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U-Bahn-Kriminalität: Wie gefährlich ist Wiens beliebtestes Verkehrsmittel?

Zug-Notstopp und Notrufknopf findet man in jedem U-Bahn-Zug - VIENNA.AT hat nachgefragt, was es da zu beachten gilt
Zug-Notstopp und Notrufknopf findet man in jedem U-Bahn-Zug - VIENNA.AT hat nachgefragt, was es da zu beachten gilt ©Wiener Linien
Vergewaltigung, brutaler Raub, handgreiflicher Streit, ein Stoß auf die Schienen ... In den letzten Wochen jagte eine Schreckensmeldung die nächste. Schauplatz war in sämtlichen Fällen die Wiener U-Bahn. Wie sicher fühlen sich Wienerinnen und Wiener nun beim Benutzen des Verkehrsmittels? VIENNA.AT hat nachgefragt - und sich auch bei Polizei und Wiener Linien über aktuelle Maßnahmen und richtiges Verhalten im Notfall erkundigt.
Leitstelle & Notrufzentrale
Zug-Notstopp & Notruf-Knopf
Die VIENNA.AT-Umfrage
Räuber-Duo in der U1
Frau auf U2-Gleise gestoßen
U6: Frau & Polizisten attackiert
Lehrerin niedergeschlagen
Serienvergewaltiger in der U6
Vergewaltigung in der U6
Beim Sicherheitsworkshop
Mehr Video-Überwachung

Wer in der Bundeshauptstadt mit der U-Bahn fährt, hat dieser Tage oftmals ein mulmiges Gefühl. Zu viel Verstörendes ist in den letzten Wochen vorgefallen – manchmal sogar am helllichten Tag, wie etwa eine Vergewaltigung in einem Zug der Linie U6. In anderen Fällen wurden Fahrgäste im Zug oder am Bahnsteig brutal attackiert, jüngst sogar eine Frau nach einem Streit auf die Gleise der U-Bahn hinuntergestoßen. Auch Diebstähle von Handy oder Handtasche, Raubüberfälle und ähnliche Eigentumsdelikte kommen regelmäßig vor.

Wie geht es den Wienerinnen und Wienern damit, dass die U-Bahn aus den Schlagzeilen gar nicht mehr herauskommt? Wie sicher oder bedroht fühlen sie sich – meiden sie die U-Bahn gar oder treffen spezielle Vorkehrungen, um keine Angst haben zu müssen? VIENNA.AT hat sich im Rahmen einer Umfrage umgehört.

Umfrage: Wie sicher fühlen Sie sich in der U-Bahn?

Sicherheit in den U-Bahnen: Videoüberwachung

Auch bei den Wiener Linien selbst hat man auf die gehäufte Kriminalität reagiert, wie uns Anna Maria Reich im Gespräch berichtete. Sicherheit in den Öffis habe höchste Priorität, was schon bei einer guten Beleuchtung anfange. “Finstere Ecken werden Sie bei uns nicht finden”, so Reich. 3 von 4 Zügen seien bereits mit Überwachungskameras ausgestattet, in zwei Drittel des U-Bahn-Bereichs fänden permanente Aufzeichnungen statt. Ausgebaut werde die Videoüberwachung, die derzeit aus 4.500 Kameras in den U-Bahnen besteht, schon seit Jahren, und auch für 2013 habe man wieder ein Budget von 1,2 Millionen Euro dafür zur Verfügung, berichtet Reich. Man sei bemüht, hier auch technisch stets auf dem neuesten Stand zu sein.

“Der Sinn hinter der Videoüberwachung ist, dass sie einerseits abschreckend wirkt, andererseits extrem effektiv ist, wenn doch etwas passiert,” so die Sprecherin. Die enge Zusammenarbeit mit der Polizei sei laut Reich ein großer Erfolg, regelmäßig könne man der Exekutive binnen kürzester Zeit Videomaterial zur Verfügung stellen, das dann oftmals zur raschen Ausforschung der Täter führe. Herausgegeben werde dieses ausschließlich auf Anfrage der Polizei – weshalb Reich auch dringend empfiehlt, sich umgehend an diese zu wenden, wenn einem das Handy gestohlen worden sei oder Ähnliches. 2013 Mal seien die Wiener Linien im vergangenen Jahr der Anforderung nachgekommen, der Polizei Videomaterial zur Verfügung zu stellen. Aus Datenschutzgründen dürften diese Aufzeichnungen jedoch nur 48 Stunden aufbewahrt werden.

Richtiges Verhalten, wenn man Gewalt beobachtet

Und was rät die Expertin, wenn man am Bahnsteig oder in der U-Bahn Zeuge von Gewalt oder einer anderen Straftat werde? Laut Reich wäre bei einem Vorfall am Bahnsteig der erste Schritt, nach einem der grün beleuchteten “SOS-Würfel” an der Wand Ausschau zu halten. Denn diese seien die optische Kennzeichnung für den roten Zug-Notstopp und die rote Notruftaste, die man dann umgehend betätigen solle. “Bei Gefahr im Verzug bitte keinesfalls zögern! Lieber einmal zu oft reagiert, als einmal zu wenig”, appelliert Reich an die Fahrgäste.

Während der Zug-Notstopp sofort automatisch sämtliche U-Bahnen im Nahebereich des Alarms anhalte, stelle man durch Drücken der Notruftaste umgehend eine akustische und visuelle Verbindung mit der U-Bahn-Leitstelle und Notrufzentrale her. Dort werde ein Videobildschirm angeschaltet und wie bei einer Gegensprechanlage könne man sofort schildern, was geschehen sei – und seitens der Leitstelle werde dann Polizei, Rettung und/oder Feuerwehr verständigt. In den Zügen befinden sich laut Reich die beiden Notsignale in jedem Türbereich. Hier werde durch den Notruf-Knopf eine Verbindung zum Fahrer hergestellt, der dann reagieren könne – etwa auch in medizinischen Notfällen.

Auf die Gleise gefallen – was tun?

Wenn jemand auf die Schienen falle, sei es das Wichtigste, als Zeuge sofort den Zug-Notstopp zu betätigen. Für den Betroffenen sei es wichtig, sich sicherheitshalber in eine der Schutznischen zu retten, die sich an jedem Bahnsteig befinden – mit Ausnahme der U6. Man solle sich darunterlegen und auf jeden Fall warten, bis jemand komme und Entwarnung gebe. Auch ein deutliches akustisches Signal würde andeuten, dass der Zug angehalten sei, doch laut Reich sei es am Sichersten, wirklich dort auszuharren, bis ein Mitarbeiter der Wiener Linien käme.

Nicht selten geschieht es natürlich auch, dass persönliche Gegenstände wie das Handy oder Ähnliches auf die Gleise fielen. In diesem Fall sei das richtige Verhalten, nur den Notruf-Knopf zu betätigen und dem Stationswart zu schildern, was geschehen sei. Dieser entscheide dann über das weitere Vorgehen.

Polizei verstärkt Patrouillen

Auch seitens der Wiener Polizei reagiert man auf die gehäuften Vorfälle von Gewalt im U-Bahn-Bereich, wie Polizeisprecherin Camellia Anssari gegenüber VIENNA.AT bestätigte. Die Bereitschaftspolizei sei je nach Bedarf generell häufig in den U-Bahnen auf Streife unterwegs, seit Weihnachten habe man aber auch den Einsatz im Bereich der U6 intensiviert, wo es ja zuletzt besonders häufig Vorfälle gegeben habe.

Wie aktuelle Zahlen der Polizei belegen, sind die Straftaten im U-Bahn-Bereich in den letzten Jahren allerdings tatsächlich rückläufig – etwa bei Rauben und Diebstählen. Kamen 2010 noch 53 Raube in U-Bahnen vor, waren es 2011 nur mehr 49 und in den ersten drei Quartalen 33. (Für das vierte Quartal liegen noch keine Zahlen vor.) Was Diebstähle jeglicher Art betrifft, so gab es 2010 8.467 Diebstähle, 2011 waren es 7.658, in den ersten drei Quartalen 2012 geschahen 4.157 Delikte in der Wiener U-Bahn.

Theoretisch haben die Wienerinnen und Wiener also allen Grund, sich in der U-Bahn trotz aller Zwischenfälle sicher zu fühlen.

(DHE)

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