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Landesarchiv forschte zum Thema Hexen

Die Hexenverfolgung im heutigen Vorarlberg verlief je nach Region unterschiedlich. Manfred Tschaikner, Historiker im Vorarlberger Landesarchiv, untersuchte die Gebiete, die im 17. Jahrhundert von den Grafen von Hohenems regiert und verwaltet wurden.

Dabei kam er zu überraschenden Ergebnissen. Sein Buch darüber wird am Freitag, 10. September in Hohenems vorgestellt.

Manfred Tschaikner zählt international zu den führenden Erforschern der Hexenverfolgung. Seine Untersuchungen zu den Hohenemser Gebieten schließen regional eine große Lücke. Besonders interessant daran ist, dass die Grafen im 17. Jahrhundert auf verschiedener Weise drei benachbarte Gebiete regierten, in denen die Hexenverfolgungen unterschiedlich zum Tragen kamen. Manfred Tschaikners Erklärung: “In Gebieten, die demokratisch verwaltet wurden oder wo die Obrigkeit von den Untertanen finanziell abhängig war, konnte die Hexenverfolgung besonders leicht um sich greifen. In großflächigen Staatsgebilden hingegen dämmte der Verwaltungsapparat die Verfolgung ein.” Verkürzt gesagt: Kleinräumige demokratische Mitbestimmung hemmte Hexenjagden nicht, sondern förderte sie.

Das ist auch in den Hohenemser Territorien zu beobachten: In den Stammlanden (Grafschaft Hohenems mit dem Reichshof Lustenau) regierten die Emser absolutistisch – die Hexenverfolgungen wurden hier noch bis ins letzte Viertel des 17. Jahrhunderts geführt, eskalierten jedoch nicht. In den Herrschaften Vaduz und Schellenberg hingegen, die das Haus Hohenems erworben hatte, bestimmte das “Volk” mit – hier kam es zu ausufernden Hexenjagden. Gleichzeitig verwalteten die Grafen als Vögte zeitweise die österreichischen Herrschaften Feldkirch und Neuburg – hier dämmte die Regierung in Innsbruck die Verfolgungen schon früh durch hohe rechtliche Anforderungen ein. Seinen Höhepunkt erlebte das Hexentreiben in Hohenems 1649/50, als ihm neun Personen zum Opfer fielen. 27 Jahre später forderten die letzten Hexenprozesse, die auf dem Boden des heutigen Vorarlberg geführt wurden, in Hohenems und Lustenau weitere sechs Menschenleben. Zum allergrößten Teil wurden Frauen sämtlicher bäuerlicher Schichten vor Gericht gestellt, im Alter von 12 bis 75 Jahren. Häufig waren Familien betroffen, denn das Delikt der Hexerei galt als sozial vererbbar und biologisch vererblich.

Manfred Tschaikners Buch “Hexenverfolgungen in Hohenems einschließlich des Reichshofs Lustenau sowie der österreichischen Herrschaften Feldkirch und Neuburg unter hohenemsischen Pfandherren und Vögten” erscheint im Universitätsverlag Konstanz und wird am Freitag, 10. September 2004, 20.00 Uhr in der Öffentlichen Bücherei im Pfarrheim Hohenems präsentiert.

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