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Kulturminister Ostermayer entlässt Burgtheater-Direktor Hartmann

Direktor Hartmann muss den Hut nehmen.
Direktor Hartmann muss den Hut nehmen. ©APA
Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) zieht die Konsequenzen aus der aktuellen Finanzaffäre des Wiener Burgtheaters und entlässt Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann. Die Entscheidung fiel nur wenige Stunden, nachdem der künstlerische Geschäftsführer selbst angeboten hatte, sein Amt bis zur Klärung der Vorwürfe ruhend zu stellen.
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Den Schritt bestätigte Hartmann am Dienstag via Aussendung. “Man möchte meinen, dass sich der künstlerische Geschäftsführer auf die kaufmännische Direktion, die Kontrollfunktion der Holding und die Wirtschaftsprüfer verlassen könnte. Da wurde ich offensichtlich völlig im Stich gelassen und muss dafür jetzt büßen.”

Er unterstrich, die Entlassung nicht zu akzeptieren. Deshalb habe er unmittelbar eine Rechtsanwaltskanzlei damit beauftragt, Klage gegen die Entlassung einzubringen.

Burgtheater: “Sorgfaltspflicht erheblich verletzt”

Zwei Rechtsgutachten zur Mitverantwortung an der derzeitigen Lage des Burgtheaters hätten bei Matthias Hartmann “erhebliche Verletzungen der Sorgfaltspflicht eines Geschäftsführers” festgestellt, sagte Kulturminister Ostermayer. Erhebliche Mängel im Rechnungswesen seien nicht behoben worden. Dadurch sei eine fristlose Entlassung auszusprechen gewesen.

Der Burgtheater-Aufsichtsrat habe am Vormittag seine einstimmige Zustimmung für die Abberufung des Burgtheater-Direktors durch den Minister und das Aussprechen der Entlassung seitens der Holding gegeben. Diese Schritte seien notwendig gewesen, “um Schaden von der Republik und dem Burgtheater abzuwenden”. Dabei wurde Hartmann just jenes Unverzüglichkeitsprinzip zum Verhängnis, das nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe im November 2013 zur Entlassung der Vizedirektorin und ehemaligen kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky geführt hatte.

Hartmann kündigt rechtliche Schritte an

Nach dem Aufsichtsrat-Beschluss habe er Matthias Hartmann getroffen und ihm angeboten, dass dieser von sich aus die Funktion zur Verfügung stelle, “aber natürlich nicht zeitlich befristet”, so Ostermayer. Dieses Angebot habe der Direktor jedoch nicht angenommen. Hartmann informierte daraufhin jene rund 50 bis 60 Ensemblemitglieder des Hauses, die zu einem anschließenden Gespräch zu Ostermayer ins Ministerium gekommen waren.

Infolge der fristlosen Entlassung muss Hartmann, der rechtliche Schritte angekündigt hat, seinen Arbeitsplatz unverzüglich räumen und darf sein Büro künftig nicht mehr betreten. Ostermayer verwies jedoch darauf, dass Hartmanns Tätigkeit als Regisseur von der Entlassung grundsätzlich nicht betroffen sei. Hartmann probt derzeit sein Projekt “Der falsche Film”, das am 6. April im Akademietheater uraufgeführt werden soll.

Bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung (19. März) werde ein interimistischer künstlerischer Geschäftsführer gesucht, sagte Ostermayer, für eine dauerhafte Lösung sei dagegen unverzüglich eine Ausschreibung notwendig. 

(APA)

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