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"Mistgabel-Attacke" war Notwehr: Freispruch für NÖ Amtstierarzt

Der Vorwurf, eine Bäuerin mit einer Mistgabel verletzt zu haben, hat einen niederösterreichischen Amtstierarzt in Korneuburg vor Gericht gebracht.
Die angebliche Attacke im Zuge einer Kontrolle nach einer anonymen Anzeige gegen den Reiterhof im südlichen Wiener Umland stellte sich im Laufe des Verfahrens aber als Notwehrsituation dar – Einzelrichterin Karin Santa sprach den 54-Jährigen am Freitag daher frei, was das Landwirteehepaar mit lautstarker Empörung quittierte.

Wie auch immer es zustande kam, die 48-Jährige trug von den Zinken zwei blauen Flecken am Oberschenkel davon. Der Veterinär sollte im August nach dem Rechten sehen, weil Eichkätzchen in Käfigen und Pferde schlecht gehalten sein sollten. Nach seiner Darstellung war er offenbar nicht sehr willkommen. Als er die Größe der Pferdeboxen messen wollte, habe ihm der Hausherr das Lasergerät weggenommen, erzählte er am ersten Verhandlungstag Anfang Dezember. Die Situation spitzte sich zu, das Ehepaar verfolgte ihn im Stall bis zum Ende des engen Ganges, wo er eine dort lehnende Mistgabel ergriff – “damit sie nicht näher kommen”, bekräftigte er heute. Die Bäuerin sei weiter auf ihn zugekommen und ihm quasi hineingelaufen. Er selbst hatte aufgrund der aufgeheizten Stimmung bereits zuvor den Polizeinotruf gewählt.

Die Tochter hatte “laute Stimmen” aus dem Pferdestall gehört – und das folgende Geschehen mit ihrem Handy gefilmt, weil ihr die erste Begegnung mit dem Amtstierarzt eingefallen sei: “Er hat so eine aggressive Art”, meinte sie. Bei dieser früheren Kontrolle war es um die Größe der Hundezwinger gegangen – der Vater (53) erhielt eine Verwaltungsstrafe. Auf dem Video war weder die Mistgabel noch ein allfälliges Zustechen zu sehen, dafür aber u.a. zu hören, wie der Hausherr “Ausse, Rotzbua” schimpfte.

Auf seinem Hof lasse er nicht so mit sich und seiner Frau umgehen, schimpfte der Zeuge, dass sich der Amtstierarzt “abartig” benommen und geschrien habe, “wie von der Tarantel gestochen herum gejappelt” sei und mit dem Lasermessgerät herumgefuchtelt habe. Der Veterinär (nebenbei auch Jurist, Anm.) sei “unkompetent und unfachlich”, meinte er. Der Zeuge empörte sich weiter, dass die eingetroffenen Polizisten zuerst mit dem Amtstierarzt gesprochen hatten. Er habe nichts zu verbergen, sondern vielmehr einen der größten derartigen Betriebe Österreichs und werde von ausländischen Delegationen besucht. Das im Käfig befindliche Eichkätzchen, das der Tierarzt – gegen seinen Willen – fotografierte, habe seine Tochter aufgepäppelt, dann sei es ausgewildert worden.

Ähnlich aufgebracht wie ihr Mann äußerte sich die 48-Jährige. Sie hatte ebenfalls die Polizei angerufen, damit bei der Kontrolle wer dabei wäre, und dann Anzeige erstattet.

In der Urteilsbegründung führte Santa aus, dass das Video der Tochter eindeutig die Aggressionen der Familie zeige, die auch bei den heutigen Aussagen deutlich wurden. Die Familie habe offenbar Schwierigkeiten mentaler Art mit Behörden, meinte die Richterin. Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab, somit ist der Freispruch nicht rechtskräftig.

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