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Ludwig muss liefern

Gastkommentar von Johannes Huber über Michael Ludwig.
Gastkommentar von Johannes Huber über Michael Ludwig. ©APA/Hans Punz
Gastkommentar von Johannes Huber. Vom Wiener Bürgermeister hängt die Zukunft der Sozialdemokratie ab. Und damit ist jetzt bei weitem nicht nur die Entscheidung über die Kern-Nachfolge gemeint.

Der Wiener Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Ludwig lässt zumindest keinen Zweifel daran, dass er klären möchte, wer die Bundesparteiorganisation vom glücklosen Christian Kern übernehmen könnte. Bei seinem Vorgänger Michael Häupl ist das in vergleichbaren Fällen anders gewesen; er hat nach außen hin allenfalls einen zynischen Kommentar abgegeben und nach innen eine Rolle gespielt, die man durchaus als zweifelhaft bezeichnen kann.

Wobei man eines vorwegschicken muss, damit das verständlich wird: Die Bundes-SPÖ ist zu einem entscheidenden Teil die Wiener SPÖ. Anders ausgedrückt: Gegen sie kann auf Dauer nichts gehen, und mit ihr nur, wenn sie ihrer beherrschenden Rolle gerecht wird. Häupl hat sich diesbezüglich sehr viel vorzuwerfen: An der Werner Faymann-Ablöse im Frühjahr 2013 beispielsweise nahm er nicht offensichtlich teil; er stützte Faymann aber auch nicht; und er musste letzten Endes gegenüber ein paar relativ bedeutungslosen Funktionären klein beigeben und Christian Kern als Bundesparteichef akzeptieren. Lieber wäre ihm Gerhard Zeiler gewesen. Aber wie gesagt: Er riss sich keinen Haxen aus und so haben sich die Dinge eben gegen seinen Willen verselbständigt. Wobei aus Häupl nie ein Kern-Freund geworden ist. Mit dem heute 52-Jährigen hat er nicht viel anfangen können. Also hat es Kern schon einmal an einem ganz entscheidenden Rückhalt für den großen Erfolg gefehlt.

Wenn nicht alles täuscht, dann möchte Michael Ludwig der Verantwortung, die ihm als Wiener SPÖ-Chef zukommt, gerecht werden. Immerhin. In Interviews definierte er schon einmal ein Anforderungsprofil für den Kern-Nachfolger und gab sich zuversichtlich, dass sich eine geeignete Frau, ein geeigneter Mann finden wird. Die Person sollte demnach politisch erfahren und im Nationalrat vertreten sein sowie die zerrissene Partei wieder einen können. Man könnte meinen, dass das nicht ganz zufällig recht genau auf die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und nur sehr eingeschränkt auf die ehemalige Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) zutrifft. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der Punkt, um den es hier geht, ist dieser: Ludwig ist mit seiner Verantwortung nicht fertig, wenn z.B. Bures zur neuen Parteichefin gekürt ist. Im Gegenteil, dann geht es erst richtig los.

Die Bundes-SPÖ kann nur dann wieder einmal erfolgreich werden, wenn sie eine wirkungsvolle Opposition gegen Schwarz-Blau macht: Wenn es ihr gelingt, eine relative Mehrheit der Wähler davon zu überzeugen, dass das, was diese Koalition treibt, abzulehnen sei und es daher Zeit für einen neuen Wechsel ist. Ja, das kann sehr lange dauern. Maßgeblich für ein Gelingen dieser Mission ist jedoch, dass die Sozialdemokraten im Allgemeinen und der oder die Parteivorsitzende sowie Michael Ludwig im Besonderen an einem Strang ziehen. Sonst kann das nichts werden.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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