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Love-Scam mit Odermatt-Fake: Fan verliert Tausende Franken an Betrüger

Mit einem gefälschten Profil von Marco Odermatt täuschten Betrüger eine Walliserin und brachten sie um mehrere tausend Franken.
Mit einem gefälschten Profil von Marco Odermatt täuschten Betrüger eine Walliserin und brachten sie um mehrere tausend Franken. ©APA/AFP/Canva
Eine Frau aus dem Wallis wurde Opfer eines Liebesbetrugs durch einen Online-Betrüger, der sich als Skistar Marco Odermatt ausgab. Innerhalb von drei Monaten verlor sie mehrere Tausend Franken.

Wie die Schweizer Tageszeitung "Blick" berichtet, wurde Corinne* von einem Mann kontaktiert, der sich auf Instagram als Marco Odermatt ausgab. Der Betrüger gewann ihr Vertrauen, versprach ihr Nähe zum Skistar – und brachte sie schließlich dazu, ihm hohe Geldbeträge zu überweisen.

Kontakt begann mit harmloser Gratulation

Im Februar 2025 veröffentlichte das Schweizer Skiteam ein Foto auf Instagram – die Athleten hatten sich nach dem WM-Triumph in Saalbach die Haare abrasiert. Wie viele andere kommentierte auch Corinne* den Beitrag.

Die 50-jährige Walliserin ist seit Jahren begeisterter Fan von Marco Odermatt. "Ich hatte mir seit Beginn der Saison angewöhnt, einen kleinen Kommentar zu hinterlassen oder auf einen Post mit einem Emoji zu reagieren", erzählte sie gegenüber "Blick".

Unter diesem Bild kommentierte Corinne:

Wenige Tage später erhielt sie eine private Nachricht – von einem Account, der vorgab, Marco Odermatt zu sein. Es war kein verifizierter Account, sondern ein Fake-Profil mit wenigen Followern. Der angebliche Odermatt schrieb, sein offizielles Konto werde vom Management betreut, diesen zweiten Account nutze er für den direkten Kontakt mit Fans.

Vertrauensaufbau in verletzlicher Lebenslage

Corinne lebt allein, ist seit über zwanzig Jahren geschieden und kinderlos. Beruflich und privat steckte sie zu diesem Zeitpunkt in einer tiefen Krise. "Ich war am Ende", sagte sie. In ihrer Isolation fand sie Trost in der scheinbaren Aufmerksamkeit des prominenten Sportlers.

"Er sagte, er freue sich, mich zu seinen Fans zählen zu dürfen, und wollte mehr über mich wissen", schilderte sie. Sie tauschten sich rund 30 Minuten lang aus – über ihren Beruf, ihren Wohnort, ihre Fanliebe. In den folgenden Tagen schrieb der Betrüger regelmäßig, erzählte sportliche Anekdoten, nannte Namen von Trainern und Managern. Die Nachrichten wirkten authentisch. "Ich habe ihm geglaubt", sagte Corinne.

VIP-Karte als Einstieg in den Betrug

Wenig später bot ihr der falsche Odermatt eine sogenannte VIP-Karte an. Damit könne sie ihn bei Rennen begleiten und Zugang zu Interviews erhalten. Die Karte koste 2000 Franken – zu viel für Corinnes kleines Gehalt. Sie brach den Kontakt ab.

Doch der Betrüger blieb hartnäckig, senkte den Preis erst auf 1.000, dann auf 500 Franken und schickte ihr schließlich eine angebliche Kopie seines Ausweises. "Sie sah meiner nicht ähnlich. Aber als ich im Internet recherchierte, fand ich einige, die so aussahen", sagte sie rückblickend.

Rückverfolgung kaum möglich

"Ich wollte ihm meine Bankdaten nicht mitteilen. Also bot er mir an, mit Steam-Geschenkkarten zu bezahlen. Davon hatte ich noch nie gehört", erklärte sie. Um die Summe aufzubringen, fuhr Corinne mehrere Kioske im Wallis ab und kaufte Geschenkkarten im Wert von 20 oder 45 Franken.

Die übermittelten Codes ermöglichten den Betrügern anonyme Transaktionen – eine Rückverfolgung ist kaum möglich.

Emotionale Abhängigkeit und wachsende Forderungen

Die versprochene VIP-Karte kam nie an. Stattdessen erhielt Corinne täglich Nachrichten mit Komplimenten und Liebesbekundungen. "Er sagte mir, dass ich schön und nett sei. Er sei in mich verliebt. Er nannte mich Königin", erinnerte sie sich. Obwohl sie immer wieder Zweifel hatte, glaubte sie an die aufkeimende Beziehung.

"Man bindet sich gegen seinen Willen", sagte sie. "Er hatte tröstende Worte für mich." Im Mai kündigte der Betrüger schließlich ein Treffen an – doch dafür brauche er erneut Geld, angeblich für die Reise. Diesmal forderte er 5000 Franken.

Kontrollverlust und psychischer Zusammenbruch

Corinne versuchte, das Geld erneut aufzutreiben. "Ich bin aufgestanden, Auto – Kiosk – Arbeit. Ich gab alles aus, ohne zu zählen. Ich wurde zu einer Maschine", beschrieb sie den Zustand. Als das Geld ausblieb, wurde der Ton des vermeintlichen Odermatt schärfer: "Du hörst mir nicht zu, warum tust du nicht, was ich sage?"

Um weitere Zahlungen leisten zu können, beantragte Corinne eine Kreditkarte. Innerhalb von drei Wochen erreichte sie damit das Limit von 3000 Franken. Zuvor hatte sie bereits 3500 Franken über Geschenkkarten übermittelt. Insgesamt verlor sie so 6500 Franken – ihre gesamten Ersparnisse.

"Ich hatte völlig die Kontrolle verloren. Ich hatte Selbstmordgedanken", sagte sie. "Ich bin in mein Auto gestiegen, ich wollte gegen eine Wand fahren."

Anzeige bei Polizei

Als sie den Betrug schließlich erkannte, schrieb sie einer Mitarbeiterin der Walliser Polizei. Diese riet ihr, Anzeige zu erstatten. Corinne hat nun drei Monate Zeit, um alle Beweise zu sammeln und die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einzureichen.

Die Chancen auf eine erfolgreiche Ermittlung sind jedoch gering. "Solche Täter operieren meist aus dem Ausland – oft aus Westafrika oder Südostasien", so die Einschätzung. Die Aufklärung solcher Fälle ist in der Praxis äußerst schwierig.

"Ich habe mich geschämt"

Den echten Marco Odermatt hat Corinne nie getroffen. "In dem Moment habe ich es verstanden", sagte sie. "Es hat mich wie eine Bombe getroffen. Ich habe mich geschämt. Ich habe mich nicht getraut, mit jemandem darüber zu sprechen."

Heute möchte sie mit ihrer Geschichte andere warnen – vor Online-Betrügern, falschen Versprechungen und dem gefährlichen Vertrauen in scheinbar echte Profile.

*Name geändert
(VOL.AT)

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