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Kroatien-Cluster wird größer - Mückstein: "Habe nichts gegen Partys"

Mückstein findet PCR-Tests für Einreisende noch nicht nötig.
Mückstein findet PCR-Tests für Einreisende noch nicht nötig. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Bisher stehen in Österreich mehr als 300 Corona-Infektionen in Verbindung mit dem "Austria goes Zrce"-Festival in Kroatien. Gesundheitsminister Mückstein wolle den Jugendlichen das Feiern aber nicht verbieten - solange die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden.
Bereits 215 bestätigte Fälle

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat zu den vielen Corona-Infektionen nach einem für Österreicher organisierten Festival in Zrce betont, keinen Einfluss auf Bedingungen von Events in Kroatien zu haben. "Was wir gehört haben, sind es gute Sicherheitsstandards gewesen, ob sie in jedem Fall eingehalten worden sind, kann ich nicht beurteilen." Die Zahl der bisher bekannt gewordenen Infektionen in diesem Zusammenhang stieg bis Freitagmittag auf über 300.

Mehr als 300 nach Österreich zurückgekehrte Festivalbesucher hätten sich bisher nachgewiesenerweise mit Corona angesteckt, bestätigte Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, im Ö1-Mittagsjournal die neuerlich deutlich angestiegene Fallzahl. Sie hoffe, dass künftig nicht noch mehr Cluster solcher Größenordnung auftreten werden, aber die Gesundheitsbehörden seien gerüstet und durchaus vorbereitet.

Mückstein: "Ich habe nichts gegen Partys"

"Ich habe überhaupt nichts gegen Partys und die Jungen haben sich das verdient nach 16 Monaten Pandemie. Ich glaube, das ist auch ganz wichtig, aber halt unter maximalen Sicherheitsbedingungen, getestet oder noch viel besser doppelt geimpft", betonte Mückstein am Rande einer Pressekonferenz in Wien. Zur Frage, ob nicht auch in Österreich diesen Sommer Festivals unter strengen Vorkehrungen stattfinden hätten können, sagte der Minister, der Bund mache zwar die Regeln, die überall in Österreich für Veranstaltungen gelten, die Bezirkshauptmannschaften würden sich aber die ab 500 Teilnehmern nötigen Sicherheitskonzepte anschauen, einschätzen und darüber entscheiden. Das sei gut so und könne von Wien aus nicht beurteilt werden.

Absage des Frequency-Festivals "natürlich gscheit"

Die Absage des heimischen Frequency-Festivals, die in der Kultur- und Konzertveranstalter-Branche unter Verweis auf die vielen aus Kroatien eingeschleppten Fälle zuletzt erneut kritisiert worden war, bezeichnete Reich im ORF-Radio als "natürlich gescheit", weil man um das Risiko solcher Großevents wisse. Dass sich die Menschen "nicht aufhalten lassen" - und dann eben zu Veranstaltungen ins Ausland ausweichen -, sei eine andere Sache. Alle sollten sich aber bewusst machen, "was sie bei solchen Festivals zu erwarten haben".

Reich appellierte in diesem Zusammenhang, "wenn es schon sein muss", dann nur vollständig geimpft teilzunehmen. Wer mit Angehörigen von Covid-Risikogruppen zu tun habe, sollte nach der Rückkehr in Selbstquarantäne und umgehend einen PCR-Test veranlassen, empfiehlt die Sektionschefin.

Mückstein noch gegen PCR-Tests für Einreisende

Flächendeckende PCR-Tests für Einreisende an allen Landgrenzen hält Mückstein "zu diesem Zeitpunkt" nicht für zielführend. Zum Thema Kontrollen von Reiserückkehrern meinte Reich grundsätzlich, es sollte kontrolliert werden, weil man eine Corona-Infektion trotz Impfung weitergeben könne. Den aktuellen Plan, dass ab Dienstag Rückkehrer aus den "Risikoländern" Niederlande, Spanien und Zypern auf österreichischen Flughäfen bei ihrer Einreise einen negativen PCR-Test vorlegen bzw. unverzüglich durchführen lassen müssen, sofern sie nicht oder nur halb geimpft sind, bezeichnete sie aber als ausreichend. Das reiche, wenn es eine "normale Reise war, wo man sich nicht besonderen Risiken ausgesetzt hat".

Die Zahl der infizierten Rückkehrer vom kroatischen Party-Strand Zrce stieg in der Steiermark indes weiter: Nach zunächst 22 Corona-Infektionen lag man am Freitag bei 83 Fällen, davon 29 in der Stadt Graz. Insgesamt waren laut einer Aussendung des Landes Steiermark 1.070 Steirerinnen und Steirer am vergangenen Wochenende beim Festival "Austria goes Zrce" auf der Insel Pag dabei. Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) bittet alle Rückkehrer zum PCR-Test.

Kroatien-Rückkehrer sollen sich testen lassen

"Ich kann absolut nachvollziehen, dass sich nach so vielen Monaten des Verzichtes gerade die junge Generation nach Freiheit sehnt. Doch diese wiedergewonnene Freiheit darf nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. Deshalb bitte ich besonders alle Rückkehrerinnen und Rückkehrer des Festivals in Zrce das Angebot der kostenlosen PCR-Testungen, die es steiermarkweit gibt, wahrzunehmen. Damit schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch die Mitmenschen", sagte die Landesrätin am Freitag in einer Aussendung. Darüber hinaus appelliere sie, die niederschwelligen Angebote der Corona-Schutzimpfung in Anspruch zu nehmen.

Ein erneuter Anstieg der Corona-Fälle im Zusammenhang mit der mehrtägigen Beach-Party wurde am Freitag auch in Niederösterreich registriert. Nach 50 am Donnerstag wurden laut Angaben aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) nunmehr 58 gezählt. Im Burgenland umfasste der Cluster laut dem Koordinationsstab Coronavirus mittlerweile 15 Fälle. Am Vortag waren neun Infektionen in dem Zusammenhang gemeldet worden. Auch in Salzburg stieg die Zahl der gesichert auf das Festival zurückgehenden Fälle leicht an - und zwar von 14 am Donnerstag auf 19 am Freitag. In Oberösterreich erhöhte sich die Zahl der positiv Getesteten auf 74 gegenüber den 67 vom Vortag.

Auch in Tirol stieg die Zahl der infizierten Festival-Rückkehrer von 29 auf 36 positive Testergebnisse mit Stand Freitagnachmittag im Vergleich zum Vortag leicht an. In einer Aussendung des Landes appellierte Elmar Rizzoli, Leiter des Corona-Einsatzstabes, abermals an "alle Personen, die sich ebenfalls dort, in der Nähe oder generell im Ausland aufgehalten haben", sich umgehend einem PCR-Test zu unterziehen - auch wenn keine Symptome vorlägen. Das Land werde darüber hinaus allen Tiroler Festival-Teilnehmern "persönlich per SMS oder E-Mail eine Empfehlung zur PCR-Testung" übermitteln, hieß es. Man erhoffe sich dadurch, möglichst viele Personen zu erreichen.

Gutschein-Vorschlag von WKÖ-Chef Mahrer

Der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Harald Mahrer, schlägt gegenüber oe24.TV als Impf-Anreiz für junge Menschen einen Gutschein etwa für Nachtlokale vor, ganz nach dem Vorbild der Gastro-Gutscheine, wie sie im Mai 2020 in Wien ausgegeben wurden. "Bei den Jungen unter 25 haben wir eine Impfquote von nur 25 Prozent, das heißt, ein Viertel sind geimpft - aber drei Viertel sind nicht geimpft. Die wollen fortgehen und es ist auch deren gutes Recht." Jeder, der sich impfen lasse, sollte einen 100-Euro-Gutschein, einlösbar im Kino oder in der Nacht-Gastro oder bei einer Veranstaltung, bekommen.

(APA/red)

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