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Maier nahm am Geburtstag Abschied aus seinem Wohnzimmer

Mehrmals schon hat Ski-Star Herman Maier während der Weltcuprennen in Beaver Creek Geburtstag gefeiert. An diesem 7. Dezember wurde der Skistar bereits 36 Jahre alt und die Szene scheint mit dem Norweger Aksel Lund Svindal einen Nachfolger für den "Herminator" gefunden zu haben.

Die Latte liegt freilich hoch, hält doch der Salzburger bei 54 Weltcupsiegen und ist damit Zweiter hinter dem wohl uneinholbaren Schweden Ingemar Stenmark (86).

Das Leben und die Karriere von Hermann Maier in wenige Sätze zu packen, ist unmöglich. Der Salzburger bekam Dinge in die Wiege gelegt, schuftete aber gleichzeitig mit einem Ehrgeiz und Fanatismus am Erfolg wie kaum ein anderer.

Den Weg, den der Doppelolympiasieger aus Salzburg vom Maurer und Skilehrer dank seiner Seriensiege, dem Olympia-Jahrhundertsturz sowie seinem Comeback nach dem Motorrad-Unfall im Sommer 2001 zum weit über den Skisport hinaus bekannten Sportstar gemacht hat, ist so einzigartig, “dass es ihn in dieser Form wohl nie wieder geben wird.” Davon ist auch Maiers langjähriger Trainer und Freund Andreas Evers überzeugt.

Ihn habe dennoch stets beeindruckt, dass Maier trotz Ruhm und Erfolg stets ein natürlicher Mensch geblieben sei, so Evers. Maier selbst hatte einst den Abschied aus der Anonymität als “sehr hohen Preis” bezeichnet. “Es ist natürlich brutal schwer, sich richtig zu bewegen, wenn du so erfolgreich bist, dass dich jeder kennt. Da werden Scherze manchmal als Angriffe verstanden”, hat Evers auch den Hype um Maier hautnah miterlebt. “Gleichzeitig ist Hermann als Mensch dabei aber auch unglaublich gereift.”

Evers und Maier waren in Flachau 200 Meter voneinander entfernt aufgewachsen. Als Spielertrainer holte Evers den Stürmer Maier zum Fußballverein FC Flachau und selbst den schweren Motorradunfall machte Evers, der später als persönlicher Vertrauter Maiers in den ÖSV-Trainerstab kam, seinem Schützling quasi vor. Mit dem Unterschied, dass Evers’ eigene Skikarriere mit 23 Jahren durch den Unfall beendet war. “Das mit dem Motorrad hätte er mir nicht unbedingt nachmachen müssen”, kann Evers heute das Ganze bereits in einen Scherz verpacken.

Auch bei Maier hat der Unfall zu einer Zäsur geführt. Nur einen seiner drei WM-Titel sowie 13 seiner 54 Weltcupsiege hat der Doppel-Olympiasieger von 1998 und vierfache österreichische “Sportler des Jahres” nach der unfallbedingten Langzeitpause, ohne die er Stenmark an Siegen wohl schon sehr nahe gekommen wäre, erobert. Obwohl Maier 2004 auch noch seinen vierten Gesamtsieg holte, ließen die Erfolge immer öfter auf sich warten. Zuletzt hatte er sogar zwei sieglose Saisonen hinter sich und wurde schon in die Skipension geschrieben, ehe er vergangenen Sonntag in Lake Louise – eine Woche vor seinem 36. Geburtstag – doch wieder siegte.

Dieser Erfolg könnte auch ausschlaggebend dafür sein, dass Maier, der vergangenes Frühjahr endgültig den Hut draufhauen wollte, sogar bis Olympia 2010 weitermacht. Auch in Beaver Creek sprach Maier von “Saisonen”, als man ihn fragte, wie lange er sich noch vorstellen könne, Skirennen zu fahren. “Ich habe es auch gehört”, so Evers lächelnd. “Alles ist bei ihm möglich. Die Frage ist, ob es sich körperlich noch ausgeht. So etwas kann man nicht planen”, blieb der Coach vorsichtig.

Maier selbst war in den Tagen rund um seinen 36er von seiner x-ten “Wiedergeburt” sichtbar angetan. “Unglaublich, was noch alles möglich ist. Erstmals seit meinem Unfall habe ich mich im Sommer wieder richtig gespürt, auch wenn es nie wieder so werden wird wie früher”, blickte Maier auf das Training zurück, in dem er nicht zufällig Leichtathletikübungen und damit die ehemalige Sportart seiner Freundin Stefanie eingebaut hatte. Maier ist aber klar: “Entscheidend für die Zukunft wird, dass der Körper mitspielt. Dass ich Skifahren kann, weiß ich ohnehin.”

Auf seinen Geburtstag stieß Maier dank der Zeitverschiebung noch Samstagabend in den USA mit seinem aktuellen Ski-Servicemann Roland Eder, der ebenfalls am 7. Dezember Geburtstag hat, an. Und dann nochmals beim Heimflug am Sonntagabend nach Europa. Im Rückspiegel blieb Maiers “Wohnzimmer”, sprich die auf 3.000 m liegende, berühmte Raubvogelpiste in Colorado. Dort war Maier nicht nur 1999 Doppelweltmeister geworden sondern hat insgesamt gleich acht Mal gewonnen.

Nach bisher 14 Jahren von Hermann Maier im Skiweltcup weiß man, dass man dem Salzburger alles zutrauen muss. Wie sagte doch Maier selbst, nachdem er seinen auf relativ leichter Strecke gefeierten Comebacksieg durch Platz zwei in Beaver Creek bestätigt hatte? “Ich bin in einem Alter, in dem man froh ist, auf diesem Level Skifahren zu können. Aber wer in Beaver Creek schnell ist, kann überall gewinnen.” Wenn das einer auch mit 36 oder mehr Jahren beweisen kann, dann Maier.

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