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Kino: Retrospektive „Budapest brennt!“

&copy Filmarchiv
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Unter dem Titel „Budapest brennt!“ widmet sich das Filmarchiv Austria ab morgen, Dienstag, bis 11. Oktober dem Gedenken an den ungarischen Volksaufstand 1956.

27 Spielfilme im Metro Kino zeigen, wie Ungarns Filmschaffende das bis in die Gegenwart nachwirkende Trauma verarbeitet haben und werfen auch ein Licht auf die Vorgeschichte und die Nachwirkungen. Ein Tribute gilt der Regisseurin Marta Meszaros. Sie wird bei der morgigen Eröffnung (20 Uhr) der Reihe mit ihrem Film „Nicht begraben“ über Imre Nagy, den ungarischen Premierminister von 1956, persönlich anwesend sein.

Die Ereignisse von 1956 bedeuteten auch für das ungarische Kino eine Zäsur. Der kurze Aufschwung eines künstlerisch und politisch eigenständigen Films in der Tauwetterperiode nach Stalins Tod wurde jäh unterbrochen. Das restaurative Kadar-Regime brachte neuerlich Zensur und Verbote. Der Volksaufstand wurde bis in die 80er Jahre nicht im Film thematisiert, oder nur verschlüsselt, indem von der Zeit des ungarischen Stalinismus, der Rakosi-Ära der 50er Jahre, erzählt wurde. So etwa in Peter Bacsos Satire „Der Zeuge“ (1969) über einen Bauern, der Anfang der 50er Jahre als Belastungszeuge gegen einen unliebsamen Minister aufgebaut werden soll.

Zu den ersten Filmen, die die Ereignisse von 1956 direkt zur Sprache bringen konnten, zählt der Kultstreifen „Die Zeit bleibt stehen“ von 1981, in dem Peter Gothar das Lebensgefühl Jugendlicher in den 60er Jahren einfängt. Mitte der 80er Jahre wurden bereits einige Dokumentarfilme über das Thema gedreht, in den vergangenen 15 Jahren auch eine ganze Reihe von Spielfilmen. Jüngstes Beispiel in der Retrospektive ist die Tragikomödie „Der Tototreffer“ (2003) von Sandor Kardos und Illes Szabo, über einen Gabelstapler, dessen privater Glückstag von den historischen Ereignissen durchkreuzt wird.

Besonders intensiv hat sich die 1931 geborene Regisseurin Marta Meszaros mit dem Thema auseinander gesetzt, eine der wichtigsten Figuren des ungarischen Films. Meszaros wuchs in der Sowjetunion auf, wohin ihre Eltern emigriert waren. Ihr Vater, ein Bildhauer, wurde im Zug der stalinistischen Säuberungen hingerichtet. Sie studierte in Moskau Film und begann mit dokumentarischen Arbeiten, was auch ihren Spielfilmstil prägte. Ende der 50er Jahre durfte sie nach Ungarn zurückkehren. Ihre Filme erzählen die Ereignisse regelmäßig aus weiblichem Blickwinkel. Im Zentrum ihres Werks steht die autobiografisch geprägte, über einen Zeitraum von 17 Jahren entstandene Tetralogie der „Tagebuch“-Serie.

Die Schau im Metro Kino ergänzen fünf weitere Filme, die im Rahmen der Montag-Klubadende bis November im Ungarischen Kulturinstitut laufen, darunter Istvan Szabos selten gezeigter „Liebesfilm“ von 1970, in dem ein durch die Revolution von 1956 getrenntes Paar vergeblich einen Neubeginn der Beziehung versucht.

Service: „Budapest brennt!“, von 26.9. bis 11.10 im Metro Kino, Tel. 01-512 18 03, http://www.filmarchiv.at; Ungarisches Kulturinstitut: http://www.collegium-hungaricum.at)

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