aufsichtsgremium des öffentlich-rechtlichen Senders ist für die Wahl des Generaldirektors zuständig – hatte sich jedenfalls bereits im Vorfeld für ihre Wiederwahl am 17. August ausgesprochen und selbst SPÖ-Stiftungsräte hatten durchblicken lassen, dass sie einer „großen Paketlösung” mit Lindner an der Spitze nicht abgeneigt sind. Dennoch wurde eine Prolongation der Ära Lindner zuletzt wieder fraglicher. Teile der ÖVP können sich auch ihren Kontrahenten Wolfgang Lorenz an der Spitze des ORF vorstellen.

Die 61-Jährige Lindner führt seit viereinhalb Jahren Regie am Wiener Küniglberg. Den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere markierte sicherlich die Wahl zur ORF-Generaldirektorin, die sie im Dezember 2001 mit den Stimmen von ÖVP- und damals FPÖ-nahen Stiftungsräten für sich entscheiden konnte. Mit dem Antritt Lindners ging auch die größte Reform des ORF seit den Siebziger Jahren einher. Ihr Vorgänger Gerhard Weis war mit dem rund ein halbes Jahr zuvor von ÖVP und FPÖ beschlossenen Gesetz vorzeitig abgelöst worden.

Das neue ORF-Gesetz brachte für den ORF schwierigere Rahmenbedingungen, nicht zuletzt Einschränkungen im Werbebereich. Nach roten Zahlen im Jahr 2002 konnte die Geschäftsführung Lindner in den Folgejahren aber wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. Im Gebührenbereich konnte Lindner im ORF-Stiftungsrat erstmals seit 1998 wieder eine Erhöhung durchsetzen. Seit Jänner 2004 zahlen die Österreicher höhere Rundfunkgebühren.

Neben dem ORF-Kollektivvertrag hat Lindner auch das Projekt, ORF 2 in ganz Europa via Satellit empfangbar zu machen, realisiert. Im Vorjahr fand unter ihrer Führung die Ausgliederung der ORF-Senderinfrastruktur in die neu gegründete Tochter ORS (Österreichische Rundfunksender GmbH) statt. Die Raiffeisen-Medienbeteiligungsgesellschaft Medicur übernahm 40 Prozent an der ORF-Sendetechnik-Tochter, was Lindner in der Bilanz 2005 einen tiefschwarzen Rekord-Gewinn bescherte. Daneben wurde im Vorjahr der Spartensender TW1 zu 100 Prozent vom ORF übernommen.

Die Marktanteile der ORF-Programme sind – inmitten eines härteren Konkurrenzumfeldes – unter Lindner beinahe kontinuierlich gesunken. Für Quoten-Highlights sorgten indes Eventprogramme wie die zwei Staffeln von „Starmania” – die dritte Auflage geht im Oktober an den Start – oder die zwei Staffeln von „Dancing Stars”. Salzburger Opern-Events wie die „Traviata” oder den „Figaro” hievte Lindner in den Hauptabend. Ein Tiefpunkt war hingegen der Verlust der Übertragungsrechte an der österreichischen Bundesliga, die der ORF 2004 an die Privatsender Premiere und ATV abtreten musste.

Zuletzt braute sich über der Medien-Lady ein von Medien und Öffentlichkeit verfolgtes Meinungs-Gewitter zusammen, nachdem „Zeit im Bild 2″-Moderator Armin Wolf in einer Brandrede die interne Struktur des ORF sowie politische Einflussnahme von außen kritisiert und damit eine breite Diskussion losgetreten hatte. Öffentliche Kritik musste Linder in der Folge für Führungsstil und mangelnde Kommunikation einstecken. Darüber hinaus wurde ihr politische Schlagseite vorgeworfen, weil sie etwa als Chefin des „unabhänigen” ORF eine Rede von Bundeskanzler und ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel beklatschte.

Monika Lindner

Lindner wurde am 25. September 1944 in Gleiwitz, Schlesien, geboren. Sie wuchs in Innsbruck auf und studierte – nach einem misslungenen Vorsprechen am Reinhardt-Seminar – Philosophie, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Ihre ersten journalistischen Sporen verdiente sich die passionierte Golf- und Tennisspielerin bei Hellmut Andics als Redakteurin von „Das österreichische Jahrhundert” und „Report in Rotweißrot”. 1975 ging sie als freie Mitarbeiterin zum ORF, dem die 61-Jährige nun bereits die Hälfte ihres Lebens treu geblieben ist.

Ihr Aufstieg innerhalb des öffentlich-rechtlichen Senders begann 1979 mit der Leitung der Pressestelle, 1982 übersiedelte Lindner in die Stabsabteilung Planung und Koordination und 1991 übernahm Lindner die Sendung „Wir”. 1995 bis 1998 leitete sie „Willkommen Österreich”, bevor sie 1998 – auf Wunsch des damaligen ORF-Generalintendanten Gerhard Weis – zur NÖ-Landesintendantin avancierte.

Seither wird Lindner ein besonders gutes Verhältnis zu Landeshauptmann Erwin Pröll nachgesagt. Auch Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad zählt zur oft gesehenen Begleitung der Lindners. Privat war die ORF-Chefin mit dem Regisseur Otto Anton Eder verheiratet, der im August 2004 verstarb.

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