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Lindsey Vonn Abfahrts-Doppelsiegerin in Haus

Der "Vonnsinn" geht weiter. 24 Stunden nach ihrem Sieg im Ersatzrennen für Val d'Isere gewann Seriensiegerin Lindsey Vonn am Samstag in Haus auch den wegen Schlechtwetters verkürzten "Abfahrtssprint". Damit hat die US-Amerikanerin am Sonntag die Chance auf das Sieg-Triple in Haus. In Lake Louise hatte sie das in diesem Winter mit zwei ersten und einem zweiten Platz knapp verpasst. Für die ÖSV-Damen gab es ein Debakel.
Bilder aus Ennstal

Während die ÖSV-Abfahrtsdamen mit Anna Fenninger als 21. das ärgste Debakel seit fast 16 Jahren erlitten, gewann Vonn in 1:09,12 Minuten knapp vor der Schweizerin Überraschungs-Zweiten Nadia Kamer und feierte in der Obersteiermark ihren 26. Weltcupsieg. Es war ihr 16. in der Abfahrt, der bereits fünfte in Folge.

Die zweite Abfahrt beim Weltcup-Comeback von Haus ging wegen Nebels mit eineinhalbstündiger Verspätung dann auch nur vom Super-G-Start über die Bühne. Als es endlich los ging, setzte auch noch Schneefall ein, der ausgerechnet bei der Top-Gruppe am heftigsten war.

Aber Vonn kann derzeit offenbar ohnehin nichts vom Siegen abhalten. Trotz Handverletzung, Verkürzung, Schneefall und schlechter Sicht blieb die Doppel-Weltmeisterin cool. Sie überbrückte die Wartezeit am Start mit dem Nintendo-Spiel “Gehirnjogging” und hatte dann mit einer Ausnahme auch auf der Strecke alle Sinne beisammen.

Denn am Start verhedderte sie sich mit dem linken Skistock und verlor gleich dort mehrere Zehntel. Dennoch schwang sie nach 69,12 Sekunden (kürzer sind nur die Sprint- bzw. Kombiabfahrten in Aare) im Ziel ab und fing die vom Wetter begünstigte Außenseiterin aus der Schweiz doch noch um 14 Hundertstel ab. “Ich bin echt überrascht. Ich dachte, Attacke wäre genug. Dann musste ich aber wegen des Schneefalls wirklich alles geben und kämpfen”, schüttelte die 25-Jährige den Kopf über sich selbst.

Denn alleine das Malheur am Start hatte sie mehrere Zehntel gekostet. “Mit so einem Fehler gewinnst du normal nichts. Denn auch unterwegs war es bei mir wegen des Schneefalls eher langsam”, machte Vonn klar, dass sie derzeit nicht einmal Pech vom Gewinnen abhalten kann. “Es war wirklich kein perfekter Lauf, aber er war gut genug!”

Selbst Kamer, die vor den beiden Französinnen erstmals auf das Podest fuhr, gab zu: “Startnummer eins war sicher ein Vorteil. Aber ich habe nicht einmal an einen Podestplatz geglaubt, weil ich immer wusste, dass zumindest Lindsey schneller sein wird. Zweite zu werden ist super!”

Vonn, am Vortag auf der Originallänge noch vor Anja Pärson und Maria Riesch voran, hat nach ihrem Haus-Double jetzt sechs der vergangenen zehn und (ohne WM) 11 der letzten 20 Abfahrten gewonnen. Mit ihrem 16. Weltcup-Abfahrtssieg schloss sie zur Deutschen Katja Seizinger auf Platz vier auf, mehr Abfahrtssiege in Serie hat nur ihre US-Landsfrau Picabo Street (6) geschafft.

Während Vonn damit vor dem Super-G am Sonntag (“Ich habe jetzt großes Selbstvertrauen und werde noch mehr Gas geben als zuletzt”) schon 99 Punkte Vorsprung auf Maria Riesch (7.) hat, schlitterte Österreichs dezimierte Abfahrtstruppe in ein Debakel. Und das vor den Augen der “Golden Girls”, nachdem neben Alexandra Meissnitzer (ORF) auch Michaela Dorfmeister mit Tochter Lea, die hochschwangere Renate Götschl und Brigitte Obermoser dem Rennen einen Besuch abgestattet hatten.

“Für mich ist es nicht so schlimm weil ich ja keine Spezialistin bin und immer noch eine Steigerung verzeichne”, sagte Fenninger während Andrea Fischbacher, im Vorjahr noch Zweite in der Weltcup-Abfahrtswertung, nach Platz 23 den Kopf schüttelte. “Wir sind ratlos!”

ÖSV-Alpinchef Hans Pum versuchte einen Tag nach dem verletzungsbedingten Saison-Ende von Maria Holaus trotz des Desasters – Elisabeth Görgl kam als drittbeste ÖSV-Fahrerin auf Platz 36 nicht einmal in die Punkteränge – realistisch zu bleiben. “Man muss auch sehen, wer uns aller fehlt. Natürlich sind wir dennoch nicht zufrieden. Vielleicht fahren die Mädchen daheim einfach zu verkrampft. Da müssen wir jetzt einfach durch!”

Auch Dorfmeister hatte Verständnis. “Dass jetzt auch noch Holaus ausfällt, tut weh. Sie müssen weiterkämpfen und die Fehler nicht bei den anderen sondern bei sich suchen”, riet die Doppel-Olympiasiegerin aus Niederösterreich.

“Speed Queen” Götschl bat um Geduld für die Jungen. “Auch ich habe vier Jahre gebraucht, bis ich auch in der Abfahrt gewonnen habe. Es wird dauern, aber es wird wieder passieren”, ist Götschl überzeugt. “In der Abfahrt muss eben vieles zusammenpassen. Man braucht Talent und Erfahrung. Aber auch zu hundert Prozent Mut, denn ohne das hat man auf der Abfahrt nichts verloren.”

Über die aktuelle Gewichtsdiskussion konnte sich Götschl nur wundern. “Schon zu meiner Zeit hat man gesagt, dass man auf der Abfahrt mindestens 65 Kilo braucht, 70 Kilo ideal und 80 Kilo perfekt sind!”

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