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Macy Gray in Wien: „Big“ auch im kleineren Rahmen

Es hätte so ein lauschiger Abend sein können, gestern, Donnerstag, in Wien: Doch leider, die Open Air-Bühne der Wiener Arena blieb verwaist, und Fans der Popsoul-Sängerin Macy Gray waren zum Schwitzen in der Halle verdonnert.

Dort lieferte die mit „I Try“ bekannt gewordene Amerikanerin eine Show, die auch im Freien durchaus für Transpiration gesorgt hätte: Knackig-handgemacht, rhythmusbetont und mit unverwechselbarer Stimme dargebotene Songs, eine versierte Band und eine gute, sommerlich-leichte Musikmischung aus Pop, Soul, Funk und ein bisschen Jazz.

Voll war es in der Halle nicht nur im Zuschauerraum: Die Bühne war für die vielköpfige Band mit zwei Keyboardern, zwei Rhythmusbesorgern, zwei Backingvokalistinnen, Gitarre und Bass eher unterdimensioniert. Und auch die im Anzug auf die Bühne kommende Gray hatte nicht viel Platz für ihr androgynes Auftreten. Doch egal: Die Musik – mit im Gepäck hatte Gray ihr neues Album „Big“ – sprach für sich, launige Zwischenkommentare, als wie sexy, klug und trinkfest die Wiener in Los Angeles gelten, sorgten für Erheiterung, und Gray tischte Song für Song tanzbare Musik auf.

Nach vier Jahren ohne Liveauftritt hat sich Gray als Entertainerin vom alten – in diesem Zusammenhang: guten – Schlag erwiesen: Während (ungleich berühmtere) Kolleginnen wie Beyonce oder Nelly Furtado ihre Geschmackssicherheit auf dem Weg zur großen Bühne irgendwo eingebüßt haben, hat Gray in kleinem Rahmen eine Show aufgestellt, die völlig auf den Punkt war: Die einfließenden Coverversionen passten zum eigenen Material, die Rhythmusgruppe war eine reine Freude, peinliche Showeffekte fehlten.

Gray hat nicht den für viele US-Sängerinnen typischen immer lächelnden, überentspannten „Ich bin so super“-Eindruck hinterlassen, sondern sich souverän und Band-dienlich als Vollblut-Musikerin gezeigt. Ihre rauchige, wandelbare Stimme hat sie nicht in den Vordergrund gestellt, sie ließ der Band Platz zum Austoben und führte gekonnt durch die Show. Und irgendwie beruhigend: Den meisten Applaus – neben Gray – erhielt eine Backgroundsängerin, die das Gegenteil eines Hungerhakens war und alles schüttelte und shakte, was sich unter ihrem silbrigen Kleid abzeichnete. Die hätte es allein mit der gesamten Frauen-Band von Beyonce aufnehmen können. Größe 34 ist doch nicht alles auf der Popbühne.

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