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Möglicher Burgtheater-Verkauf - Kirchberger: "Wäre der größte Unsinn"

Mitten in einer Finanzkrise: Das Burgtheater
Mitten in einer Finanzkrise: Das Burgtheater ©APA
Als mögliche Lösung der Finanzkrise des Burgtheaters wird nun laut über einen möglichen Verkauf der Immobilien der Bundestheater nachgedacht  - von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) über ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter bis zu Burg-Chef Matthias Hartmann.
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 “Ökonomisch wäre das der größte Unsinn”, warnt “Art for Art”-Geschäftsführer Josef Kirchberger. Die Holding-Tochter “Art for Art” betreut und bewirtschaftet die große Mehrheit der Immobilien der Bundestheater.

“Man schlachtet nicht die Cash Cow”

Alleine die über externe Vermietungen lukrierten Mieteinnahmen betragen rund 1,5 Mio. Euro, die Gesamtmieterträge 3,5 Mio. Euro jährlich. Würde die Cash-Cow der Bundestheater geschlachtet werden, wäre das mittelfristig höchst fatal, sagt Kirchberger im Interview mit der APA. “Man schlachtet nicht die Kuh, die Milch gibt. Letztlich ist das natürlich eine Entscheidung der Eigentümer. Ich könnte das aber nur aufgrund einer Weisung veranlassen, weil ich nicht vorsätzlich das Unternehmen, den Konzern und den österreichischen Steuerzahler schädigen kann.”

 Diese Immobilien hat “Art for Art”

Das Immobilienvermögen von “Art for Art” umfasst u.a. die Dekorationswerkstätten sowie ein großes Lager im Arsenal, ein großes Kostümlager in Wien-Penzing, die (langfristig an die Staatsoper vermietete) Probebühne der Wiener Staatsoper sowie selbst errichtete Lagerhallen mit einer Fläche von 67.000 Quadratmetern im Marchfeld, wo alle nicht kurzfristig benötigten Produktionen gelagert sind. Alle diese Objekte sind für den Theaterbetrieb unabkömmlich, könnten höchstens mittels “Sale-and-lease-back-Verfahren” veräußert werden – für Kirchberger keine wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme.

Sehr begehrt: Der Hanuschhof

Die historischen Theater- und Opernhäuser an Ring und Gürtel stehen im Eigentum der Republik. Die Begehrlichkeiten richten sich dagegen vor allem auf den Hanuschhof. Dieser insgesamt 19.230 Quadratmeter umfassende Gebäudekomplex kam 1999 mit der Ausgliederung der Bundestheater überwiegend in das Eigentum “Art for Art” (kleinere Flächen gehören auch Staats- und Volksoper sowie der Holding). 2003/4 wurde der Dachboden ausgebaut und verkauft. Kirchberger: “Das waren damals die teuersten Wohnungen Wiens.” Mit dem Erlös wurden Liegenschaften im Marchfeld erworben und dringend benötigte Lagerhallen errichtet.

Rund ein Drittel der im Besitz von “Art for Art” stehenden Hanuschhof-Fläche wird vermietet. Für die rund 4.500 Quadratmeter lukriert man an die 850.000 Euro Mieteinnahmen im Jahr – von so unterschiedlichen Mietern wie einer Vinothek, dem Bekleidungsgeschäft “Frack & Co”, der österreichischen Film Commission “Location Austria” oder der Filmproduktionsfirma “Mischief Films”.

Die Albertina hat zahlreiche Büroräumlichkeiten angemietet und sogar das burggartenseitig gelegene Polizei-Wachzimmer ist von “Art für Art” angemietet. Umgekehrt sind die heutigen Bundestheater-Kassen in der Operngasse von der zur Raiffeisenbank Oberösterreich gehörenden “Privatbank” gemietet, in den früheren Kassen im Hof selbst befindet sich heute das Staatsopernmuseum.

“Vermietung ist weit lukrativer”

“Niemand verkauft heute angesichts des niedrigen Zinsniveaus Immobilien, wenn er nicht unbedingt muss. Vermietung ist weit lukrativer.” Weswegen sogar Mietrechte zu Geld gemacht werden können. Würde der derzeit im Kasino am Schwarzenbergplatz stattfindende Spielbetrieb anderswo stattfinden, ließe sich das Mietrecht des Burgtheaters in der im Eigentum der BIG stehenden Immobilie am Ring vermutlich lukrativ veräußern. Was “Art for Art” zur Lösung der Finanzkrise beitragen könnte, möchte Kirchberger nicht über die Medien, sondern konzernintern diskutieren. “Derzeit sind wir aber leider nicht in Gespräche eingebunden.”

Einen ungewöhnlichen Lösungsansatz offeriert heute übrigens die “Berliner Zeitung”: Auch die spekuliert über einen Verkauf des Hanuschhofs: “Die Räume im Hanuschhof im 3. Bezirk, direkt am Donaukanal mit freier Sicht auf den Prater, sind sehr lukrativ.” Die Berliner Kollegen verwechselten die Bundestheater-Immobilie mit einem Gemeindebau gleichen Namens. Stünde dieser im Bundestheater-Eigentum, wären vermutlich tatsächlich alle Finanzprobleme gelöst.

(apa/red)

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