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Linkin Park und Fatboy Slim beendeten den ersten Nova-Tag

Mehr Pop als früher: Finale mit Linkin Park.
Mehr Pop als früher: Finale mit Linkin Park. ©Vienna.at/David Bitzan
Begonnen hatte der erste Nova-Rock-Tag mit Metal der alten Schule, ausklingen musste er - zumindest beim Headliner - mit durchwachsenen Tönen. Die vormalige Nu-Metal-Band Linkin Park hat sich zuletzt immer stärker elektronischen und poppigen Einflüssen hingegeben, was auch Mittwochnacht deutlich wurde.
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Vom Publikum wurde das verhalten aufgenommen, ausgenommen die alten Klassiker. Denn das eingängige “Breaking The Habit” oder der wütende Schnellschuss “One Step Closer” führten durchaus vor Augen, warum die Truppe um Sänger Chester Bennington einmal Relevanz besaß.

Mittlerweile fühlt man sich aber offenbar im Boyband-Segment wohler, wie “Talking To Myself” oder “Good Goodbye” bewiesen – in beiden Fällen astreines Radiofutter, mit dem Manko, zu wenig Eigenständigkeit und markante Passagen zu besitzen. Die Songs stammen von der kürzlich vorgelegten Platte “One More Light”.

Linkin Park mit neuem Sound: Wider die Kritik

Dass diese zwar in den Charts reüssieren kann, dabei aber trotzdem harsche Kritik einstecken musste, stößt bei der Band zum Teil auf taube Ohren. “Viele Leute haben über den Sound und den Stil gesprochen. Darum geht es für uns aber nicht, sondern um die Songs”, meinte Gitarrist Brad Delson vor dem Auftritt. “Sie erzählen die Geschichte und haben den kreativen Prozess angefeuert. Wir haben eigentlich mit den Texten begonnen und dem, was wir ausdrücken wollten.”

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Bild: David Bitzan

Das Endergebnis wirkte in der Live-Darbietung eigenartig zerfahren – wobei eine aufwendige Lichtshow auf minimales Stage-Acting traf, das geradezu zurückgenommen für eine Band dieses Kalibers wirkte. Bennington blieb zudem einmal mehr den Beweis schuldig, dass er die Studiostimme auch auf die große Bühne bringen kann. Delson zeigte sich dennoch überzeugt vom neuen Material.

“Wenn du dich als Künstler nicht herausforderst, was machst du dann?”, sah der Gitarrist Weiterentwicklung als Steckenpferd des Sextetts. “Natürlich ist es schwierig, Risiken einzugehen. Aber je älter du wirst, je mehr Erfahrung du hast, umso selbstbewusster wirst du.” Stimmt. Schließlich gehört einiges dazu, mit solchen Songs als Headliner bei einem Rock-Festival aufzutreten.

Motivierter Fatboy Slim am Nova Rock

Höchst motiviert an seine Aufgabe ging Fatboy Slim: Dem britischen Elektronikmusiker, der bürgerlich auf den Namen Norman Cook hört, oblag es, das Publikum als “Late Night Act” in die Nacht zu entlassen. “Ich bin gerade aufgewacht”, lachte er davor im APA-Gespräch. “Ich habe ein Nickerchen gemacht, dafür habe ich auf der Bühne jetzt viel Energie.” Und das konnte man nur unterschreiben: Von stimmigen Visuals unterstützt, knallte Cook seine Hits am laufenden Band raus.

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Bild: David Bitzan

“Ich mag es, wenn ich den Leuten ein Hoch verschaffen kann. Bist du nüchtern, mache ich dich high. Und bist du high, bringe ich dich noch ‘higher'”, grinste er. Die Kommunikation zwischen Fatboy Slim und der tanzenden Menge funktionierte jedenfalls.

Eine Darbietung zwischen Parodie und Hommage an die Glam- & Hair-Metal-Tage der Achtziger boten Steel Panther. Die Herrschaften mit den (nicht bei allen Mitgliedern echten) Löwenmähnen und Spandexhosen sangen und sprachen in erster Linie über Sex. Man würde gerne die ganze Nacht feiern und – eben – Sex haben, lautete die (einzige) Botschaft.

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Bild: David Bitzan

Die kam an: Es wurde viel gelacht in der bereits alkoholgeschwängerten Luft, am Ende auch mit knapp zwei Dutzend motivierten (und natürlich weiblichen Fans) auf der Bühne.

Großer Publikumszustrom und viel Staub

Mit anderen Problemen hatten Five Finger Death Punch zu kämpfen: Bei der US-Metalband hat Sänger Ivan Moody vor wenigen Tagen auf der Bühne seinen (offenbar nicht freundschaftlichen) Ausstieg verkündet, weshalb die Breakdown-Orgie am Nova Rock von Tommy Vext am Mikrofon geleitet wurde.

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Bild: David Bitzan

Ob es nun dabei bleibt, ist zwar offen – wirklich qualitative Unterschiede waren allerdings nicht zu vernehmen. Die Gruppe steht weiterhin für einfach gestrickten Metal, der eher einem Setzkasten denn Songwriting-Fähigkeiten entsprungen scheint.

Großer Publikumszustrom herrschte am Nachmittag bei Airbourne, die mächtig Staub aufwirbelten. So viele Leute vor der Bühne gibt es sonst eigentlich bei Headlinern.

“Die Leute wissen, dass sie eine Show geliefert bekommen. Sie wissen, wenn wir auf die Bühne rennen, dann geben wir alles”, sagte Sänger Joel O’Keeffe. Und das sei immer schon so gewesen: “Ab der ersten Show, also vom Beginn unserer Karriere an, hat Joel das Publikum angesprochen, als wären 60.000 Leute in der Halle – aber das waren gerade mal sechs Leute in einem Club in Melbourne”, berichtete sein Bruder Ryan (Drums). “Unser Credo lautet: Bring eine Pub-Show auf ein Festival und ein Festival in ein Pub.”

Noch drei Festivaltage

Damit hatten Airbourne das Publikum für sich: Die Australier reihten Hymne an Hymne, zeitlose Rock-Riffs und viel Energie trieben Lieder wie “Ready To Rock” und “Breakin’ Outta Hell” an.

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Bild: David Bitzan

“Uns beschreibt man oft als Classic Rock, aber für uns ist das einfach Rock. Wir spielen Rock and Roll, das ist es”, so Ryan O’Keeffe. Dass man die Einflüsse nicht versteckt, sei eine logische Sache, ergänzte sein Bruder: “Australische Musiker haben uns beeinflusst, ob das jetzt Rose Tattoo, AC/DC oder Midnight Oil waren. In der Schule haben die anderen Kids amerikanische Bands gehört. Aber für uns waren die heimischen wichtig. Immer, wenn ihr Musik zu hören ist, will man trinken, rocken, Spaß haben. Diese Musik lädt dich auf!”

Kein schlechter Start also – drei weitere Festivaltage liegen noch vor uns.

(Christoph Griessner, Wolfgang Hauptmann/APA)

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