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Konflikt an der Spitze der Bregenzer Festspiele

©VOL Live/Roland Paulitsch
Festspielpräsident Günter Rhomberg ließ dem Intendanten David Pountney gestern per Agenturmeldung wissen, dass er sich gar nicht weiter bewerben hätte sollen – und widerrief.
Bisher ein einzigartiger Erfolgsweg
SPÖ-Anfrage an LR Kaufmann

In der Frage um die Zukunft der Bregenzer Festspiele zeichnet sich ein offener Konflikt ab. Nachdem der erfolgreiche Intendant David Pountney bestätigte, dass er sich um die Verlängerung der künstlerischen Leitung des Kulturunternehmens nach dem Ablaufen des bisherigen Vertrages im Jahr 2013 beworben hat, ließ ihn Günter Rhomberg gestern über die Austria Presse Agentur wissen, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Pountney erfuhr davon ebenfalls über diesen Medienbericht und zeigte sich verwundert. Dass es ein Bewerbungsverfahren gibt, sei für ihn völlig in Ordnung, er stehe weiter zur Verfügung. In einem telefonischen Statement, das die VN am Abend von Rhomberg ein­holen konnten, hieß es dann: „Er ist als Kandidat genannt. Er ist Kandidat“. Zuvor kommentierte LH Sausgruber die Situation damit, dass man darauf setze, dass die Festspielstiftung, Präsident Rhomberg und seine beiden Vizepräsidenten, verantwortlich handeln. Ministerin Claudia Schmied bedauerte ein Abweichen von Seriosität.

Fakt ist, dass David Pountney, seit 2004 künstlerischer Leiter der Bregenzer Festspiele, nach dem Ablaufen seines bisherigen Vertrages im Jahr 2013 für das Kultur­unternehmen zur Verfügung steht. Der 63-jährige Brite hat sich, wie die VN berichteten, definitiv um die Stelle beworben. Nicht über eine Aussendung der Festspiele, sondern über die Austria Presse Agentur (APA) ließ ihn Günter Rhomberg gestern wissen, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. „Wir werden bis 2014 weiter gut mit ihm zusammenarbeiten und dann eine neue Lösung suchen“, wird Rhomberg zitiert.

„Er ist Kandidat“

Die VN haben den Festspielpräsidenten am Abend auf dem Weg zu einer Premiere telefonisch erreicht. Auf seine Aussagen gegenüber der APA wollte er dabei nicht eingehen: „Er ist als Kandidat genannt, er ist Kandidat“, lautete der knappe Kommentar, mehr habe er dazu nicht zu sagen. Über weitere Bewerber, etwa Bernd Loebe, den 59-jährigen Leiter der Frankfurter Oper, der schon länger als wesentlicher Kandidat gilt, äußerte er sich nicht. Wenige Stunden zuvor zitierte ihn die APA mit der Aussage, dass der Stiftungsvorstand Pountney „schon mehrfach persönlich davon unterrichtet“ hätte, dass man seinen Vertrag nicht über die für 2014 beschlossene Regie­vereinbarung verlängern werde. Diese Unterrichtung stellt David Pountney gegenüber den VN in Abrede. Diese Aussage, die er über den zitierten Medienbericht erfahren habe, überrasche ihn sehr, sie sei „verstörend und verwunderlich“. Er stehe weiterhin zur Verfügung. Dass es ein Bewerbungsverfahren gibt, sei für ihn, so Pountney, völlig in Ordnung. Er werde seine Konzepte präsentieren, wenn man ihn zum Vorstellungsgespräch zulässt. „Dass man mich ausschließt, überrascht mich völlig.“

Verwunderlicher Vorgang

Der Stiftungsvorstand und das Präsidium der Bregenzer Festspiele setzt sich aus Günter Rhomberg, Hans-Peter Metzler und Wilhelm Muzyczyn zusammen. Muzyczyn, der zweite Vize-Präsident, war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Hans-Peter Metzler bekräftigte gegenüber den VN, dass dem Intendanten von Seiten des Präsidiums nie nahegelegt wurde, sich nicht zu bewerben. Metzler: „Die Vorgehensweise verwundert mich, natürlich muss David Pountney angehört werden.“ Metzler setzt auf Gespräche mit dem Kuratorium und somit den Vertretern der Subventionsgeber Bund, Land Vorarlberg und Stadt Bregenz. „Ich gehe davon aus, dass der Stiftungsvorstand seine Verantwortung wahrnimmt. Selbstverständlich werde ich ein Auge darauf haben“, setzt Landeshauptmann Herbert Sausgruber auf ein Gesprächsklima, das dem Unternehmen entspricht. Das Land sei Subventionsgeber und das Ganze eine „schwierige Situation“, so Sausgruber. „Ich möchte die Stellungnahme des gesamten Stiftungsvorstandes abwarten.“

Abweichen von Seriosität

Bundesministerin Claudia Schmied verwies auf das übliche Prozedere bei einer Bewerbung, das vorsieht, dass der Vorstand seinen Vorschlag dem Kuratorium vorlegt, das dann darüber abstimmt. Grundsätzlich merkte sie aber ein Bedauern an. Claudia Schmied: „Ich bedauere es, wenn die Festspiele davon abweichen, was sie bisher auszeichnete, nämlich absolute Seriosität.“ „Der Ball liegt zuerst beim Stiftungsvorstand, der einen Vorschlag auszuarbeiten hat. Ich gehe davon aus, dass ich informiert werde. Das ist bislang jedoch nicht geschehen“, bemerkte der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart.

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