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Madrid - Zahl der Verletzten auf 34 gestiegen

Die Zahl der Verletzten nach der Explosion einer Autobombe in Madrid am Mittwoch ist auf 34 gestiegen. Wie die Rettungsdienste mitteilten, musste ein Wachmann in einem Krankenhaus behandelt werden.

Die anderen Verletzten erlitten leichtere Blessuren. Die spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero machte die baskische Untergrundorganisation ETA für den Anschlag verantwortlich. Der sozialistische Regierungschef forderte die ETA auf, die Waffen niederzulegen und sich aufzulösen.

Die Explosion ereignete sich in einem Wohn- und Gewerbegebiet im Osten der Stadt. Kurz zuvor hatte sich ein Anrufer bei der baskischen Zeitung „Gara“ gemeldet und im Namen der ETA vor der Bombe gewarnt. Die Polizei konnte das Gebiet rechtzeitig absperren.

Nach Angaben von Innenminister Jose Antonio Alonso enthielt die Bombe 18 bis 20 Kilogramm Sprengstoff. Der Sprengsatz war in einem gestohlenen Lieferwagen versteckt gewesen. Die Täter hatten das Fahrzeug in der Nähe einer U-Bahn-Station abgestellt.

Anschlag torpediert mögliche Friedensverhandlungen

Experten zeigten sich erstaunt über den sehr kurzfristig geplanten und ausgeführten Anschlag. Über die wahren ETA-Motive wird gerätselt.

Dieser wird als Reaktion auf die Festnahmen von drei wichtigen ETA-Anführern am Dienstagnachmittag in Südfrankreich bei Lyon gewertet. Obwohl die Detonation der Autobombe keine großen Schäden angerichtet hat, zeigt der Anschlag laut Anti-Terror-Spezialisten der Polizei, dass die baskische Untergrundorganisation anscheinend nicht über eine mögliche Waffenniederlegung mit der spanischen Regierung verhandeln möchte, wie seit zwei Wochen vermutet wird.

Angeblich versucht die durch zahlreiche Festnahmen finanziell und personell stark geschwächte ETA seit einiger Zeit, die Regierung zu Verhandlungen über die Niederlegung der Waffen zu bewegen. Bereits im August 2004 rief der inhaftierte damalige ETA-Chef Francisco Mujika die aktiven ETA-Kommandos auf, die Waffen niederzulegen und mit der Regierung zu verhandeln, weil es „keinen Sinn mehr habe, gegen den übergroßen Druck der Polizei anzukämpfen“. Man müsse politisch versuchen, die Unabhängigkeit des Baskenlandes zu erwirken, so Mujika in einem öffentlichen Brief.

Im November 2004 sandte auch Arnaldo Ortegi, Chef der illegalen Batasuna-Partei, des politischen Sprachrohrs der ETA, ähnliche Signale aus. Im Jänner dieses Jahres forderte Batasuna den sozialistischen Ministerpräsidenten Jose Luis Rodriguez Zapatero (PSOE) sogar in einem Brief persönlich zur Kontaktaufnahme mit der „verhandlungswilligen“ ETA auf, um über die Situation der ETA-Häftlinge zu diskutieren und damit ein mögliches Ende der Gewalt zu erwirken. Der Anschlag am Mittwoch gibt über die wirklichen Intentionen der Terroristen Rätsel auf.

Premier Zapatero hat bereits im Senat das Attentat verurteilt, das seiner Meinung nach „eher Druck ausüben will, als Verhandlungsbereitschaft zu zeigen“. Zapatero versicherte, dass es bisher keinerlei Kontakte zur ETA gebe und er sich erst mit der Organisation an den Verhandlungstisch setzen würde, nachdem die Terroristen die Waffen definitiv niederlegt hätten. Politische Zugeständnisse wie eine Unabhängigkeit des Baskenlandes schloss er konsequent aus. Bei möglichen Verhandlungen, für die sich Zapatero erst vor zwei Wochen per Resolution vom Parlament Grünes Licht geholt hatte, könne es nur um die Bedingungen für eine Auflösung der ETA und um das Schicksal der mehr als 500 ETA-Häftlinge gehen, so Zapatero.

Die Dialog-Strategie der Regierung sorgt in Spanien derzeit für großes Aufsehen. Der konservative Oppositionsführer Mariano Rajoy (PP) bezeichnete den Vorstoß Zapateros als großen Fehler und forderte ihn auf, die ETA mit polizeilichen Mitteln zu zerschlagen. Auch viele Spanier zweifeln an der Strategie der Regierung. Viele erinnern sich, wie die ETA einen Waffenstillstand vor wenigen Jahren dazu ausnützte, um sich in einer geschwächten Situation neu zu formieren. Danach schlugen die Terroristen erneut zu. Rajoy versuchte Zapatero zu erklären, dass mit den Terroristen kaum zu verhandeln sei, weil für sie die Unabhängigkeit des Baskenlandes das einzige Ziel sei. So scheiterten bereits 1989 Gespräche zwischen ETA und der sozialistischen Regierung von Felipe Gonzalez in Algier und 1998 mit der konservativen Regierung von Jose Maria Aznar in der Schweiz an den unerfüllbaren Forderungen der Terroristen.

Durch die Dialogbereitschaft der Regierung kam es bereits vor einigen Wochen zur Auflösung des Anti-Terror-Paktes zwischen der sozialistischen Regierung und der konservativen Opposition, der rund vier Jahre wirksam dazu beigetragen hat, die baskische Terrorbande ETA zu bekämpfen. PP-Parteisprecher Eduardo Zaplana warf Zapatero Anfang der Woche vor, lieber mit Freunden über Geheimkontakte mit der Untergrundorganisation zu sprechen als mit dem spanischen Parlament. Zaplana forderte aus diesem Grund sogar Neuwahlen.

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