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Le Pen verschärft seine Rhetorik wieder

Jean-Marie Le Pen gibt seine verbale Zurückhaltung während des Wahlkampfes auf. Der französische Rechtspopulist will Flüchtlinge per Sonderzug abschieben.

Im französischen Präsidentschaftswahlkampf gab sich der Vorsitzende der Nationalen Front, Jean-Marie Le Pen, lange gemäßigt und verzichtete auf Provokationen. Wenige Tage nach seinem überraschenden Wahlerfolg in der ersten Runde hat der Rechtsextremist seine Rhetorik aber nun wieder verschärft.

Der 73-Jährige kündigte an, Einwanderer ohne Aufenthaltserlaubnis in „Durchgangslager“ zu stecken. Frankreich werde von einer massiven Einwanderung “überflutet“. Er sei aber nicht rassistischer als der britische Premier Tony Blair, tönte Le Pen. Denn der lasse die Flüchtlinge aus dem Lager Sangatte am Eurotunnel nicht ins Land. Wie stets hält Le Pen eine einfache Lösung bereit: Man sollte die Flüchtlinge in einen Sonderzug stecken und nach England schicken.

Der Rechtsextremist wies Gerüchte zurück, er habe mit seiner Formel „sozial links, wirtschaftlich rechts und national französisch“ auf ein Hitler-Zitat zurückgegriffen. Dieser Slogan gehe auf Michael Bloomberg zurück, den „jüdischen“ Bürgermeister von New York, behauptete Le Pen am Freitag.

„Man kann nicht sagen, dass die Nazi-Partei eine rechtsextremistische Partei war“, gab der Präsidentschaftskandidat dann in der rechtradikalen Zeitung „Present“ sein Geschichtsbild zum Besten. „Der Faschismus und der Nationalsozialismus sind Kinder der Französischen Revolution, Bewegungen der Linken, vor allem sozialistisch.“ Der Beweis a la Le Pen: „Mussolini war ein sozialistischer Abgeordneter, bevor er Gründer des Faschismus wurde, und die Nationalsozialistische Partei war eine proletarische Partei.“

Gezielte Provokationen und Beleidigungen gehören seit Jahrzehnten zum Standardrepertoire des Rechtspopulisten. Die Zeitung „Liberation“ hat einige Zitate zusammengestellt. Bereits 1989 nannte er die Erklärung der Menschenrechte die „Mutter aller totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts“. 1996 zeigte er sich von der Ungleichheit der Rassen überzeugt. „Das ist eine Banalität.“ 1987 geiferte Le Pen gegen Aids-Kranke, die den „Virus durch alle Poren ausschwitzen“.

Im September des gleichen Jahres nannte er die Gaskammern ein „Detail in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs“. 1997 wiederholte er diese Äußerung in München, was ihm eine Verurteilung wegen Verharmlosung des Holocausts einbrachte.

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