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Kinder- und Jugendhilfe: 1600 Gefährdungsanzeigen in Vorarlberg pro Jahr

©DPA, VOL.AT/Rauch
600 Kinder in Vorarlberg leben nicht bei ihren Familien, sondern in der Obsorge der Kinder- und Jugendhilfe. Gleichzeitig steigt seit Jahren die Zahl der Anzeigen beim Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch.

In Vorarlberg leben knapp 80.000 Kinder, jährlich verzeichnet man an die 4.200 Geburten im Ländle. Gleichzeitig sind 600 Vorarlberger Kinder in einer “Maßnahme der vollen Erziehung”, sprich in der Obsorge der Kinder- und Jugendhilfe außerhalb der eigenen Familie. Die Mehrheit davon in Pflegefamilien, womit Vorarlberg eine Sonderposition in Österreich einnimmt. Österreichweit sind insgesamt 13.500 Kinder und Jugendliche in Betreuung, davon 60 Prozent in Sozialpädagogischen Einrichtungen.

8 von 1000 in Fremdbetreuung

Im Schnitt leben damit 8 von 1000 Vorarlberger Kindern außerhalb ihrer Familien. Die betroffenen Kinder sind dabei zu 55 Prozent männlich und umfassen fast alle Altersgruppen. Herausfordernd sei hier, dass man Geschwister nach Möglichkeit in der Fremdunterbringung nicht trennen will. Zumindest eine Hilfseinrichtung muss glücklicherweise selten in Anspruch genommen werden: Seitdem die Babyklappe 2015 in die Kolumbanstraße in Bregenz verlagert wurde, wurde sie noch nie aktiviert. In den zehn Jahren davor bei der Mehrerau waren es zwei Fälle von Säuglingsabgaben.

Überwiegend einvernehmliche Lösungen

Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch betont hierbei, dass dies jedoch meist der letzte Schritt ist. In gut 97 Prozent der Fälle des Jugendamts, wie die Kinder- und Jugendhilfe im Volksmund heißt, finde man gemeinsam mit den Eltern und Familien freiwillige Lösungen, in nur drei Prozent müssten die Gerichte bemüht werden. Dennoch, 2017 waren dies 105 gerichtliche Verfügungen bei 3.001 Fällen.

Anzeigen steigen kontinuierlich

Die Zahl der Anzeigen steigt dabei kontinuierlich seit 2013. Inzwischen verzeichnet Kinder- und Jugendanwalt Rauch an die 1.600 Gefährdungsanzeigen von Minderjährigen pro Jahr. Jeder dieser Anzeigen muss nachgegangen werden und entwickle sich damit zu einem Fall für die Kinder- und Jugendhilfe. Es gibt aber auch Nachbesserungsbedarf: So werden derzeit nur 80 Heranwachsende zwischen 18 und 21 nachbetreut, hier sei Luft nach oben. Und es mangelt an Personal und bessere Information der betroffenen Jugendlichen, wie es nun mit ihnen weitergeht.

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