AA

König-Abdullah-Dialogzentrum verlässt Wien Richtung Lissabon

Von Wien nach Lissabon geht es für das König-Abdullah-Dialogzentrum.
Von Wien nach Lissabon geht es für das König-Abdullah-Dialogzentrum. ©APA/HERBERT NEUBAUER (Symbolbild)
Das "König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" (KAICIID) wird Wien verlassen und in Zukunft in Lissabon zu finden sein.
Abdullah-Zentrum verlässt Wien

Wie das Zentrum auf Anfrage der APA bestätigte, wird der neue Sitz bereits am 1. Juli mit zunächst 25 Mitarbeitern in der portugiesischen Hauptstadt seinen Betrieb aufnehmen.

König-Abdullah-Dialogzentrum: Von Wien nach Lissabon

Der neue Standort des 2011 von Saudi-Arabien, Österreich und Spanien gegründeten Dialogzentrums befindet sich ausgerechnet gegenüber dem Amnesty International Park in einem modernen Bürokomplex im nördlichen Stadtteil Lissabons. Die internationale Menschenrechtsorganisation gehört zu den größten Kritikern des Dialogzentrums, hinter dem man den Versuch Saudi-Arabiens sah, sein wegen zahlreichen Menschenrechtsverletzungen ramponiertes Image aufzupolieren.

König-Abdullah-Dialogzentrum sorgte für Kontroversen

Eigentlich hat das KAICIID, in dem Vertreter der großen Weltreligionen (Judentum, Islam, Christentum, Hinduismus und Buddhismus) arbeiten, zum Ziel, "den Dialog und das Verständnis zwischen den verschiedenen Religionen und Kulturen zu fördern" sowie "den Missbrauch der Religion als Rechtfertigung für Gewalt" zu bekämpfen. Doch das größtenteils von Saudi-Arabien finanzierte Dialogzentrum, in dem der Vatikan Beobachterstatus hat, stand von Beginn an im Kreuzfeuer und löste in Österreich immer wieder politische und gesellschaftliche Kontroversen aus. Vor dem Sturany-Stadtpalast am Wiener Schottenring, den der saudische König für die umstrittene Institution kaufte, fanden immer wieder auch Demonstrationen wie für die Freilassung des saudischen Bloggers und Demokratie-Aktivisten Raif Badawi statt.

Wegen des KAICIID-Zentrums kam es 2015 zu einem schweren Streit in der rot-schwarzen Bundesregierung. Der damalige Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) drohte sogar mit der Schließung des Zentrums, sollte es nicht die Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien verurteilen. Das Dialogzentrum verteidigte immer wieder seine Arbeit und stellte klar, niemals von den Gründungsstaaten den Auftrag erhalten zu haben, sich zu politischen Fragen zu äußern - auch von Österreich nicht.

Nationalrat für Ausstieg aus
König-Abdullah-Dialogzentrum

Im Juni 2019 sprach sich der österreichische Nationalrat aber schließlich für einen Ausstieg Österreichs aus dem Dialogzentrum aus. Nur die ÖVP stellte sich gegen die rechtlich nicht bindende Entscheidung, weil sie um das Ansehen Österreichs als Standort für internationale Organisationen fürchtete.

Seitdem passierte jedoch nichts. Vielleicht hofft die österreichische Regierung nun, dass mit dem jetzt anstehenden Umzug des Dialogzentrums nach Lissabon die kontroversen politischen Debatten um das KAICIID einfach verschwinden. Nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.

Aufnahme von König-Abdullah-Dialogzentrum

Portugal zumindest nimmt das Dialogzentrum mit offenen Armen auf. Portugals erst vor kurzem zurückgetretene Außenminister Augusto Santos Silva versicherte noch im Oktober vergangenen Jahres bei der Unterzeichnungszeremonie zur Übernahme des Hauptsitzes, dass Portugal "stolz" darauf sei, eine internationale Organisation wie das König Abdullah-Zentrum aufzunehmen und damit bei der Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialog zu helfen.

"Wir freuen uns sehr darauf, unsere wichtige Arbeit nun in unserem neuen Gastland Portugal fortzusetzen. Unsere Mission, den interreligiösen und interkulturellen Dialog zu fördern, ist heute wichtiger denn je", erklärte KAICIID-Interims-Generalsekretärin Elham Alshejni im Gespräch mit der APA. Das Dialogzentrum sei für jede Stadt eine wertvolle Bereicherung, die sich für globalen Frieden und nachhaltige Entwicklung einsetzen möchte, so Alshejni weiter.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 1. Bezirk
  • König-Abdullah-Dialogzentrum verlässt Wien Richtung Lissabon
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen