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Kormoran sorgt am Bodensee für Streit

Der Kormoran erhitzt in Vorarlberg einmal mehr die Gemüter, speziell jene der Fischer: Sie beantragten die Fällung jener Bäume, auf denen die ungeliebten „Futterräuber" nisten.

Die zuständige Bezirkshauptmannschaft Bregenz gab dazu grünes Licht – jetzt geht die Naturschutzanwaltschaft in Berufung, weil es sich unter anderem um die letzten derartigen Brutstätten in Österreich handelt.

Es geht um 30 Bäume in der Fußacher Bucht, die den Kormoranen als Brutplätze dienen. Nach Aussagen von Vogelexperten ist dies der einzige Brutplatz dieser Art in Österreich für Kormoranpaare. Dem Verein der Vorarlberger Berufsfischer sind die Kormorane ein Dorn im Auge. Mit Bescheid vom 9. Dezember hatte die BH Bregenz das Entfernen der Bäume „zur Abwendung von Schäden an der Fischerei durch Kormorane” genehmigt.

Diese Schäden sind für Naturschutzanwältin Karharina Lins nicht nachgewiesen: 2002, als es einen der höchsten Bestände an Kormoranen am Bodensee gegeben hatte, hätten auch die Fangerträge der Berufsfischer und auch die der Angler zugenommen. Der betroffene Auwald sei darüber hinaus auch als „prioritäter Lebensraumtyp” in der Naturschutzverordnung aufgeführt. Es sind aber auch formale Mängel, auf die sie zum Bewilligungsverfahren hinweist. Sie beantragte deshalb mit Post vom 24. Dezember „diesen Bescheid vollinhaltlich aufzuheben”. Es seien verschiedene Gutachten und andere Unterlagen nicht übermittelt worden.

Der Kormoran führt rund um den Bodensee immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen. Erst im Jänner wurde wegen des schwarzen Vogels sogar die Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey per Resolution des Thurgauer Fischereiverbandes um Hilfe angerufen: Weil deutsche Kormorane den Schweizer Sportfischern angeblich die Beute wegfressen. Immer mehr Kormorane brüten auf deutschem Hoheitsgebiet, wo sie durch EU-Recht geschützt wären, ihren Appetit auf Edelfisch stillten die Vögel jedoch in Schweizer Gewässern: Die Brutstätten in den Naturschutzgebieten Wollmatinger Riet und Radolfszeller Aach am deutschen Bodenseeufer sollten deshalb zerstört werden, so der pragmatische Lösungsvorschlag der Schweizer Fischer.

Die Naturschützer hielten „das Geschrei der Sportfischer für völlig überrissen”. Es sei „purer Futterneid”, erklärte Christine Glauser vom Schweizer Vogelschutz zu dem Streit im Jänner: Ein Kormoran brauche pro Tag 500 Gramm Fische. Der schwarze Vogel erbeute, was er erwische und sei nicht auf eine besondere Fischart aus.

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