Seither sei man in der Bezirksvertretung vor allem damit beschäftigt, Sorgen und Ängste zu nehmen. "Pauschalverurteilungen halte ich aber für falsch."
Machten-Angriff in Wien-Brigittenau über zwei Wochen her
"Man muss dazu sagen, dass es sich um den den zweiten Fall handelt - innerhalb kurzer Zeit - der von der Grauslichkeit und Verwerflichkeit her durchaus für Schlagzeilen geeignet war", sagte Derfler in Anspielung auf eine Vergewaltigung Mitte März in Brigittenau bei der U6-Station Jägerstraße. Dort kam es auch vor fast drei Wochen zu dem Machetenangriff auf den Algerier. "Wir müssen zuhören, aufklären, unbedingt ernstnehmen, aber auch Angst nehmen. Solange wir das aus tiefster Überzeugung und mit hoher Empathie tun, können wir der Bezirksbevölkerung bei ihrem Unbehagen zur Seite stehen." Es sei der falsche Ansatz, nun ganze Bevölkerungsgruppen zu kriminalisieren, so Derfler.
Die Situation rund um Drogen-Dealer entlang der U6-Strecke sei ihm bekannt. Man vertraue hier jedoch auf die Arbeit der Polizei. Derfler verweist hingegen auf die seit langem bestehende Forderung der Bezirksvertretung nach mehr Beamten und Beamtinnen für Brigittenau. "Zur Erhöhung des subjektiven Sicherheitsempfindens der Bevölkerung wäre mehr sichtbare Polizeipräsenz wünschenswert", so der Bezirksvorsteher. "Uns sagt die Polizei, dass sie ein Personalproblem haben. Aber ihre Vorgesetzten tun nichts", so Derfler - auch wenn sich die Situation durch die Einführung der Grätzelpolizei verbessert habe.
2022 über 800 Gewaltdelikte gegen Leib und Leben in Wien-Brigittenau
Laut Zahlen der Wiener Polizei kam es im vergangenen Jahr zu 846 Gewaltdelikten gegen Leib und Leben in Brigittenau. "Ein Vergleich der Bezirke wäre nicht aussagekräftig, da aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten wie zum Beispiel Lokalitäten, U-Bahnen, Parkanlagen oder Wohngegenden auch die Deliktfelder andere sind", heißt es aus der Landespolizeidirektion dazu.
Die Exekutive betonte bereits vergangene Woche, dass für die Bevölkerung von keiner Gefahr auszugehen sei. "Wir gehen derzeit von einem Delikt im Drogenmilieu aus, womöglich zwischen rivalisierenden Banden oder innerhalb einer organisierten Bande als eine Art Bestrafung", so Sprecher Philipp Haßlinger. "Diese Banden haben keinerlei Nutzen daraus, ihre 'Kundschaft' - die Bevölkerung - zu bedrohen, zu verunsichern oder gar physisch anzugreifen. Sie betreiben ihr Drogengeschäft nach betriebswirtschaftlichen Grundlagen, dazu gehört auch Angebot und Nachfrage und ein kundenorientiertes Geschäftsmodell". Es bestehe jedoch kein Zusammenhang mit dem Bezirk.
Spurenlage im Macheten-Fall deutet darauf hin, dass Teil der Täter aus Frankreich angereist sein dürfte
Aktuell deutet die Spurenlage in dem Macheten-Fall darauf hin, dass ein Teil der Täter aus Frankreich angereist sein dürfte. Der 24-Jährige, der als mutmaßlicher Tatbeteiligter in U-Haft sitzt und weiter schweigt, hatte zuletzt in Frankreich gelebt und war illegal nach Österreich eingereist. Seine Ehefrau befindet sich in Frankreich. Derzeit gehen die Kriminalisten davon aus, dass ein Teil Verdächtigen nach Nordafrika oder Frankreich geflüchtet sein könnte.
(APA/Red)