Straßen um die Marschstrecke sind von Fahrzeugen weitgehend geräumt, vor dem “Kircheneck” bei der Stadtpfarrkirche in der Herrengasse wird ein Podest mit Klavier aufgebaut. Weiterhin bringen Menschen Kerzen.
Graz im Schockzustand
Es könnte ein normaler Frühsommersonntag in der City sein. Cafes und Schanigärten haben geöffnet, Touristengruppen und Einheimische flanieren durch die Herrengasse. Und doch ist am achten Tag nach der Amokfahrt, die drei Tote und 36 zum Teil Schwerstverletzte gefordert hat, alles anders. Als die Glocken der Stadtpfarrkirche zu Mittag läuten, wissen viele: Voriges Wochenende um diese Zeit war es noch eine halbe Stunde, da die kleine Grazer Welt in Ordnung schien. Einige Passanten bleiben stehen, andere senken den Kopf, Touristen fragen zögernd, was das zu bedeuten habe und ob es mit … “der Amokfahrt” zu tun habe.
Es ist ja nicht zu übersehen: Auch die Graz City Lights, die leuchtenden Litfasssäulen, die üblicherweise bunte Werbung drehend unter die Leute bringen, haben am Joanneumring auf Schwarz geschaltet: “Graz trauert” steht da zu lesen, in kleiner weißer Schrift auf schwarzem Grund, und der Ablauf des Trauermarsches und des Gedenkaktes am Hauptplatz. Das Zeughaus, das Museum mit der großen Waffensammlung in der Herrengasse schließt um 14.00 Uhr, kündet es von Plakaten. Auch der Altstadtrundgang für Touristen wird nicht stattfinden.
Trauermarsch durch Graz
Der Aufbau ist fast abgeschlossen, ein Podest bei der Stadtpfarrkirche wartet. Der Cellist Friedrich Kleinhappl soll dort spielen. Dort, wo alles begann vor acht Tagen, soll es auch beginnen, mit dem Trauermarsch um 16.30 Uhr am Griesplatz. Nur einige Fahrzeuge stehen noch trotz der kurzfristig verfügten Parkverbote. Mitarbeiter der Holding Graz kehren den Platz sauber. Ums Eck, vor dem Haus Zweiglgasse 12 in einer Garageneinfahrt, brennen immer noch Kerzen für das erste Opfer, einen 28-Jährigen, aus Bosnien stammenden Mann, der erst zwei Wochen verheiratet gewesen war: “Lieber Adis! Wir trauern um dich. Deine Kolleginnen und Kollegen des Grazer Sozialamtes”. Hier soll am Nachmittag der bosnisch-österreichische Musiker Sandy Lopicic spielen.
Livestream ab 17:55 Uhr
Sammelpunkt für den Trauermarsch ist der Griesplatz, wo zwischen 16.30 und 17.00 Uhr losmarschiert werden soll. Die Route führt dann über die Grazbachgasse, die Wielandgasse bis zum Joanneumring, dann weiter zum Eisernen Tor, in die Herrengasse und zum Hauptplatz.
Um 18.00 Uhr wird es am Hauptplatz Trauerreden von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Bundespräsident Heinz Fischer geben.
Vizekanzler bei Trauerfeier
Ferner nehmen an der Gedenkveranstaltung Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), Ministerin Sophie Karmasin (ÖVP) und Klubobmann Reinhold Lopatka (ÖVP), selbst ein Steirer, teil, weiters LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) und die ganze Landes- und Stadtregierung. Dazu kommen die Nationalratspräsidenten Doris Bures (SPÖ) und Karlheinz Kopf (ÖVP). Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, der evangelische Superintendent Hermann Miklas, Ali Kurtgöz von der Islamischen Glaubensgemeinschaft und Schlomo Hofmeister als Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde werden einen gemeinsam erarbeiteten Text verlesen.
(APA/Red.)