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Missbrauchsvorwurf: Domprediger Peter Hofer zieht sich zurück

Nach den schweren Missbrauchsvorwürfen einer 47-jährigen Salzburgerin zieht sich der bisherige Domprediger von Salzburg und Pfarrprovisor von St. Jakob am Thurn, Peter Hofer, von seinen priesterlichen Ämtern zurück.
Bilder der Pressekonferenz
Erzdiözese Salzburg leitet Verfahren ein
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Ein Glaubwürdigkeitsgutachten solle die Wahrheit ans Tageslicht bringen, schlug Peter Hofer am Freitag bei einem Pressegespräch vor. Danach gab die Erzdiözese bekannt, dass der Geistliche ab sofort dienstfrei gestellt und ein kirchenrechtliches Verfahren zur Klärung der Vorwürfe eingeleitet werde.

Bis zur Klärung der Vorwürfe solle ein möglicher Schaden für die Kirche abgewendet und der Druck auf die Beteiligten geringer werden, begründete Hofer den Rückzug von seinen priesterlichen Ämtern. Ein Schuldeingeständnis sei das nicht: Er habe die Frau nie zum Sex gezwungen und ihr nie Gewalt angetan. Die Salzburgerin hatte gegenüber Medien behauptet, dass sie in den 1980er Jahren, als Hofer die Stadtpfarre Nonntal geleitet hat, Hunderte Male von ihm vergewaltigt worden sei. Der Geistliche räumte lediglich ein, dass er von 1985 bis 1986 eine sexuelle Beziehung mit der Frau führte, als diese also schon erwachsen war. “Es war eine völlig unkomplizierte, offene, fröhliche Freundschaft. Unsere Beziehung war von meinem Standpunkt aus so, dass ich ihr nicht wehtun hätte können.”

Da nun Aussage gegen Aussage steht und ein gerichtliches Verfahren laut dem Anwalt des Geistlichen wegen Verjährung nicht möglich sei, hoffen Peter Hofer und sein Rechtsanwalt Fritz Müller auf das Zustandekommen eines Glaubwürdigkeitsgutachtens durch einen gerichtlich beeideten Sachverständigen. Das Gutachten könne aber nur dann erstellt werden, wenn sich die 47-Jährige bereiterkläre, daran mitzuarbeiten, erläuterte der Advokat.

Die Expertise soll der Klasnic-Kommission und der Ombudsstelle der Erzdiözese Salzburg vorgelegt werden. In diesem Gutachten solle auch die Familienanamnese unter Berücksichtigung allfälliger psychischer Erkrankungen der Frau und mögliche Vortraumatisierungen aus ihren Kindheitstagen – ob zum Beispiel ein Verdacht des Missbrauchs durch ein Familienmitglied vorliege – berücksichtigt werden, sagte Müller. Womöglich basierten die Anschuldigungen der Frau auf wahnhaftes Verhalten, das laut Fachleuten durch schwere Schicksalschläge wie beispielsweise die Krebserkrankung der Frau entstehen könne. Von einer Verleumdungsklage sehe man wegen des bedauernswerten Gesundheitszustandes der Frau ab, sagte Müller.

Der Geistliche erfuhr von den Vorwürfen eigenen Angaben zufolge erstmals im Jahr 2007. Zwei Jahre später wandte sich die Betroffene an die Salzburger und Wiener Ombudsstelle. Danach habe sie von ihm 25.000 Euro gefordert, erläuterte Müller. Aus Mitleid habe Hofer 5.000 Euro und später 10.000 Euro für die Krebstherapie als einmaligen Betrag angeboten, vorausgesetzt, sie erhebe keine Missbrauchsvorwürfe mehr. Am Ende der Gespräche mit der Klasnic-Kommission im Mai 2010 sei ihm mitgeteilt worden, dass sie monatlich 650 Euro für Therapiekosten erhalte, die vom Kirchenfonds refundiert werden. Die unabhängige Opferschutzkommission für Missbrauch und Gewalt in der Kirche soll die Salzburgerin bereits als Opfer anerkannt und ihr einen großen Geldbetrag als Schmerzensgeld zugesprochen haben, wie die APA erfahren hatte.

“Die Wahrheit muss zum Tragen kommen”, sagte Erzbischof Alois Kothgasser am Freitag in einer Erklärung. Er äußerte seine tiefe Betroffenheit. “Aufgrund vieler Gespräche und glaubwürdiger neuer Informationen, die das Erzbischöfliche Ordinariat zuletzt noch gestern Abend erhielt, sieht sich die Erzdiözese gezwungen zu handeln”, hieß es in der Aussendung. Die Dienstfreistellung Hofers betreffe in erster Linie Hofers Tätigkeit als Pfarrprovisor von St. Jakob am Thurn, sein priesterliches Wirken in der Salzburger Domkirche, aber auch alle anderen priesterlichen Funktionen. Für St. Jakob wird ein Ersatzpriester gesucht. Falls der Peter Hofer in dem kirchenrechtlichen Verfahren für schuldig befunden wird, werde er vom Dienst suspendiert, erklärte die Erzdiözese an. (APA)

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