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"Meine Beine tun weh"

Jener niederländische Bub, der als einziger den Flugzeugabsturz in Tripolis überlebt hat, kann sich nicht an die Katastrophe erinnern.
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Flugzeugabsturz in Tripolis
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Bub ist einzig Überlebender

 Bisher habe dem neunjährigen Ruben aus Tilburg noch niemand gesagt, dass seine Eltern und sein elfjähriger Bruder bei dem Absturz am Mittwoch umgekommen sind, berichtete die niederländische Zeitung “De Telegraaf” am Freitag. Das Kind wird derzeit in einem Krankenhaus in Tripolis behandelt. Die Identifikation der Todesopfer schreitet voran: Nicht drei sondern nur zwei Österreicher waren laut Außenministerium an Board.

Es handelt es sich bei den Österreichern um eine 70-jährige Frau und ihren ein Jahr jüngeren Ehemann, der die südafrikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, so das Außenministerium. Bei einem 38-Jährigen Opfer, nahmen die Behörden zunächst ebenfalls eine österreichische Herkunft an. Jetzt stellte sich laut Ministerium heraus, dass ein deutsch-südafrikanischer Doppelstaatsbürger starb, der den gleichen Namen trug wie ein in Südafrika lebender Österreicher.

Der Überlebende Ruben hat nach Angaben der Ärzte mehrere komplizierte Beinbrüche sowie eine Gehirnerschütterung und Verletzungen am Rücken erlitten. Sein Zustand sei aber stabil. Aus gesundheitlichen Gründen könne Ruben bisher nicht in seine Heimat zurückkehren, erklärten die Ärzte und ein Vertreter des niederländischen Außenministeriums in der Nacht auf Freitag in Tripolis. Sollte sich sein Zustand weiter verbessern, könnte er in den kommenden beiden Tagen zurück in die Niederlande gebracht werden. In sein Krankenzimmer im Al-Chadra-Krankenhaus strömen inzwischen die Besucher: Neben Seif al-Islam al-Gaddafi, Sohn von Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi, suchten Fotografen und Kameraleuten den Buben auf.

Reporter von “De Telegraaf” konnten mit Ruben ein kurzes Telefongespräch führen. “Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin, ich kann mich nicht erinnern”, sagte der Neunjährige nach Angaben der Zeitung. “Ich will einfach nach Hause.” Eine Tante und ein Onkel sind inzwischen bei dem Buben, der in niederländischen Medien “Das Wunderkind von Tripolis” genannt wird. Mitschüler von Ruben sowie Ärzte und Behörden in Tilburg bereiten alles für seine Rückkehr vor.

Kritik an den vielen Besuchern im Krankenhaus gab es am Freitag aus den Niederlanden: Nach dem umstrittenen Telefon-Interview mit Ruben hat seine Heimat gefordert, den Zugang zu dem Kind zu beschränken. Abgesehen von medizinischem Personal, sollen nur mehr Angehörige zu dem Buben vorgelassen werden.

Die Zeitung “Libya al-Yom” meldete, der Stimmenrekorder und der Flugdatenschreiber der Unglücksmaschine seien französischen Experten zur Auswertung übergeben worden. Der Airbus A330-200 war am Mittwochmorgen mit 104 Menschen an Bord beim Landeanflug auf die libysche Hauptstadt über einem leeren Gebiet abgestürzt und zerborsten. Berichte, wonach der Pilot den Tower in Tripolis kurz vor der Landung über einen technischen Defekt informiert haben soll, wurden von den libyschen Behörden bisher nicht bestätigt.

An Bord der Maschine der Fluggesellschaft Afrikijah Airways aus Johannesburg waren 93 Passagiere und elf Besatzungsmitglieder. Das niederländische Außenministerium geht davon aus, dass mindestens 70 Niederländer ums Leben kamen. Afrikijah Airways sprach von 66 holländischen Opfern sowie je 13 Südafrikanern und Libyern, vier Belgiern, zwei Österreichern sowie je einem Passagier aus Deutschland, Simbabwe, Frankreich und Großbritannien.

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