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Lichter aus in San Francisco

"Good Things Happen in the Dark" (Gute Dinge passieren im Dunkeln) war das Energiespar-Motto am Samstagabend in San Francisco.

Als Zeichen für den Klimaschutz waren die knapp 800.000 Einwohner der Westküstenstadt dazu aufgerufen worden, für eine Stunde die Lichter abzuschalten. „Für jeden einzelnen ist dies eine simple Geste, aber wenn wir es alle tun und über den eigenen Energieverbrauch nachdenken, dann ist es eine starke Bewegung“, erklärte Nate Tyler, Initiator von „Lights Out San Francisco“ (Lichter aus in San Francisco).

Der frühere Google-Sprecher, der sich nun in Sachen Umweltschutz stark macht, hatte neben Privathaushalten und Geschäften auch die Stadtväter für den ersten freiwilligen „Blackout“ in den USA mobilisiert. „Das Rathaus ist dunkel, und das Transamerica-Büro hat die Lichter aus gemacht“, applaudierte Tyler punkt 20.00 Uhr mit tausenden Schaulustigen im Dolores Park mit Blick auf die Skyline von San Francisco.

Nach und nach gingen die 1.200 Schmucklichter auf der Bay Bridge aus, dann die Lampen auf der Golden Gate Brücke, die Flutlichter auf der früheren Gefängnisinsel Alcatraz, die Glühbirnen in städtischen Büros und in unzähligen Haushalten. Es war nicht so dramatisch wie im Oktober 1989, nach dem schweren Loma-Prieta-Erdbeben, das die Stadt in totale Dunkelheit stürzte. Viele Büro-Wolkenkratzer waren noch beleuchtet, Ampeln und Straßenlampen blieben zur Sicherheit an.

Bei Kerzenlicht und Musik vergnügten sich die Energiesparer im städtischen Park. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass auch im Dunkeln sehr nette Sachen passieren können“, meinte der Flensburger Jens-Peter Jungclaussen mit einem Augenzwinkern. Der Event-Planer lieferte Solarenergie für die Sound-Verstärker. Sein Biodiesel-Bus war schon seit Tagen im Einsatz, um in der Stadt 100.000 Energiesparbirnen – eine Spende des Stromlieferanten PG&E – kostenlos zu verteilen.

„Wenn 100.000 herkömmliche Glühbirnen durch diese umweltfreundlichen Lampen ersetzt werden, dann haben wir allein dadurch den Ausstoß von 16-einhalb Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre verhindert“, rechnet Tyler vor. Eine Stunde „Lichter Aus“ in San Francisco könnte den Energieverbrauch im Vergleich zu einem herkömmlichen Samstagabend um 15 Prozent drosseln.

Mit 400 Kerzen hatte Gus Murad, Betreiber des Restaurants Medjool, für einen „wunderschönen, romantischen“ Abend vorgesorgt. Bei Kerzenlicht servierten die Kellner in schwarzen T-Shirts mit leuchtend-gelber Aufschrift „Lichter aus“. Elf Restaurants hatten die Beleuchtung auf ein Minimum reduziert. „Ein bisschen holprig“ ging es teilweise zu, räumte Murad ein. Dies sei eben der Probelauf für die nächste große Aktion. Am 29. März soll der „Blackout“ von der West- bis zur Ostküste reichen. Elf Städte, darunter Los Angeles, Seattle, Denver, Chicago und New York, haben schon ihre Bereitschaft signalisiert.

Bei einer Reise nach Australien im vergangenen März sei ihm das Licht aufgegangen, meint der 38-jährige Tyler. In Sydney erlebte er zufällig eine ähnliche Aktion mit, bei der eine Stunde lang überflüssige Lampen ausgeschaltet wurden. Im Juni folgte dann London mit einer „Licht aus!“-Kampagne. San Francisco ging nun als erste US-Stadt mit gutem Beispiel voran. „Damit setzen wir ein Zeichen für die restliche Nation und vielleicht die Welt, dass man mit kleinen Dingen viel ändern kann“, meint der Wahl-Kalifornier Jungclaussen. „Man kann ein kleineres Auto fahren, Energiesparbirnen benutzen und Solaranlagen auf sein Dach setzen. Mehr und mehr Leute sind hier bereit, etwas zu tun“.

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