AA

Landestheater will am 14. September öffnen

Fotoprobe "Hollenstein, ein Heimatabend" von Thomas Arzt im Vorarlberger Landestheater.
Fotoprobe "Hollenstein, ein Heimatabend" von Thomas Arzt im Vorarlberger Landestheater. ©Paultisch
14 Neuinszenierungen und neun Wiederaufnahmen stehen auf dem Spielplan des Vorarlberger Landestheater für 2020/21. Am 14. September will Intendantin Stephanie Gräve den wegen der Pandemie unterbrochenen Spielbetrieb wieder aufnehmen. Lieber wäre ihr noch der August als Starttermin, doch das stehe, wie auch die Auflagen der Bundesregierung, "noch in den Sternen", sagte Gräve am Freitag in Bregenz.

Bregenz. Gewissheit erhofft sich die Theaterleiterin von Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne). Planungssicherheit vermisste die Intendantin in diesen "merkwürdigen Zeiten" und noch mehr das Publikum. "Wir wollen unbedingt spielen", sagte Gräve. Und zwar so früh wie möglich, sie sei dazu auch zu einigen Zugeständnissen bereit. Im Gegensatz zu Wiener Theaterkollegen, die auf Originalbedingungen pochten, könne sie sich Einschränkungen vorstellen. Beispielsweise sei ein Abstand von einem Meter zwischen den Besucherinnen und Besuchern denkbar. Man stoße dabei aber an die Grenzen des Praktikablen. Zu lange könnte man aus ökonomischen Gründen nicht vor halb vollem Haus spielen. Auch kann sich Gräve Überarbeitungen von Stücken vorstellen, sollte nur ohne Pause gespielt werden dürfen.

Jetzt auf VOL.AT lesen

Schließung kostete 570.000 Euro

Die abrupte Schließung hat das Vorarlberger Landestheater bisher 570.000 Euro bei einem Gesamtbudget von fünf Millionen Euro gekostet. Dank Kurzarbeit komme sie mit ihrem Team dieses Jahr über die Runden, sagte Gräve. Prekäre Situationen von Künstlerinnen und Künstlern mit Werkverträgen habe man durch Vorauszahlungen und Abgeltungen von Vorarbeiten abfedern können. Eine ökonomische Katastrophe wäre jedoch eine Verlängerung der Schließzeiten oder gar eine durch eine zweite Pandemiewelle bedingte erneute Schließung des Theaters.

Kurzzeitig habe sie sich eine Änderung des Spielplans und die Thematisierung der Covid-19-Problematik überlegt, sagte die Intendantin. Sie sei jedoch davon abgekommen. Denn soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Werte zögen sich ohnehin als roter Faden durch den Spielplan, und "das erscheint mir auf unheimliche Weise sehr passend". Schließlich hätten finanzielle Einbußen durch Kurzarbeit oder Verlust des Arbeitsplatzes und die Schließung der Schulen soziale Ungleichheiten verfestigt.

Saison beginnt mit Liederabend am 14. September

So beginnt das Vorarlberger Landestheater die Saison am 14. September mit einem revolutionären Liederabend unter dem Titel "Bella Ciao", an dem der Bürger*innenchor mitwirkt. "So wir zeitgerecht proben können", betonte die Intendantin. Tobias Wellemeyer wird durch seine Inszenierung von "Woyzeck" neue Perspektiven auf das Dramenfragment von Georg Büchner eröffnen. Die Fassung von Robert Wilson mit Songs von Tom Waits bringt "Woyzeck" in die Gegenwart, Premiere ist am 19. September. In der Box wird ab 20. September das junge Stück für Menschen ab zwölf Jahren namens "Else (ohne Fräulein)" von Thomas Arzt gezeigt. Ebenfalls in der Box für Menschen ab zehn Jahren wird ab 1. Februar "Patricks Trick" von Kristo Sagor gespielt. Kapitalismuskritik verspricht "Geld, Parzifal" des Schweizer Autors Joël Laszlo. Das Auftragswerk feiert am 4. Oktober Premiere.

Mit "King Size" bringt Stephanie Gräve Christoph Marthaler nach Bregenz. Die musiktheatralische Kreation ist ab 3. Dezember zu sehen. John Steinbecks "Von Mäusen und Menschen", ein kritisches Porträt des amerikanischen Arbeitermilieus in Krisenzeiten, setzt die Serie sozialkritischer Stücke ab 16. Dezember fort. Marktmacht und Moral sind die Themen in Arthur Millers "Alle meine Söhne". Niklas Ritter wird inszenieren, Premiere ist am 17. Februar 2021. Mit dem Vorarlberger Vordenker und Sozialreformer Franz Michel Felder setzt sich der junge Autor Maximilian Lang in "Sprich nur ein Wort" auseinander (Uraufführung am 10. April 2021). Der Erfolgsroman "Schlafes Bruder" von Robert Schneider wird von Teresa Rotemberg als Fusion von Schauspiel und Tanz auf die Bühne gebracht (ab 29. April).

Nach "Die Vögel" von Aristophanes, inszeniert von Johannes Lepper (Premiere am 29. Mai 2021), beschließt das Landestheater mit Werner Schwabs "Abfall, Bergland, Cäsar" eine Werkschau von Stephanie Geiger aus Performance, Text und Ausstellung und die Saison (Premiere Juni 2021). Als Familienstück wird von Catharina May Erich Kästners "Pünktchen und Anton" auf die Bühne gebracht, Premiere ist am 7. November. Neu ist bei allen Stücken eine Altersangabe wie sie bei Filmen üblich ist. Stephanie Gräve will damit die Grenzen zwischen Jugend- und Erwachsenentheater aufheben.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Vorarlberg
  • Landestheater will am 14. September öffnen