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Lungenkrebs-Selbsthilfe in Wien

Georg Danzer &copy APA
Georg Danzer &copy APA
Die Diagnose Lungenkrebs hat für den Sänger Georg Danzer ein Gefühl ausgelöst „wie wenn du in einem Lift sitzt, der urplötzlich nach unten wegsackt“, danach sei die „komplette Isolation“ gekommen.

So wie dem Liedermacher geht es den 3.600 Menschen, die jährlich ebenfalls daran erkranken. Das „Lungenkrebsforum Austria“ hat daher die erste Selbsthilfegruppe für Betroffene gegründet, sie wurde am Donnerstag von Experten und Betroffenen bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt.

Wissen und Unterstützung will die Selbsthilfegruppe bieten, denn „als informierter Patient kann man sehr viel besser leben“, spricht Gabriele Bittner, Gründungsmitglied und selbst krebskrank, aus eigener Erfahrung. „Wir wollen aber keine Ärzte ersetzen, sondern das Gefühl erzeugen: Wir sind für euch da“, ergänzte der Obmann des Lungenkrebsforums, Franz Buchberger.

Kein Verständnis

Als Lungenkrebskranker sei es schwer, mit der Tabuisierung durch die Gesellschaft umzugehen, weiß auch Danzer: „Man weiß genau, dass sich jeder denkt: Hättest nix graucht, dann hättest es net.“ Durch die Selbsthilfegruppe könnten Betroffene „Menschen treffen, denen es ähnlich geht“, sagte der Musiker und zitierte einen Spruch aus seiner Militärzeit: „Ein Mann, ein Feigling, zwei Männer, zwei Helden.“

Verdrängter Killer

Als den „verdrängten Killer“ bezeichnete der Univ-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Onkologe an der Medizinischen Universität Innsbruck, den Krebs. Es sei „skurril, auf der Zigarettenpackung wird auf die Gefährlichkeit des Rauchens hingewiesen, aber keiner nimmt es ernst“. Auf Grund der hohen Sterblichkeitsrate sei der Lungenkrebs der gefährlichste seiner Art, „es handelt sich aber bei 80 Prozent der Fälle um eine vermeidbare Krankheit“, ergänzte Univ.-Prof. Dr. Robert Pirker, Leiter der Spezialambulanz Bronchialkarzinom am AKH Wien.

85% durchs Rauchen

85 Prozent der Lungenkarzinome sind laut Hilbe auf das Rauchen zurückzuführen, das Risiko würde sich bei 20 Zigaretten pro Tag und einem 40-jährigen Konsum um das 20- bis 30fache erhöhen. Jeder zweite Raucher sterbe so an den Folgen des Zigarettenkonsums. Das Problem bei dem Lungenkrebs sei, dass die Diagnose oft erst im fortgeschrittenen Stadium gestellt werde, weiß Dr. Andrea Mohn-Staudner von der Internen Lungenabteilung am Wiener Otto-Wagner-Spital. „Es gibt kaum Symptome, die typischen Symptome wie Husten, Atemnot, Müdigkeit oder Brustschmerzen werden von den Betroffenen falsch gedeutet oder ignoriert.“

Auch wenn eine vollständige Heilung sehr schwierig sei, stehen „heute eine Vielzahl von wirksamen Methoden zur Verfügung“, zeigte sich Pirker positiv. Neben einer seit vielen Jahren eingesetzten systemischen Chemotherapie seien vor allem Operationen und Strahlentherapie von großer Bedeutung. Die Fortschritte in der palliativen (schmerzlindernden, Anm.) Therapie führten zu einer Symptomlinderung bei 50 bis 60 Prozent der Patienten, die Ein-Jahresüberlebensrate stieg um zehn Prozent, resümierte der Onkologe.

Das erste Treffen der Selbsthilfegruppe findet am 27.11. 2006 ab 17.00 Uhr in der Cantina e l’arte am Dr. Karl Lueger-Ring 14 in Wien statt. Informationen und Hilfe für Betroffene unter www.lungenkrebsforum-austria.at

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