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Massenauflauf bei "Night of Love Songs"

&copy Wiener Festwochen
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Ausufernd in jeder Hinsicht, aber insgesamt äußerst unterhaltsam hat sich gestern, Samstag, Abend die „Night of Love Songs“ der Wiener Festwochen präsentiert.

Im Rahmen der neuen Reihe „Into The City“, die Heerscharen von jungen Leuten in die beteiligten Lokale und deren Open Air-Bühnen am Lerchenfelder Gürtel trieb, traten unter anderem Maximilian Hecker, Chicks on Speed, Lazy Youth und Hanne Hukkelberg auf. Ergänzt wurde das Programm von Filmen, Diskussionen, Lesungen – und ständiger Polizeipräsenz.

„Es sind einfach zu viele Leute unterwegs“, fasste einer der zahlreichen, offenbar überforderten Exekutivbeamten das Bild zusammen, das sich einem entlang der U-Bahn-Bögen bot. Das Menschenaufkommen wurde bei der Veranstaltung „definitiv unterschätzt“, so die Polizei, die mit Unterstützung der Wiener Linien versuchte, die Straßen und Straßenbahngleise möglichst frei zu halten. Gemeinsam mit dem parallel stattfindenden Life Ball und den dazugehörigen Partys war an diesem Abend aber wohl fast ganz Party-Wien auf den Beinen.

Tatsächlich glich die „Night of Love Songs“ einer riesigen Party, obwohl sich der Abend zu Beginn noch recht zaghaft anließ. Maximilian Hecker schlug vor dem B72 wie gewohnt leise, melancholische Töne an, die zwischendurch immer wieder von kleinen Lautstärke-Attacken unterbrochen wurden. Und auch The Chalets sorgten anschließend hauptsächlich dafür, dass man eine Station weiter den Ton der gezeigten Kurzfilme (u.a. von SiSi Klocker, Maria Lassnig, Dietmar Brehm, etc.) nicht mehr ordentlich verstehen konnte.

Parallel wollte sich ein Großteil der Menge jedoch die Elektropunk-Ladies von Chicks on Speed nicht entgehen lassen, weswegen sich vor der Bühne beim Rhiz eine immer größer werdende Traube von Menschen bildete. Diese schwappte während der von Blaulicht untermalten Performance schließlich auf die Straße über, was für Unmut auf Seiten der Polizei sorgte. Beim Publikum löste eher die zu geringe Lautstärke negative Gefühle aus, die zwei Akkordeonistinnen von Agenda Lobkov unmittelbar davor hatten jedenfalls mehr Anklang gefunden.

Die positivste Überraschung in musikalischer Hinsicht lieferte die Norwegerin Hanne Hukkelberg mit ihrer Band im Mezzanin. Das ruhige Pop-Konzert mit wunderschöner Stimme und originell eingestreuten Saxofon-Klängen besänftigte die angespannten Nerven und bildete für viele einen angenehmen Abend-Ausklang. Andere gaben sich noch die „ironische Genderfuckshow“ von SV Damenkraft im Rhiz oder nutzten das zwar eher kühle, aber zumindest größtenteils trockene Wetter für diverse nächtliche Freiluft-Aktivitäten.

Insgesamt bot das Festwochen-Event eine Fülle von Möglichkeiten, die unmöglich zur Gänze ausgeschöpft werden konnten. Mehrere nutzten aber zumindest die Chance, die Hemmschwelle zu den zahlreichen sich am Gürtel befindenden Bordellen abzubauen. Schließlich stand die „Night of Love Songs“ nicht zuletzt unter der Prämisse „Auch Sexarbeit ist Arbeit“, eine Diskussion in der Hauptbücherei Wien und Veranstaltungen in zwei der „verruchten“ Etablissements sollten das Thema in ein diskursives Spannungsfeld setzen.

Die Stimmung im rötlich ausgeleuchteten und mit rotem Samt ausstaffierten Queen Club war jedoch eher ausgelassen als nachdenklich, laute Musik und in das Lokal geschmuggeltes Dosenbier standen im Mittelpunkt. An das eigentliche Thema erinnerten nur die aufgetakelten und größtenteils ernst dreinschauenden Frauen, die später im Abendkleid den Müll entfernen durften. Ob die Aktionen für einen Sensibilisierungsprozess gesorgt haben, blieb in diesem Moment zu bezweifeln – spannend und unterhaltsam war der Abend aber auf jeden Fall.

Die Festwochen-Reihe „Into The Night“ wird am 8. Juni mit „In The Air Tonight“ am Flughafen Wien-Schwechat und am 10. Juni mit „Tuning The Cage“ fortgesetzt.

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