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Kräutler: Ständige Morddrohungen

Der austro-brasilianische Bischof Dom Erwin Kräutler, der seit 41 Jahren in der Amazonasregion tätig ist, erhält derzeit kontinuierlich Morddrohungen, wie Kathpress meldet.

Man wolle ihn aus dem Weg räumen, weil er die lückenlose Aufklärung des Mordes an der Ordensfrau Dorothy Stang, einer US-Staatsbürgerin, fordere, sagte der aus Vorarlberg stammende Bischof im Gespräch mit Kathpress. In den letzten Monaten sei er Ziel regelrechter Hetzkampagnen von Politikern und Unternehmern geworden.

Der gebürtige Vorarlberger wirkt seit 1965 in Brasilien und wurde 1981 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Xingu ernannt. 1983 wurde Kräutler Präsident des „Indianer-Missionsrats“ der brasilianischen Bischofskonferenz. Er übte diese Funktion bis 1991 aus. Wegen seines Einsatzes für die Unterprivilegierten wurde er mehrfach mit dem Tod bedroht und 1983 von der Militärpolizei misshandelt. 1987 überlebte er nur knapp einen inszenierten Autounfall.

Dorothy Stang war im Februar vorigen Jahres erschossen worden. Sie hatte jahrelang gemeinsam mit anderen kirchlichen Menschenrechtsverfechtern ein Projekt zur nachhaltigen Waldnutzung verteidigt; dabei ging es auch um Grundflächen, die sich Großgrundbesitzer und Holzfirmen illegal aneignen wollten. Viele Hintermänner der Tat, darunter einflussreiche Politiker, seien indessen weiter auf freiem Fuß, nur wenige Tatbeteiligte habe man gefasst, sagte der Bischof. Als weiteren Grund der Morddrohungen nannte der Bischof seinen Widerstand gegen ein in Altamira geplantes gigantisches Staudammprojekt. Es wird von der Regierung von Präsident Luiz Inacio „Lula“ da Silva befürwortet, von der Kirche sowie Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen indessen scharf abgelehnt.

„Bei meinen Gegnern“, so Kräutler, „handelt es sich um eine Mafia, eine Gruppe von Spekulanten, die auf Kosten der Natur und der Bewohner des Amazonasgebiets von heute auf morgen reich werden wollen. Bei Realisierung des Staudammprojekts würden immense Summen in die Region von Altamira investiert werden: „Wenn ich mich gegen die skrupellose Ausbeutung Amazoniens, auch die Abholzung der Regenwälder, wende, bin ich natürlich gegen diese Leute, die mit wahnsinnig hohen Gewinnen rechnen“.

Als dritten Grund der Morddrohungen bezeichnete Kräutler seine Anzeigen gegen zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger in Altamira. Nach den bisherigen Ermittlungen der Sicherheits- und Justizbehörden sind offenbar einflussreiche Personen der Region verwickelt. Derzeit erhält Kräutler nach eigenen Angaben täglich zahlreiche Solidaritätsbekundungen und wird ermuntert, seinen Kampf für die Menschenrechte und die Bewahrung der Schöpfung auf keinen Fall aufzugeben. Auch die brasilianische Bischofskonferenz hat ihm volle Unterstützung zugesagt. Im Teilstaat Para – in dem die von Kräutler geleitete Prälatur Xingu liegt – kommt es immer wieder zu Terror gegen Landlose, Geistliche, Gewerkschaftler und Umweltaktivisten. Nach Schätzungen von Rechtsexperten wird nur in vier Prozent der Mordfälle überhaupt ermittelt; es herrsche ein Klima der Straflosigkeit.

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