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Last-Minute-Tor entscheidet für Deutschland

Die Deutschen schlugen am Mittwoch in Basel die Türkei glücklich 3:2, ohne spielerisch überzeugen zu können.   | Bildausfall im TV | Meinungen |  

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich am Mittwoch ins Finale der EURO 2008 gezittert. Die Deutschen waren im Halbfinle in Basel gegen den krassen, weil stark ersatzgeschwächten Außenseiter Türkei die schwächere Mannschaft, siegten aber mit viel Glück 3:2 (1:1). Den entscheiden Treffer erzielte Außenverteidiger Phillip Lahm in der 90. Minute. Davor hatten in einer dramatischen Partie Bastian Schweinsteiger (26.) und Miroslav Klose (79.) sowie Ugur Boral (22.) und Semih Sentürk (86.) getroffen.

Die Türken waren lange Zeit die klar bessere Mannschaft, dominierten vor allem vor der Pause das Geschehen. Flügelspieler Ugur Boral brachte sein Team verdient in Führung, als er nach Heber von Kazim Kazim an die Latte den Abpraller verwertete. Kazim hatte schon zuvor mit einem Lattenknaller aus zehn Metern das 1:0 auf dem Fuß gehabt (13.). Aus der ersten deutschen Chance gelang Schweinsteiger nach Querpass von Lukas Podolski mit einer herrlichen Außenrist-Berührung der Ausgleich.

Kurzfristig waren die Türken der drohenden Niederlage in der Schlussphase noch einmal von der Schaufel gesprungen, als Sentürk einen Querpass von Sabri dank eines Fehlers von DFB-Keeper Jens Lehmann aus kurzer Distanz zu seinem dritten Turniertor verwertete. Davor hatte beim Treffer von Klose auch der türkische Ersatzgoalie Rüstü Recber gepatzt. Der Kapitän war aus dem Tor geirrt, Klose köpfelte ungehindert ein. Im Finish beförderte Lahm die Deutschen mit einem Schuss ins kurze Eck ins Halbfinale. Dort wartet am Sonntag in Wien entweder Spanien oder Russland.

Dabei hatten die Deutschen vor der Pause völlig von der Rolle gewirkt, leisteten sich Fehler und Fehlpässe. Der zuletzt starke Kapitän Michael Ballack war ein Totalausfall. Dabei hatte Joachim Löw genau jener Formation vertraut, die im Viertelfinale Portugal noch mit 3:2 in die Knie gezwungen hatte. Damit verzichtete der deutsche Teamchef in seinem 4-2-3-1-System vorerst auch auf Torsten Frings, der sich nach einem Rippenbruch fit gemeldet hatte. Frings kam erst in der Pause für den am Kopf verletzten Simon Rolfes. Damit kam auch etwas mehr Ordnung ins Spiel.

Die Türken mussten insgesamt sieben (!) Stammspieler vorgeben. Rüstü ersetzte im Tor den nach seiner Roten Karte gegen Tschechien gesperrten Volkan. Jungstar Arda Turan, Offensivspieler Tuncay und Verteidiger Emre Asik saßen jeweils Gelbsperren ab. Dazu fehlten Kapitän Emre Belözoglu, Abwehrchef Servet Cetin und Stürmerstar Nihat verletzt. Letzterer ist sogar bereits aus dem Teamcamp abgereist. Verteidiger Emre Güngör stand Teamchef Fatih Terim ebenfalls nicht mehr zur Verfügung.

Dennoch dominierten die Türken die ersten 45 Minuten. 9:1 Schüsse aufs Tor sprechen Bände. Bereits nach sieben Minuten hätte Hamit Altintop einen Riesenfehler von Philipp Lahm ausnützen können. Die Flügel Kazim und Ugur Boral, beide eigentlich keine Stammkräfte, sorgten immer wieder für Gefahr. Dazu strahlte Lehmann oft Unsicherheit aus. Der 38-Jährige wurde beinahe von einem Freistoß von Altintop überrascht (32.), dazu sah er bei beiden Gegentoren nicht glücklich aus. Ein Sabri-Schuss ging knapp über das Tor (42.).

Deutschland war vorerst nur im Konter über Podolski gefährlich. Der dreifache EM-Torschütze ließ aber eine Großchance aus, bei der er auch für Solostürmer Miroslav Klose hätte aufspielen können (34.). Nach Seitenwechsel reklamierten die Deutschen allerdings wohl zurecht Elfmeter, als Sabri Lahm an der Strafraumlinie zu Fall gebracht hatte (51.). Die Pfeife des auf beiden Seiten schwachen Schweizer Referees Massimo Busacca blieb stumm – ebenso auf der Gegenseite, als Lahm Kazim knapp außerhalb des Strafraums zu Boden gezerrt hatte (71.).

Schüsse von Hitzlsperger gingen über (55.) bzw. knapp neben das Tor (73.). Spielerisch war aber auch nach der Pause von den Türken mehr zu sehen, weitere Großchancen blieben jedoch aus. Damit warten die Türken weiter auf ihr erstes großes Finale. Die Deutschen gewannen dagegen ihr fünftes von insgesamt sechs EM-Halbfinali, in denen sie bisher gestanden sind. Lediglich beim Heimturnier 1988 waren sie dem späteren Europameister Niederlande (1:2) unterlegen. Das DFB-Team steht erstmals seit der WM 2002 in einem großen Finale.

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