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Kriminalpsychologe zu Gast in Bregenz

Den in Krimiserien gebrauchten Ausdruck „Täterprofil“ hält er für dubios, zielführende „Tatort-Profile“ hingegen hat er nicht nur im spektakulären Fall des Bombenlegers Franz Fuchs erstellt.

Die Rede ist vom Tiroler Thomas Müller, dem über die Grenzen Österreichs anerkannten Leiter des Kriminalpsychologischen Dienstes im Innenministerium. Auf Einladung der Landesgruppe Vorarlberg des Kuratoriums Sicheres Österreich (KSÖ) und des Presseclubs Vorarlberg sprach Müller am gestrigen Montagabend in Bregenz über „Medien und Kriminalpsychologie“.

Der ehemalige Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit und amtierende KSÖ-Präsident Michael Sika rühmte Müller als „talentiertesten Kriminalpsychologen Europas“, dessen Leistungen im Ausland oft mehr Anerkennung finden würden als in Österreich. Als Ausdruck seiner Bewunderung für Müllers virtuose Umsetzung wissenschaftlicher und beruflicher Kenntnisse griff Sika zum Maximalvergleich: „Mozart der Kriminalpsychologie“.

Ob nun Mozart oder Siegmund Freud der Kriminalpsychologie, Müller versuchte die Dimensionen zurechtzurücken und warnte vor überzogenen Erwartungen in sein Metier: „Der Kriminalpsychologische Dienst löst keine Fälle, er ist jedoch wie etwa die DNA-Analyse ein zusätzliches wichtiges Hilfsmittel für die kriminalpolizeiliche Ermittlungsarbeit. Ich kann keinen Fall klären.“ Die Kriminalpsychologie betreibe nicht Ver-Urteilung, sondern vielmehr Be-Urteilung von Verbrechern und deren Taten.

Tatortanalysen würden zahlreiche Hinweise auf den oder die möglichen Täter und wichtige Ermittlungsansätze geben. Daraus könne er nicht selten ableiten, ob – unter Umständen mit Hilfe von Medien – eine „Stress-Strategie“ gegenüber dem persönlich meist noch unbekannten Täter angebracht ist oder im Gegenteil Deeskalation.

Die Zusammenarbeit mit Medien sei in vielen Fällen „absolut notwendig“, räumte Müller ein, wünscht sich aber aus Erfahrung – nicht nur im spektakulären Fall Fuchs – mehr „Fingerspitzengefühl“ mancher Medien. Für Ermittler und/oder Kriminalpsychologen sei der Schritt in die Öffentlichkeit nicht selten ein gefährlicher Hochseilakt. Das Dogma der Kriminalistik sei bewährt: „Sage den Medien nur das, was du dem Täter sagen willst.“

Die APA-Frage, ob er bereits in die Ermittlungen nach den Briefbomben in Brüssel eingebunden sei, beantwortete Müller mit vielsagender Zurückhaltung: „Ich bitte, diese Frage nicht beantworten zu müssen.“ Generell ist Müller überzeugt, dass sich – ausgehend von den USA – die Gesellschaft in Zukunft mit neuen Formen von Gewalt und Verbrechen auseinander setzen muss. Als Beispiele nannte der Kriminalpsychologe unterschiedliche Gewalt am Arbeitsplatz oder Internet-Kriminalität.

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