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Mahnwache in der Lobau

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Eine Kundgebung am Rande der Lobau hat am Mittwochnachmittag den offizielle Startschuss für den Widerstand von Umweltorganisationen gegen die Wiener Nordost-Umfahrung (S1) gegeben.

Mehrere Hundert Aktivisten und Zuschauer nahmen daran teil. Stargast war Verkehrsplaner Hermann Knoflacher. Dazu gab es Gitarren- und Trommelmusik, Hainburg-Videos und Punsch. Zwischenfälle gab es vorerst keine.

Die Öko-Aktivisten wollen zumindest bis zum Wochenende in der Au bleiben, um die seit heute, Mittwoch, bis 31. März per Naturschutzbescheid erlaubten Probebohrungen der Autobahngesellschaft Asfinag im Nationalpark zu verhindern. Angekündigt ist „gewaltloser Widerstand“. Bis zu den späten Nachmittagsstunden standen bereits an die 20 Zelte von Aktivisten am Rande der Au.

Knoflacher berief sich in seiner Rede auf den Zukunftsforscher Dennis Meadows, der seine Voraussagen 1972 in seinem Buch „Die Grenzen des Wachstums“ beschrieben hat. Er habe kürzlich mit ihm gesprochen und man sei sich einig, dass ein solches Autobahnprojekt, für das es keine rationale Begründung gebe, nur „die Idee eines Verrückten“ sein könne, so der Verkehrsplaner.

Das Problem sei, dass Verkehrsprojekte heute unter Umgehung der Interessen der Menschen von „Banken, Baufirmen und ihren Politikern“ geplant würden. Den Widerstand in der Lobau begrüßte Knoflacher: „Ich freue mich, dass der Osten Österreichs jetzt in einer Art Flächenbrand aufwacht. Der Westen hat das schon früher getan.“

Laut Heinz Högelsberger von der Umweltschutzorganisation Global 2000 werden die Gegner des Projekts nun in der Au campieren und auf die Baumaschinen der staatlichen Autobahnfinanzierungsgesellschaft Asfinag warten. „Wir sind da, um das zu beobachten und zu verhindern“, sagte er. Und: „Für uns ist die Lobau und der Nationalpark mit einer Autobahn unvereinbar.“

Nach Polizei-Angaben nahmen an der Veranstaltung rund 300 Personen teil. Jutta Matysek von der Bürgerinitiative „Rettet die Lobau“ sprach dagegen von 1.000, rechnete aber auch Zaungäste und all jene Personen mit ein, die im Laufe des Tages am Donau-Altarm am Rande von Groß Enzersdorf vorbeigekommen waren. Unter den Gästen befand sich die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser, die per Fahrrad gekommen war.

Das Warten auf die Kälte

„Wir haben schon ziemliche Angst vor der Kälte“, berichtete ein Aktivist der Organisation „Virus“ der APA, während er seine Zeltplane fixierte. Nun versuche man, durch Unterstützer aus Groß Enzersdorf eine „Wärmeflaschen-Kette“ zu organisieren.

Um die Au zu schonen, will man keine Lagerfeuer entzünden. Das sei auch vom Wiener Forstamt, dem Grundeigentümer direkt am Donau-Altarm, gefordert worden. Sogar Mobil-Toiletten wurden für die Auftakt-Veranstaltung – eine angemeldete Kundgebung – aufgestellt, um keine Verschmutzungen zurückzulassen.

Nun zittern die Ökoaktivisten vor dem angekündigten Temperatursturz. „Ich habe alle warmen Sachen eingepackt, die ich habe“, so der „Virus“-Mitarbeiter. Jutta Matysek von der Bürgerinitiative „Rettet die Lobau“ versicherte, dass man von den Anrainern Hilfe bekomme, und zwar nicht nur mittels warmer Termophore, sondern auch mit heißen Getränken: „Sie versorgen uns, weil sie Angst vor der Autobahn haben.“

Als Rettung für bibbernde Umweltschützer kristallisierte sich jenes Zelt heraus, in dem ein gasbetriebener Heizstrahler aufgestellt war. Nicht nur für Wärme war dort gesorgt, sondern auch für emotionale Unterstützung: Auf einem Fernseher wurde ein Video gezeigt, das die erfolgreiche Besetzung der Hainburger Au im Jahr 1984 zum Thema hatte.

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