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Kunsthalle Wien zeigt „Heiliger Sebastian“

Der Wiener Kunsthallen-Direktor Gerald Matt und der Kulturamtsleiter der Stadt Bregenz, Wolfgang Fetz, befassen sich in der Schau mit dem Mythos "Heiliger Sebastian".

Die Kunsthalle Wien widmet sich einer Ausstellung, die ab Freitag bis 14. Februar 2004 zu sehen ist, der Frage nach dem Mythos des “Heiligen Sebastian”. Es soll eine Weiterwirkung des Mythos des Heiligen Sebastian in der zeitgenössischen Kunst sein. Ausgehend von dem mythologischen Drama von Gabriele D’Annunzio „Le Martyre de Saint Sebastien“, zu dem Debussy die Musik schrieb, und das bei der Uraufführung 1911 für einen Skandal sorgte, werden in der von Gerald Matt und Wolfgang Fetz kuratierten Schau „Heiliger Sebastian – A Splendid Readiness For Death“ verschiedenste Aspekte des „Künstlers als exemplarisch Leidender“ (Susan Sontag) behandelt.

Faszination für die Figur

„Der Heilige Sebastian ist eine Person, die einen in ihren Bann zieht“, versicherte Kunsthallen-Leiter Gerald Matt bei der heutigen Presseführung, „das zeigt die Rezeption bis ins Zeitgenössische. Mich persönlich hat diese Figur ja schon lange fasziniert.“ Zwar war das reale Vorbild für Kurator Fetz nur „ein relativ mittelmäßiger christlicher Märtyrer“, und das Bild des schönen, an den Baum gefesselten, leidenden Jünglings sei erst eine Erfindung des 15. Jahrhunderts, doch speziell im und nach dem Fin de Siecle hätten sich immer mehr Künstler mit diesem Topos beschäftigt. Matt: „Wir glauben, dass er eine sehr aktuelle, eine polymorphe Figur ist, ein Charakter, der sich mit unterschiedlichen Bedeutungen aufladen lässt.“

Sadomasochistische Komponente

Natürlich hat das Thema des lustvollen Schmerzes eine deutliche sadomasochistische Komponente, aber auch starke homoerotische Züge werden in der Ausstellung immer wieder sichtbar. Viele Filmprojektionen, von Derek Jarmans „Sebastiane“ und „Blue“ über Pasolinis „Teorema“ bis zu dem hoch expressiven Schwarz-Weiß-Kurzfilm „Saint“ des jungen Belgiers Bavo Defurne reicht hier die Auswahl. Von D’Annunzios Drama sind unter anderem Fotos von so unterschiedlichen Aufführungen wie durch Bob Wilson 1988 in Paris und durch La Fura dels Baus 2001 in Neapel zu sehen. Bei den Fotos faszinieren vor allem Kishin Shinoyamas fotografische Inszenierungen des Dichters Mishima. Unter den Skulpturen gibt es witzige (Stephan Balkenhol), feministische (Louise Bourgeois) und blutig-anatomische (Sigalit Landau) Beispiele.

“Schwerarbeit” Märtyrer

Fotos von Aktionen von Chris Burden und Ron Athey dokumentieren eindringlich, dass das Bild des Heiligen Sebastian, der für seinen Glauben jeden Schmerz auf sich nimmt (einziges historisches Beispiel ist eine Guido Reni-Kopie aus dem 18./19. Jahrhundert), durchaus auch auf die Kunst anwendbar ist: Burden ließ sich etwa 1971 von einem Freund in den linken Arm schießen. Sein Blck spiegelt jedoch weniger Verzückung als Trotz und Angst. Märtyrer scheint kein leichter Job zu sein.

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