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Medizin-Aufnahmetest: 4.400 Bewerber für 740 Plätze in Wien

Die Plätze für ein Medizin-Studium in Wien sind begrenzt und begehrt.
Die Plätze für ein Medizin-Studium in Wien sind begrenzt und begehrt. ©APA/ Georg Hochmuth
Zu dem Aufnahmetest der Medizin-Uni Wien am Freitag sind gar nicht alle der 5.419 angemeldeten Bewerber erschienen. In zwei riesigen Hallen der Messe Wien versammelten sich 4.352 Bewerber zusammen, die um einen der 740 Anfänger-Studienplätze rittern. Dabei gab es heuer gleich zwei Premieren: Bewerber für einen der 80 Zahnmedizin-Plätze mussten einen Feinmotorik-Test absolvieren. Zusätzlich werden alle Testergebnisse nach Geschlechtern getrennt ausgewertet.
Medizin-Aufnahmetest in Wien
Aufnahmetest am Freitag

Die Mehrzahl der Bewerber war angesichts der Hitze im Strandoutfit zum Test gekommen. Vor der Sicherheitsschleuse wurden noch Eltern und andere Begleiter verabschiedet und so mancher Trolley an der Garderobe abgegeben – immerhin kommen 45 Prozent der Bewerber nicht aus Österreich. In die Prüfungssäle selbst dürfen nur Stifte und Verpflegung mitgenommen werden.

4.400 Bewerber nahmen am Eignungstest in Wien teil

Der Eignungstest für das Medizin-Studium (EMS) soll ähnlich einem Intelligenztest die intellektuellen Fähigkeiten aus zehn Bereichen abfragen, etwa Merkfähigkeit von Texten und Figuren, Interpretieren von Tabellen oder räumliches Vorstellungsvermögen. Er wurde in der Schweiz entwickelt und wird in Österreich von den Medizin-Uni Wien und Innsbruck eingesetzt. Graz hat dagegen ein eigenes Verfahren entwickelt. Die Interessenten für Zahnmedizin-Plätze müssen in Wien heuer erstmals nach einem etwas verkürzten Theorie-Test ihre praktischen feinmotorischen Fähigkeiten etwa bei Drahtbiegetests unter Beweis stellen. 30 Prozent der Beurteilung macht der neue Prüfungsteil aus.

2013 soll neues Testverfahren zum Einsatz kommen

In der derzeitigen Form könnte der seit 2006 eingesetzte EMS heuer jedoch zum letzten Mal stattgefunden haben, wie die Vizerektorin der Medizin-Uni Wien, Karin Gutierrez-Lobos, bei einem Pressegespräch betonte. Die drei Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck erarbeiten derzeit nämlich ein gemeinsames Testverfahren, das bereits im kommenden Jahr erstmals zum Einsatz kommen soll. Es sei “anzunehmen”, dass der EMS in der jetzigen Form damit Geschichte ist. Wie die Aufnahme dann aussehen wird, ist allerdings noch offen. “Es könnte auch etwas ganz anderes sein, etwa ein mehrstufiges Verfahren, damit man die sozialen Kompetenzen besser abfragen kann.” Ziel sei jedenfalls, dass ein neuer Test mehr Chancengleichheit bringt.

Medizin-Uni wertet Aufnahmetests nach Geschlechtern getrennt aus

Um schon diesmal Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern sicherzustellen, hat die Medizin-Uni Wien sich für eine geschlechtsspezifische Auswertung der Ergebnisse entschieden. Diese Vorgangsweise kann dazu führen, dass trotz identer Punktezahl beim Test Frauen eine höheren Testwert als Männer aufweisen und deshalb einen Studienplatz bekommen. “Das ist kein Frauenbonus”, betonte Gutierrez-Lobos, dieses Vorgehen solle lediglich Testfairness garantieren. “Es haben sich durchschnittlich 55 Prozent Frauen beworben und sind nur etwa 45 Prozent genommen worden, das heißt Männer sind bevorteilt worden. Wir möchten hier Chancengleichheit herstellen – vor allem wo wir wissen, dass Frauen schon bei der ersten großen Prüfung total aufholen und gleich gut oder besser als die Kollegen werden.”

Kritik an Aufnahmetests

Die HochschülerInnenschaft (ÖH) an der Medizin-Uni läuft gegen die geschlechtsspezifische Auswertung Sturm und will im Falle von Rechtswidrigkeit Testteilnehmer, die wegen der neuen Auswertungsmethode nicht zum Zug kommen, beim Gang vor Gericht unterstützen. Unter den Bewerbern ist die Sicht differenziert. “Ich find’s ganz ehrlich ein bisschen unfair. Aber es geht nur um ein paar Plätze dabei, das ist verkraftbar”, meint etwa Robert Kales, der sich für einen Platz bewirbt. Kerstin Ganglbauer, die ein paar Plätze weiter sitzt, ist zwar nicht überzeugt, ob eine Auswertung nach Geschlechtern wirklich notwendig ist. “Aber für mich ist es auf jeden Fall gut, ich könnte mich nicht darüber beschweren.” (APA)

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