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Land Vorarlberg 1945 wieder hergestellt

Am Donnerstag, 7. April - am 100. Geburtstag von Alt-LH Ilg – wird im Landhaus mit einem Festakt "Freiheit und Einheit" an die Wiedergründung des Landes Vorarlberg und der Republik Österreich vor 60 Jahren erinnert.

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel wird dabei zum Thema “Österreich: Gegenwart und Zukunft” eine Festrede halten. In diesem Rahmen wird Landeshauptmann Sausgruber auch eine Ausstellung des Landesarchivs eröffnen.

Wie kam es zur Wiederherstellung des Landes Vorarlberg im Mai 1945? Wie konnte später auch Österreichs Einheit in Freiheit erreicht und gesichert werden? Welche Rolle spielte dabei Landeshauptmann Ulrich Ilg (1905 bis 1986) – Das Vorarlberger Landesarchiv versucht, auf diese Fragen in Form einer Ausstellung im Landhaus in Bregenz Antworten zu geben, die bis 30. April zu sehen sein.

Ausstellung des Landesarchivs im Landhaus

Als französische Truppen Anfang Mai 1945 Vorarlberg von der nationalsozialistischen Diktatur befreiten, gab es kein “Land Vorarlberg” mehr. Das Kleinwalsertal war 1938 Bayern zugeschlagen worden, der Rest dem “Reichsgau Tirol und Vorarlberg”. Vorarlberg war nach der Befreiung vom übrigen Österreich abgeschnitten, die Ernährungslage prekär. “Die Allliierten hatten 1943 zwar angekündigt, Österreich frei und unabhängig wieder herzustellen”, erklärt Ausstellungsmacher Ulrich Nachbaur: “Wie das aber vor sich gehen sollte, war unklar, die Einheit Österreichs in Freiheit keinesfalls fix, Vorarlberg konnte und wollte nicht darauf warten.”

Als möglicher Regierungschef wurde sofort der ehemaligen Landesbauernführer Ulrich Ilg (1905 bis 1986) ins Spiel gebracht. Er erklärte sich schließlich bereit, gemeinsam mit vier weiteren Christlichsozialen und drei Sozialdemokraten die Regierungsverantwortung zu übernehmen, sofern die französische Militärregierung gleichzeitig die Landesautonomie wieder herstellt. Beides erfolgte mit Dekret vom 24. Mai 1945. Die Franzosen bestellten einen Vorarlberger Landesausschuss als provisorische oberste Behörde der zivilen Verwaltung des Landes Vorarlberg mit Sitz in Feldkirch, wo das Truppenkommando vorläufig residierte. Noch am selben Tag trat der Landesausschuss im Gesellenhaus in Feldkirch zusammen und nahm unter Kontrolle der Militärregierung sofort die Nahrungsmittelversorgung und den Wiederaufbau einer geordneten Verwaltung in Angriff.

Keine Einheit um den Preis der Freiheit

In Wien hatten sich drei “antifaschistische” Parteien – KPÖ, SPÖ und ÖVP – gegründet, am 27. April 1945 die Unabhängigkeit der Republik Österreich ausgerufen und unter Führung des Sozialisten Karl Renner eine provisorische Staatsregierung gebildet, die für ganz Österreich das Gesetzgebungsrecht allein für sich beanspruchte. Doch der Wirkungsbereich der Regierung Renner erstreckte sich zuerst nur auf die sowjetische Besatzungszone. Die westlichen Besatzungsmächte – die USA, Großbritannien und Frankreich – erkannten sie nicht an.

Zu Wien bestand über Monate kein Kontakt. Das Misstrauen im Westen war erheblich. “Selbstverständlich musste die Einheit möglichst bald erreicht werden”, erinnerte sich Landeshauptmann Ulrich Ilg, “aber nicht unter Aufzwingung einer neuen Verfassung und nur unter Hintanhaltung eines zu großen kommunistischen Einflusses”. Keine Einheit um den Preis der Freiheit.

Im September 1945 konnte Renner mit Zustimmung der Alliierten endlich eine Länderkonferenz nach Wien einberufen. Vorarlbergs Landeshauptmann Ulrich Ilg zählte zu den Wortführern des Westens, und die Föderalisten setzten sich tatsächlich durch: Die bundesstaatliche Verfassung soll sofort wieder in Kraft treten, die Staatsregierung wird mit Ländervertretern umgebildet, Staatsregierung und Länderregierungen erkennen sich gegenseitig an, so bald wie möglich sollen freie Wahlen stattfinden.

Die Länderkonferenz brachte den Durchbruch. Die Alliierten erkannten ihre einmütigen Ergebnisse an, am 20. Oktober 1945 auch die Zuständigkeit der Staatsregierung für ganz Österreich. Damit war Österreich im Bundesstaat wieder geeint. Bei den Wahlen am 25. November errang die ÖVP im Nationalrat und in sieben Landtagen die absolute Mehrheit, am eindrucksvollsten in Vorarlberg mit 70 Prozent.

Vorarlberg bereits 1953 von Besatzungstruppen geräumt

Vorarlberg war wirtschaftlich durch die Nachbarschaft zur Schweiz sehr begünstigt. Hinzu kam, dass die Franzosen Österreich von Beginn an als “befreundetes Land” behandelten. Als ihnen die Besatzung zu teuer wurde, räumten sie Vorarlberg Ende 1953 vorzeitig von ihren Truppen. Am 15. Mai 1955 konnte in Wien endlich, und doch überraschend, der Staatsvertrag unterzeichnet werden. Damit gewann Österreich seine volle völkerrechtliche Souveränität zurück.

Die Symbolfigur des Vorarlberger Wiederaufbaus und Aufschwungs ist Landeshauptmann Ulrich Ilg, der am 7. April seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Bis 1964 stand er an der Spitze des Landes und führte anschließend in der Regierung seines jungen Nachfolgers Herbert Kessler (geb. 1925) bis 1969 noch das Finanzressort.

Ausstellung auch im Internet

Die Ausstellung “Freiheit und Einheit” ist bis Freitag, 29. April von Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr, im Landhaus in Bregenz bei freiem Eintritt zu besichtigen. Das Landesarchiv bietet zudem eine Internetversion unter www.landesarchiv.at, www.vorarlberg.at, an.

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