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Marcello Lippi zurückgetreten

Er kam, sah, siegte und ging - mit dem gewonnenen Weltmeistertitel ist Italiens Fußball-Teamchef Marcello Lippi auf dem Höhepunkt seiner Karriere abgetreten. "Meine Aufgabe ist erfüllt", erklärte der 58-Jährige am Mittwoch.

So wie Klinsmann ließ sich auch der Vater der italienischen Fußball-Renaissance nicht mehr zu einer Vertragsverlängerung überreden. Vom Fußball-Skandal und dem zuweilen hysterischen Medienrummel in Italien angewidert, sagte Lippi “Addio”. Mit Italiens vierten Weltmeistertitel hat er sich für ewig seinen Platz im italienischen Fußball-Olymp gesichert. Traurig aber dankbar sagt Italien: “Grazie Lippi!” Dieser Erfolg “werde für immer in der Geschichte des italienischen Fußball und in den Herzen aller Tifosi bleiben”, sagte der gewiefte Taktiker. Der WM-Triumph mit dem 5:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen Frankreich sei für ihn das “größte Erlebnis” seiner Karriere gewesen.

Spieler, Verband, Fans und Medien flehten im Chor: “Lippi, bitte bleib!” Aber konsequent wie er Italien allen Widrigkeiten zum Trotz in den schwierigsten Stunden des größten Fußball-Skandals aller Zeiten zum WM-Sieg führte, so unbeirrt vollzog Lippi nun seinen längst geplanten Rückzug. Drei Monate will er nun Ausspannen und endlich mit seinem Segelboot in See stechen. Gerüchte über einen Wechsel zu Manchester United dementierte Lippi.

In Deutschland wurde der Dirigent des italienischen Star-Ensembles zum eigentlichen Superstar der “Squadra Azzurra”. Mit jedem Sieg verstummten die Kritiker immer mehr, die Lippi wegen der Verwicklung seines Sohnes Davide in den Fußball-Skandal kurz vor der WM an den Rand eines Rücktritts getrieben hatten. Fünf Mal war Lippi zuvor mit Juventus Turin Meister und einmal Champions-League-Sieger geworden, “aber eine Weltmeisterschaft ist etwas viel Größeres”, gab der Mann mit dem goldenen Händchen zu. “Ich empfinde Glücksgefühle wie noch nie”, gestand der im Vergleich zu seinem Vorgänger Giovanni Trapattoni eher kühl und emotionslos wirkende Lippi.

Nach der EM-Pleite in Portugal hatte er die “Azzurri” übernommen und ihnen neben ihren traditionellen Defensiv-Qualitäten das Stürmen beigebracht. Als Lippi Deutschland mit vier Stürmern in der Verlängerung mit 2:0 im Halbfinale besiegte, wurde er als “Revolutionär” des italienischen Fußballs gefeiert. Dabei hatte die Ära Lippi denkbar schlecht begonnen. Bei seinem Debüt 2004 gegen Island gab es eine 0:2-Niederlage, im gleichen Jahr verloren Fabio Cannavaro und Co. gegen Slowenien 0:1. Danach gab es aber nur mehr Remis und Siege, nach 25 Spielen in Serie ohne Niederlage trat Lippi nun ab.

Als Nachfolger sollen laut italienischer Medien unter anderem Ex-Milan-Star Roberto Donadoni und der ehemalige Juventus Turin-Spieler Gianluca Vialli “ante portas” stehen.

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